Wir entscheiden über unsere Zukunft!
Der Autor Yuval Noah Harari hat hier den zweiten Band der „Unstoppable Us“-Reihe geschrieben. Seine Sachbücher sind weltweit bekannt und seine Gedanken teilt er mit einer großen Leserschaft. Hier wagt er sich an eine jüngere Leserschaft heran. Ob ihm das gelingt? Allein das Zitat zu Beginn verspricht so einiges an Erkenntnissen: „Unsere Vorfahren haben die Welt zu der gemacht, die sie ist. Aber wir sind es, die über ihre Zukunft entscheiden.“ Ein großes Wort!
„Das ist unfair!“ – Eine Aussage, die jeder von uns kennt.
Das Sachbuch ist in vier große Kapitel mit Unterkapiteln eingeteilt. Unkonventionelle Überschriften wie „Uuups, so war das nicht geplant!“ machen neugierig. Harari beginnt mit den Erklärungen, wie es dazu kommen konnte, dass einige Menschen arm und andere reich sind. Dabei ist es ihm ein großes Anliegen, zu erklären, wie dazu kommen konnte, dass wir Herrscher haben, es ein soziales Gefälle gibt, Regeln befolgt werden müssen und Mächtige zu immer mehr Macht gelangen. Bei seinen Ausführungen fehlt nie der Aktualitätsbezug. So bezieht er die Lesenden mit der Aussage „Das ist unfair!“ mit ein, denn genau das hört man doch häufig. Die Menschen fühlen sich ungerecht behandelt, schimpfen, regen sich auf – wer kennt das nicht? Die Frage ist aber: War das schon immer so? Und diese kann der Autor ganz direkt und klar verneinen. Zusammen mit den Lesenden macht er sich auf den weiten Weg, diese Frage zu beantworten und Folgen aufzuzeigen, die genau dieses Denken befeuern.
Wann hat es begonnen, dass wir die Kontrolle über alles erlangen wollten?
Harari beginnt tatsächlich bei den Steinzeitmenschen, die noch jagten, Nahrung sammelten und weiterzogen, wenn alles verbraucht war. Die Menschen lebten im Einklang mit der Natur und nahmen nur, was sie brauchten – Hunger, Armut, Machtstreben waren wahrscheinlich Fremdwörter für sie. Erst mit der neolithischen Revolution, als die Menschen begannen, zu erkennen, dass sie Pflanzen anbauen konnten, Tiere halten und schlachten, wann immer sie wollten, und sich an einem Ort ansiedelten, begann das, was wir heute kennen: Viele Menschen an einem Ort, fehlende oder zu viele Ressourcen, Epidemien, Hungersnöte und alles kontrollierende Herrscher. Natürlich sind dies und auch die bildlichen Beispiele, die Harari einbringt, teils Gedankenspiele, aber sie machen den Kindern, die das Buch mit Interesse lesen, so einige Geschehnisse klarer. Dabei sind die Ideen und auch die Entwicklung unserer Menschheitsgeschichte historisch fundiert. Dafür spricht sich der Autor am Ende auch noch einmal aus.
Anregung zum Nachdenken: Mach es anders!
So interessant und mitreißend die Reise in unsere Vergangenheit auch ist, jetzt folgt ein kleines Aber. Zu Beginn liest sich das Ganze noch uneingeschränkt humorig-faktenorientiert, interessant und man staunt über die vielen Erklärungen. Doch nach einigen Kapiteln fühlt man sich in eine bestimmte Richtung gedrängt, denn der Unterton des Sachbuches ist nicht immer ganz sachlich gehalten. Man gewinnt den Eindruck, das Streben der Menschen nach Sesshaftigkeit, Entwicklung und Macht konnotiert der Autor immer negativ - beispielsweise bei den Erklärungen, dass der Mensch sich der Tiere bemächtigt hat und sie nur hält, um sie auszunutzen, sei es wegen des Fleisches oder der Milch. Das mag auch definitiv stimmen, die Diskussion um eine artgerecht Tierhaltung ist hier müßig, aber der Fokus scheint daraufgelegt zu sein, dass die Tiere meist schlecht behandelt werden.
Auch wird der Mensch im Ganzen als Kontrollfreak geschildert. Auch dem kann nicht widersprochen werden, doch: Diese Schilderungen lassen dem Lesenden manchmal keinen Raum, die Dinge anders zu sehen. Von dieser teils lenkenden Art und Weise und Einseitigkeit der Erklärungen fühlt man sich zwischendurch übersättigt, wobei man dem Ganzen natürlich die negativen Aspekte nicht absprechen kann. Doch hätte der Mensch weiterhin Jäger und Sammler bleiben sollen? Hätte es die Weiterentwicklung des Alltags, der Routine und der Lebensweise nicht geben dürfen? Egal, wie man die Sache sieht, man ist auf jeden Fall mitten in der Diskussion. Und das ist wichtig! Gerade für die jüngeren LeserInnen, denn ihnen steht noch offen, die Dinge anders zu gestalten. Der Autor hat den Anspruch, zu zeigen, dass wir als Menschen die Möglichkeit haben, die Welt und vor allem unsere Umgebung im Kleinen zu verändern.
Fazit
Wichtig ist: Harari nimmt die Fragen der Kinder ernst, will ihnen wirklich eine Antwort geben. Dabei soll die Antwort auf essentielle Fragen nicht einfach nur eine Antwort sein. Ihm liegt es am Herzen, dass Kinder auch verstehen, was er erklärt und veranschaulicht. Immer wieder spricht sie der Autor persönlich an, bindet sie ein, teilt seine Gedankenexperimente und historischen Schilderungen mit ihnen. Das schraubt aber keineswegs den Anspruch herunter, sondern gibt dem Ganzen eine altersgerechte Ernsthaftigkeit. Seine Botschaft ist auf jeden Fall spürbar: Es ist wichtig, Fragen zu stellen, egal wie alt man ist, sonst kann die Welt nicht verstanden werden!
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