Battle of Schools - Angriff der Molchgehirne

Schon bei seiner Geburt merkten Johanns Eltern, dass er ein ganz besonderes musikalisches Talent hat. Kein Wunder also, dass er nach dem großen Komponisten Johann Sebastian Bach benannt wurde und Johann Sebastian Schulz heißt. Mit seinen heute elf Jahren hat er sogar schon eine Auszeichnung erhalten: das Goldkehlchen 2022. Nach der musikalischen Frühförderung gab es das erste Klavier mit vier Jahren und später folgte der Chor - seine Eltern gaben alles.

Nur leider konnten seine bisherigen Mitschüler*innen mit Johanns Talent nicht so viel anfangen, denn für sie war er eher eine Lachnummer. Kein Wunder also, dass Johann bei ihrem Umzug nach Bielstedt lieber auf eine stinknormale Schule ohne künstlerischen Zweig oder kreative AGs gehen möchte: Die Emmy-Noether-Gesamtschule. Hier stehen Naturwissenschaften hoch im Kurs, ausgestattet mit 1a-Laboren und Robotern. Der Musikunterricht findet dagegen im staubigen Keller statt.

Ab jetzt bitte nur noch „Jo“

Für Johann bedeutet dies den Beginn es komplett neuen Lebens. Fortan möchte er sich nicht mehr rund um die Uhr mit Musik beschäftigen. Er will dazu gehören. Dafür muss er auch seinen Namen ablegen: Wer heißt denn schon Johann? Ab heute ist er Jo. Ohne Hobby geht es aber nicht, also ist Jo ab jetzt Meerestierexperte und arbeitet sich schon in sein neues Fachgebiet ein.

Die Schüler*innen der Emmy-Noether-Gesamtschule heißen Emmys, ihre Gegner sind die Willis vom Willibald-Gluck-Gymnasium, das sich dem künstlerischen Zweig verschrieben hat. Seit dem Turnhallen-Vorfall von 2008 sind die beiden benachbarten Schulen absolut verfeindet. Am liebsten machen sich sowohl die Schüler*innen als auch die Lehrer*innen einander das Leben schwer: kleine Streiche, große Streiche, topgeheime Spezialoperationen.

So beginnt Jos erster Schultag an der Emmy-Noether-Gesamtschule damit, Teil einer Task-Force zu werden, die das von den Willis entführte Klassentier retten soll. Heisenberg, der nach dem berühmten Quantenphysiker benannt wurde, entpuppt sich als Vogelspinne. Nur leider geht die Rettungsaktion der „Task-Force Heisenberg“ mächtig in die Hose und beschert Jo einen eher suboptimalen ersten Schultag. Als sie bei ihrem Einbruch bei den Willis erwischt werden, löst Jo kurzerhand die Situation, indem er sich als neuer Willi-Schüler ausgibt. Und schon ist er mittendrin im Schlamassel.

„Vorher war sie Raketenwissenschaftlerin bei der NASA, aber das war ihr auf Dauer zu langweilig. In keinem Job der Welt hat man so viel Stress wie als Schulrektorin.“

Der erste Band der neuen Reihe „Battle of Schools“ macht diesem Namen alle Ehre, denn es wird spioniert, sabotiert und intrigiert, was das Zeug hält. Mit einer großen Portion Humor und Ironie, skurrilen sowie liebenswerten Charakteren und einer fantasiereichen Story erschafft die Autorin eine Welt, die Jung und Alt zum Lachen und Mitfiebern bringt. Überengagierte Eltern, deren Kinder zu Super-Talenten ausgebildeten werden und eine MINT- bzw. Kunst-Förderung, die ihresgleichen sucht. Überspitzt, aber dennoch authentisch, denn zwischen den Zeilen kommt doch immer mal ein kleines Fünkchen Wahrheit hervor.

Zum wirklichen „Battle of Schools“ kommt es zwischen den Emmys und Willis erst, als der berühmte Sänger Iwan Gregorowitsch einen Musical-Wettbewerb ausschreibt, dessen Gewinnerschule ein eigenes Schulschwimmbad erhalten soll. Keine Frage, dass das Willibald-Gluck-Gymnasium dabei ist. Aber was sollen die Emmys dagegenhalten? Schließlich können sie doch nicht mal singen, geschweige denn Instrumente spielen. Bis dato: Denn nun haben sie mit Jo das Goldkehlchen 2022 in ihren Reihen. Ab sofort ist er der Kopf der „Task-Force Musical“. Allerdings kommt er in seiner Funktion des Spions dabei auch mit Pia von den Willis ins Gespräch, die eigentlich gar nicht so schlimm ist…

Passend zum witzig-spritzigen Text lockern die lustigen Illustrationen von Tine Schulz die Buchseiten auf. Besondere Momente werden auch humorvoll und ironisch überzeichnet und fügen sich perfekt in das Gesamtbild. Heisenberg wird auf jeden Fall zum heimlichen Star der Geschichte. Wem Band eins ebenfalls gut gefallen hat, darf sich nicht zuletzt aufgrund des kleinen Teaser-Kapitels am Schluss schon auf die Fortsetzung im Frühjahr 2024 freuen.

Fazit

Ein witziger und absolut unterhaltsamer Reihenauftakt, der Lust auf mehr Geschichten von den Emmys und Willis macht. Sehr gerne empfohlen!