Schon beim Titelbild fängt der Spass an: Wie in einem Puppenhaus sieht man die einzelnen Räume eines windschiefen Hauses und die drei Freunde: Hund, Katze und Maus. Und wie der Buchtitel bereits schon richtig instruiert, sucht jeder gleich die kleine Maus auf dem Bild. Doch die idyllische Welt der drei Freunde bietet seiner Leserschaft noch mehr als das wimmelbuchtypische ";Suchen und Finden", denn die drei erfinderischen Freunde gehen auf eine echte Piratenschatzsuche!
Der Hund, die Katze und die Maus sind Freunde und wohnen in der Nähe einer Stadt im Wald. Die Katze wohnt in einem Baumhaus, der Hund in einem windschiefen Haus am Waldrand und die Maus in einem Haus, das im Wasser auf Pfählen steht. Bei einem Versteckspiel findet die Maus im Hundehaus eine Schatzkarte, und zwar die vom Ur-Ur-Uropa des Hundes, der Pirat war. Sie beschliessen diese Insel, auf der ein Schatz sein soll, zu finden. Mit viel Fantasie bauen die drei Freunde ein Flugzeug, mit dem sie zur Insel fliegen. Mit einer Bruchlandung kommen sie an. Auf dieser ehemaligen Pirateninsel leben nur noch Affen. In einer Höhle ist der Schatz versteckt! Da die Insel im Querschnitt dargestellt ist, kann man den Weg, bzw. die Wege zu ihm entdecken. Der kürzere ist besonders gefährlich, aber wer findet den besseren Weg? Die Freunde finden schließlich den besten Weg und damit den Schatz. Sie fahren mitsamt der Affen auf dem alten Piratenschiff zurück nach Hause. Gemütlich sitzen sie dann alle beisammen, doch wer hat jetzt wieder den Korkenzieher verlegt? Auf der letzten Seite gibt es für alle kleinen Schatzsucher die Aufgabe, noch mehr Dinge, die in den Bildern versteckt sind, zu finden.
Der studierte Grafik-Designer und Illustrator Hendrik Jonas ist mit seinem ersten Bilderbuch ";Wo steckt die Maus" ein gleichsam originelles wie gut durchdachtes Werk gelungen. Originell vor allem durch seinen charmanten Zeichenstil, der in seinen detailverliebten Darstellungen eine sympathische und irgendwie verwunschene Welt erschaffen hat. Dabei wirken seine fantasievollen Illustrationen niemals überladen sondern strahlen eine natürliche, einladende Lebendigkeit aus. In jedem kleinen Winkel, jeder Nische tut sich was. Gut durchdacht ist das Zusammenspiel von Illustration und Geschichte. Dabei stellt sich die Aufgabe, beispielsweise den besten Weg zum Schatz zu suchen, oftmals von ganz allein durch die begleitende Erzählung. So können sich Kinder aktiv am Geschehen beteiligen und werden auf diesem Weg natürlich ihren Ehrgeiz entwickeln, noch mehr Dinge zu entdecken, die die Geschichte noch mehr ausschmücken kann. Zudem ist es naturgemäss ein sehr kommunkatives Buch, das geradezu danach verlangt, gemeinsam mit den Eltern und den Geschwisterkindern erforscht zu werden.
Die Illustrationen in dem großformatigen Bilderbuch, erstrecken sich in einem warmen, abwechslungsreichen Farbspektrum über die gesamte Doppelseite und stellen damit eine Momentaufnahme aus der Vogelperspektive mit sehr besonderen Einblicken dar. Immer wieder werden Objekte als Querschnitt-Ansicht gezeigt, so dass Kinder zum Beispiel entdecken können, was sich im heimeligen, etwas chaotischen Haus des Hundes so tut. Wo er schläft, wo sich seine Küche befindet und wie es auf seinem Dachboden aussieht. Aber auch neben und unter dem Haus des Hundes gibt es noch allerhand zu sehen: Da unten im Keller hat der Maulwurf eine eigene Haustür zu seinen Gängen unter der Erde , ebenso wie ein Hase eine Haustür unterirdisch zu seinem Bau hat. Oben im Baum sieht man einen Vogel hinter einer Gardine, zwei kleine Vögel sitzen in ihrem Nest und spielen mit ihren gelegten Eier, und so findet man auf jeder Seite viele von diesen niedlichen und humorvollen Details. Zu jeder Doppelseite, also Momentaufnahme, gibt es Aufgaben: Mal heißt es, die Häuser der Freunde zu entdecken, dann gilt es die Maus mit der Schatzkarte auf dem Dachboden ausfindig zu machen, dann wird ein Hammer beim Flugzeugbau vermisst oder es muss der richtige Weg zum Schatz ausgetüftelt werden. Und sind es wirklich alle zwanzig Affen, die auf dem alten Piratenschiff mitkommen? Die hängen übrigens am Ende der Geschichte überall in den Bäumen und auf Fensterbrettern, luken durch Spitzbodenfenster und scheinen sich sichtlich wohl zu fühlen. Kurzum: Ein riesiger Spass! Bei einem so konzentrierten Betrachten entwickeln sich viele kleine Nebengeschichten. Die Texte sind zudem wunderbar kurz gehalten, aber mit genügend Anregungen gespickt, so dass man auch nach mehrmaligem Lesen und Betrachten immer wieder neues entdecken kann.
Hendrik Jonas sagt, dass seine beiden Kinder ihn bei der Entwicklung dieses Buches tatkräftig unterstützt haben. Dieses glaubt man ihm gern. So viel Fantasie, Ideenreichtum, Farbenfröhlichkeit, wie man sie hier findet, kann sehr gut von Kindern kommen und wird wiederum jedes Kind begeistern. Und die dürfen sich hoffentlich auf weitere Abenteuer der drei Freunde freuen!?
Fazit:
";Wo steckt die Maus" zeigt eine Bilderwelt in die man sich nur zu gern versenkt. Diese verspielte Welt aus Wäldern, windschiefen, gemütlichen Häusern, witzigen tierischen Nebendarstellern, Schatzinseln und Piratenschiffen ";riecht" regelrecht nach Abenteuer und wird jedes kleine aber auch große Kind ansprechen. Hendrik Jonas hat damit nicht nur eine wunderschöne Fantasiewelt erschaffen, sondern er zeigt zudem auch ein deutliches Gespür dafür, was Kinder mögen.
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