Ich bin mutig

Im Gegensatz zu seiner neugierigen Schwester Eva, die am liebsten jeden Tag einen neuen Teil der Welt entdecken würde, mag das Bärenjunge Arlo es genauso, wie es gerade ist. Besonders die enge und warme Höhle, durch die das leise Schnarchen seiner Familie hallt und ihm das Gefühl von Geborgenheit gibt. Doch nach ihrem Winterschlaf wartet ein Abenteuer auf sie, denn es ist Zeit, sich von ihrem Zuhause in den Bergen zu verabschieden. Der Reise ins Frühlingstal sieht Arlo bange entgegen, denn sie bedeutet Veränderungen.

So gerne wäre Arlo ebenso mutig wie Eva, doch die Bäume sind ihm zu hoch, die Hügel zu steil und das Wasser zu bedrohlich. Wie kann es sein, dass seine Schwester vor gar nichts Angst hat? Doch als sie einen schneebedeckten Hang erklimmen müssen, kommt plötzlich ein starker Wind auf und Eva geht verloren. Arlo weiß, dass es nun an ihm liegt, seine Schwester wiederzufinden.

Die richtige Balance zwischen Angst und Mut

Manchmal ist es die dunkle Wohnung, wenn alle anderen noch schlafen. Manchmal die große Spinne, die sich unter dem Bett eingenistet hat. Vielleicht aber auch der erste Sprung vom Drei-Meter-Brett im Schwimmbad. In unserem Alltag sind wir so vielen Situationen ausgesetzt, die uns hin und wieder Angst machen. Dieses Bilderbuch von Autor und Illustrator Steve Small ermutigt Kinder dazu, ihre Ängste anzunehmen und sich für diese nicht zu schämen. Gleichzeitig ermutigt es, sich vor diesen nicht zu verkriechen, sondern selbstbewusst zu stellen.

Im Laufe der Handlung realisiert Arlo, dass auch seine Schwester Eva, die sonst durch nichts aus der Fassung zu bringen ist, Angst empfinden kann. Während er sich sonst immer hinter ihr und seiner Mutter versteckt hat und sich niemals getraut hätte, alleine durch einen gewaltigen Schneesturm zu laufen, ist es gerade diese Erkenntnis, die Arlo den nötigen Mut fassen lässt. Nun übernimmt er die Verantwortung.

„Arlo schaute Eva an und begriff, dass jetzt er an der Reihe war mit dem Mutigsein.“

Die beiden Geschwister konnten vor dem Abenteuer nicht unterschiedlicher sein, was den Umgang mit dem Gefühl der Angst angeht. Während Arlo von diesem dominiert wird, lässt es Eva hier und da ein bisschen unvorsichtig werden. Angst, Vorsicht, Mut und Übermut - eine ganze Bandbreite an Themen können nach dieser Geschichte besprochen werden.

Abseits dieser Message lässt einen das Bilderbuch mitfiebern und hoffen, indem ein Spannungsbogen von Anfang bis Ende erzeugt wird. Werden die Arlo und Eva ihre Mutter wiederfinden? Die wunderbaren Illustrationen fangen stets die Atmosphäre ein, spielen mit dem Gegensatz Groß und Klein und lassen einen die Liebe, die die Bärenfamilie füreinander empfindet, förmlich spüren.

Fazit

Eine spannende und zugleich liebevolle Geschichte, die sich mit der kindlichen Gefühlswelt auseinandersetzt und nach der jeder und jede bestimmt ein bisschen mutiger ist.