Hasenohren und Herzklopfen
Ausgerechnet den quietsch-pinken Hasen-Onesie-Schlafanzug packt Mama unerlaubterweise in Fridis Pfadfinder Rucksack. Den liebt er zwar, doch erstens sind Schlafanzüge auf der Fahrt verboten und zweitens wird er sowieso schon wegen seiner leuchtend-roten Ohren gehänselt.
Er hat sowieso überhaupt keine Lust auf ein Wochenende voller Wandern, Singen, Nähen, Knoten und Zelten. Deswegen ist es eigentlich auch gar nicht schlimm, dass er den Bus verpasst. Aber wie soll es nun weiter gehen? Auf jeden Fall rasanter als gedacht – sobald er seiner Klassenkameradin Jennifer in die Arme läuft.
„Mit Jennifer ist das wie bei einem Feuerwerk, alles glitzert und sprüht und funkelt und knistert gleichzeitig, und man weiß gar nicht, wo man zuerst hingucken soll.”
Nachdem beide einem kleinen vorlauten Jungen, seinem sehr bulligen Bruder und dessen beißwütigem Hund entkommen konnten, treffen sie auf Zeck, Musti und Polina. Die Freunde von Jennifer kommen durch Fridis Erzählung von seinem verpassten Outdoor-Trip auf eine grandiose Idee: Sie gehen zusammen auf Fahrt und improvisieren mit den wenigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen und dem Verzicht aufs Handy einen Tag und eine Nacht, die zu einem einzigen Abenteuer wird. Als sie eine alte Dame aus dem Krankenhaus befreien, verlieren die Kinder absolut die Kontrolle und lernen dabei sich selbst und die anderen in einem völlig neuen Licht kennen.
Pfadfinder-Fahrt mal anders
Fridi ist ganz anders als sein Vater es sich gewünscht hätte. Wo er stark und abenteuerlustig sein sollte, ist Fridi ängstlich wie ein Hase und sehr zurückgezogen. Nur dem Vater zuliebe geht er zu den Pfadfinder-Treffen, fürchtet sich jedoch vor Zurückweisung und fiesen Bezeichnungen.
Nachdem er die Abfahrt verpasst hat, nehmen ihn seine Klassenkameraden wie selbstverständlich auf. Seine ständige Sorge, sich zu blamieren, wird regelmäßig von Jennifer aufgefangen und obwohl alle fünf Kinder Eigenschaften haben, die sonst zu Abfälligkeiten oder Ausgrenzung führen können, üben sie alle eine erstaunliche und unglaublich schöne Toleranz aus.
Sei es der Verzicht auf die beste Currywurst Berlins aus Solidarität gegenüber Mustis Ramandan-Fasten oder die Unterstützung von Polinas Balletttraum, die Kinder zeigen, wie Selbstbewusstsein geht und Fridi lernt bei ihnen jede Menge dazu.
Zusätzlich sammelt er auch Jennifers und Polinas Erfahrungen mit geschiedenen Eltern, da Fredi spürt, dass in seiner Familie etwas vor sich geht und er das Schlimmste befürchtet.
Durch Poppy, die alte Dame, der sie zur Flucht aus dem Krankenhaus verholfen haben, kommen die Kinder mit einem ganz anderen Lebensstil in Berührung. Poppys Leben ist unkonventionell, am Rande der Gesellschaft. Doch sie hat noch Träume, die verwirklicht werden wollen und die Kinder helfen ihr, mehr oder weniger freiwillig, dabei.
Während der Geschichte gibt es immer wieder kleine Einblicke in das Pfadfinderleben und das Glossar am Ende erläutert einige unbekannte Begriffe, die im Text vorkommen. Obwohl Fredi nicht das Gefühl hat, ein richtiger Pfadfinder sein zu können, erkennt er, dass er doch einige Dinge gelernt hat, die bei einer Übernachtung im Wald sinnvoll sind.
Erstaunlicherweise wächst auch sein Selbstbewusstsein exponentiell mit dem Verlust seiner Haare und seiner Kleidung. Zum Glück hat die Mutter eben jenen Hasenschlafanzug eingepackt!
Fazit
Absolut unvorhersehbar, total ausgefallen und witzig-schwungvoll trifft Hasenherz in eben jenes. Diese wunderschöne Freundschaft tut richtig gut und inspiriert hoffentlich auch zu mehr Toleranz und Mitgefühl. Der besondere Witz und die ungewöhnlichen Abenteuer bieten pure Lesefreude.
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