Das Buch der gestohlenen Träume

Die Geschwister Rachel und Robert wachsen in Kasnia auf, einem Land, in welchem alle Lebensfreude verboten und deswegen versteckt ist. Da vor allem Kinder dem Machthaber ein Dorn im Auge sind, dürfen sie ihre Zeit außerhalb der Schule nur zu Hause verbringen. Doch Rachel und Robert haben Glück im Unglück: Ihre Eltern versuchen das Beste aus der Situation zu machen und verwandeln die kleine Wohnung durch Gedichte, Geschichten und viel Liebe in die weite Welt. Vor allem der Vater, ein Bibliothekar, macht das Leben magisch, verrückt und spannend.

„Die Buchseiten waren weich und vergilbt. Neunundvierzig Träume standen darauf, geschrieben in Altkrasnisch. Für jeden Traum gab es eine eigene Seite, genau wie ihr Vater gesagt hatte. Und jede Seite war ganz wunderbar illustriert. Die Farben der Tinte leuchteten – blauer Himmel, goldenes Licht, strahlend rote Blumen, grünes Gras. Und Vögel. Überall Vögel.”

Eines Tages gerät die Familie zwischen die Fronten. Um ein besonderes Buch zu retten, setzt der Vater alles auf eine Karte. Mit dem „Buch der gestohlenen Träume“ in den Händen stehen die Kinder plötzlich ohne Vater da. Bald darauf stirbt die Mutter und Rachel landet in einem Waisenhaus. Robert kann sich retten und macht sich auf, die Geheimnisse des Buches zu erkunden, um seine Schwester und den verhafteten Vater zu retten. Und auch Rachel will sich nicht mit ihrer Situation abfinden. Als sie erfährt, dass ihr Bruder in Schwierigkeiten steckt, schmiedet sie einen waghalsigen Plan, um aus dem Waisenhaus zu fliehen.

Unterwegs müssen die Geschwister immer wieder neu entscheiden, wem sie vertrauen und welche Risiken sie eingehen können. Denn das Buch, für dessen Sicherheit sie alles geben, hat Kräfte, die in vielen Begehrlichkeiten wecken – vor allem jedoch im bösesten Mann von ganz Krasnia, der bei seiner Suche nach dem Buch auch über Leichen geht.

Spannende Düsternis

Die Welt, die David Farr in seinem Kinderbuch zeichnet, ist ungewöhnlich düster und kalt. Die Kinder leben weggesperrt und die Menschen müssen sich in einer höchst unsicheren Welt auf harte Strafen gefasst machen. Die Angst ist groß.

Als das Buch in die Hände der Kinder fällt, bricht erst einmal eine Welt für sie zusammen. Die Eltern sind weg, die Wohnung muss aufgegeben werden – und das alles für ein Buch, von dem sie nichts wissen. Nach und nach lernen sie den Widerstand gegen den Diktator von Krasnia kennen und sie lernen Menschen kennen, die aus verschiedenen Gründen Mitläufer sind. Und da Mitläufer häufig auch aus Angst statt aus Überzeugung die starren Regeln befolgen, gibt es immer wieder die Möglichkeit auf einen Sinneswandel. Sie lernen aber auch Menschen kennen, die ihr Leben für den Kampf um Freiheit aufs Spiel setzen. Das ist eine spannende Thematik in diesem tiefgründigen Kinderbuch, welches häufig sehr realistische Situationen beschreibt.

Zum anderen ist da natürlich dieses Buch. Vollständig würde es das Tor in eine Welt öffnen, die viele Sehnsüchte weckt – auch in den Kindern. In den falschen Händen kann das natürlich katastrophal werden. Damit geraten die Kinder in einen Strudel aus Gefahr und sehr überraschenden Geschichten.

Sehr viel mehr möchte ich gar nicht verraten, da die Geschichte doch recht komplex ist. Sie ist anspruchsvoll erzählt und eher eine Dystopie als eine Fantasiegeschichte.

Fazit

Das Buch der gestohlenen Träume ist ein nachdenklich stimmendes Kinderbuch, welches sehr realistische Herausforderungen mit einem ewigen Traum verbindet und bis zum Schluss die Neugier fesselt.