Überraschend farbenfroh
Zwei farbenfroh gekleidete Mädchen ziehen sich dick an, um in den winterlichen Schneegestöber-Tag zu gehen. Eins davon hat so gar keine Lust und Antrieb, denn alles wäre grau und öde und trist: der Schnee, die Bäume, selbst die Katze hätte ein langweiliges Fell. Geduldig widerlegt das zweite Mädchen alle Aussagen und zeigt ihrer Freundin, wie farbenfroh die Welt auch im Winter ist. Sie stapfen gemeinsam durch die winterliche Umgebung und entdecken die „lila Streifen mit hellgrauen Kringeln“ im weiß erscheinenden Schnee, oder die weißen Flecken im Fell der Katze und ihre rosafarbenen Polster an den Pfoten. Am Ende des Tages sieht das missmutige Mädchen die Welt mit anderen Augen und hat verstanden, dass der scheinbar graue Tag doch sehr viel Buntes enthielt und die beiden Mädchen einen sehr schönen, „regenbogenbunten“ Tag miteinander verbringen konnten.
Farben leicht entdecken
Es gibt so Tage, da wird es draußen gar nicht richtig hell. Alles scheint von einem grauen Schleier überzogen, wirkt eintönig und trist. Und da wir uns gerade einer Zeit im Jahr nähern, in der es besonders viele solcher Tage gibt, kommt das Buch Schau, kein bisschen grau! von Marie Lamba gerade recht. Still und ganz sanft zeigt sie, dass in jedem Grau wenigstens ein bisschen Farbe steckt. Diese Erkenntnis vermittelt sie unaufgeregt mittels eines Gesprächs zwischen zwei jüngeren Mädchen. Diese erleben kein großes Abenteuer, sondern einen ganz normalen Tag: ein bisschen an der frischen Luft sein, mit dem Kater kuscheln und Kakao vor einem warmen Feuer im Kamin genießen. Am Ende des Tages wird trotzdem eins der Mädchen einen anderen, positiveren Blick auf die Welt haben also vorher. Dankenswerterweise hat ihre Freundin ihr an vielen kleinen Details und Beispielen gezeigt, dass es verschiedene Sichten auf eine Sache geben kann und manchmal ein genauerer Blick sehr lohnt, um Positives zu entdecken.
Das Buch ist altersgerecht geschrieben und nutzt sehr kurze Dialoge mit einfachen Sätzen. Jüngere Kinder können daher die offensichtliche Message gut erfassen. Ältere Personen können dahinter noch tiefgründigere Bedeutungsebenen entdecken und vielleicht etwas Kraft für den Glauben an eine gute Lösung der großen globalen Themen ziehen.
Die Illustrationen von Alea Marley zeigen geschickt die zwei unterschiedlichen Sichten auf die Welt und verweben sie gekonnt miteinander. In allen Bildern dominieren allerdings leuchtende Farben und Fröhlichkeit, so dass keine betrübte Stimmung aufkommt. Alea Marley gelingt es, die Farbigkeit im Grau überzeugend zu zeigen, das prasselnde Kaminfeuer oder das sanfte Grün unter der weißen Schneedecke wecken sofort Assoziationen an eigene Erlebnisse dieser Art. Nur ist beim nächsten Spaziergang der eigene Blick auf die Dinger verändert.
Fazit
Wer sich bislang bei Schneematsch und Dauernieselregen missmutig unter die Bettdecke verzogen hat, wird dank Schau, kein bisschen grau! nun vielleicht doch zu einer kleinen Farbexpedition aufbrechen und, hoffentlich, mit bunten Überraschungen belohnt werden.
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