Ein Wiesel möchte in die große weite Welt hinaus
Das Wiesel Rubion fühlt sich in seinem Heimatort Eichendorf sehr wohl. Auch wenn der Alltag nicht besonders aufregend ist. Man trifft die üblichen Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner, die alle ihre Eigenheiten haben. Ein Glück, dass ein Kochwettbewerb für etwas Trubel und Abwechslung sorgt. Neben dem Lesen ist Kochen eine von Rubions größten Leidenschaften. Kein Wunder, dass sein Gericht weit vorne liegt. Als er in seinem Ärger über den zweiten Platz den legendären Vorfahren Oddo schlecht redet, hat er es sich mit den anderen Wieseln verscherzt. Rubion weiß nun was zu tun ist: Er muss in die große weite Welt ausziehen und Abenteuer erleben!
Die Geschichte bleibt eher an der Oberfläche
Mit Dilahs Geschichte - einem Polarfuchs, der gerne ein Mensch werden möchte - hat der Autor Chen Jiatong eine erfolgreiche Tierfantasy-Reihe geschaffen, die viele Leserinnen und Leser begeistert. Denkt man auch an „Woodwalkers“ oder „Animox“, so ist es häufig der schmale Grat zwischen der Tier- und Menschenwelt, welcher den Reiz der Bücher ausmacht.
In den „White Fox Chroniken“ soll die Vorgeschichte zur Hauptserie erzählt werden. Während es dem Autor in Dilahs Geschichte darum ging, die Unterschiede zwischen Tieren und Menschen ergründen und das menschliche Handeln und seine Auswirkungen durch die Augen der Tiere aufzuzeigen, bleibt die Handlung um das Wiesel Rubion eher an der Oberfläche. Es wird ein recht einfacher Grund gesucht, um eine Flucht aus Eichendorf zu initiieren. Das Hauptziel soll Sirocco, das ferne Wieselimperium, sein.
Auf seiner Reise trifft Rubion viele Tiere, die ihm mal mehr und mal weniger wohlgesonnen sind. So will ihm das Wildschwein Lola eine Heirat aufzwingen, der das Wiesel in letzter Sekunde entkommt. Noch gefährlicher scheint jedoch die rote Füchsin zu sein, auf die Rubion wenig später stößt und die gegen einen Polarfuchs kämpft. Durch ein Abwechslungsmanöver kann Rubion den weißen Fuchs retten und die beiden ziehen gemeinsam weiter. Jurek ist aber kein gewöhnlicher Polarfuchs: Er kann sich in einen Menschen verwandeln und ist sehr weise.
Vollständig ist die Reisgruppe allerdings noch nicht, denn es fehlt das Wildschwein Pombur, das Rubion und Jurek mit seinem unstillbaren Hunger und Appetit auf- und unterhalten soll. Wohin es für die drei geht, muss man sich immer mal wieder ins Gedächtnis rufen, denn es gibt sehr viele Zwischenstationen und Wendungen, die einen das Ziel der Mission vergessen lassen. Sie wollen nach Sirocco, treffen aber unterwegs auf Waschbären als Nachfahren einer verschollenen Zivilisation und mit einem Auftrag: Rubion, Jurek und Pombur müssen in den Zauberwald, um dort den sagenumwobenen Silberbaum zu finden.
Humor und Spannung passen nicht immer zusammen
Grundsätzlich ist es immer gut, eine aufregende Abenteuergeschichte durch ein paar humorvolle Einschübe etwas aufzulockern. Rubion ist ein recht entspanntes Wiesel, das nicht viel über Gefahren nachdenkt, sehr impulsiv und auch ein bisschen egoistisch ist. Ironie ist sicherlich auch eine seiner Eigenschaften und diese kommt in vielen Momenten zum Tragen. Allerdings fehlt den spannenden Episoden dadurch nicht selten der gewisse Nervenkitzel, da man nicht weiß, ob man lachen oder mitfiebern soll.
Auch die „White Fox Chroniken“ versuchen, eine Brücke zu unserer menschlichen Welt zu schlagen. So gleichen die gesellschaftlichen Strukturen der Tierwelt nicht selten der unseren: Nach seiner „Einreise“ in Sirocco wird Rubions Wunsch nach Arbeit beispielsweise erst einmal an das zuständige Amt weitergeleitet. Gegen Ende, das bisweilen auch etwas brutal daherkommt, überschlagen sich die Ereignisse, finden aber noch zu einem finalen Schluss ohne Cliffhanger. Demzufolge wird ein zweiter Band der Chroniken vermutlich nicht an Rubions Geschichte anknüpfen.
Fazit
Fans der „White Fox“-Reihe werden sich sicherlich über das Setting freuen. Die Story an sich hat noch Luft nach oben und lässt auf den Folgeband hoffen.
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