Kleines Elfenkind

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  • Erschienen: Dezember 2006
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Kleines Elfenkind
Kleines Elfenkind
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2006

Idee

Wenngleich die Idee einer Parallelwelt zu unserer modernen Welt durchaus reizvoll ist, fehlt der Geschichte es an Eigendynamik.

Bilder

Die Illustrationen wirken etwas statisch und starr, eine etwas „leichtere“ Darstellung hätte hier besser gepasst.

Text

Sprachlich bewegt sich Isobelle Carmody zwischen sehr schönen Gleichnissen und leider nicht sehr abwechslungsreichen Beschreibungen

Das kleine Elfenkind, die in ihrer vor Menschen abgeschotteten Wildnis für die altherwürdigen Bäume sorgt und Tieren mit ihrer Heilkunst hilft, ist sehr besorgt. Eine ";Menschenmeute"; geht seit geraumer Zeit umher und setzt mutwillig Bäume in Brand. Sie macht sich eines Tages auf den Weg zu der Weisen Eule, um bei ihr Rat zu suchen. Doch der Weg dorthin führt sie durch die Menschenwelt, wo viele unbekannte Gefahren auf sie lauern.

Das kleine Elfenkind, halb Troll, halb Elfe, kennt die Menschen nicht. Von den Tieren, die sie aufsuchen, erfährt sie viel schlechtes über sie. Andere Tiere, wie ihr Freund ";Braunchen";, ein Pony, das sie nachts besucht, berichten hingegen, dass es auch gute Menschen gibt. Elfenkind kann die Sprache der Menschen nicht verstehen, doch sie kann deren Gefühle und Absichten riechen. Die unberechenbaren Menschen sind die eine Gefahr für Elfenkind, eine andere besteht darin, dass sie den Kontakt zu der Erdenergie nicht verlieren darf. Aus diesem Grund muss Elfenkind einen Weg durch die Welt der Menschen finden, der jenseits der schwarzen, asphaltieren Strassen liegt. Elfenkind und ihre Freunde müssen so manchen Umweg auf sich nehmen, damit das kleine Wesen natürlichen Untergrund unter ihren Füssen hat. Dabei muss sich Elfenkind nicht nur vor den Autos in Acht nehmen, die für sie nur ";Bestien"; sind, sondern auch vor den Trollen und ";Schleichern"; – den verwahrlosten Menschen, die nach Alkohol riechen und von der menschlichen Gesellschaft verstossen wurden.

Im ";Schnabelhaus";, einer Kirche, hält sich die Weise Eule auf und als Elfenkind ihr endlich gegenübersteht, erfährt Elfenkind, dass ihr Weg noch lange nicht zu Ende ist. Die Eule sagt ihr, dass sie die einzige ist, die die düsteren Pläne des Trollkönigs durchkreuzen kann. Mit Hilfe der Menschen will er die Erdmagie zerstören. Sie muss zu einer finsteren Erdspalte, jenseits des Friedhofs der großen Stadt gehen, um dort Hilfe zu suchen. Dort, so sagt die Eule, ist die Magie noch ungebrochen groß. Beherzt macht sich Elfenkind auf den Weg, wird beinahe von einem ";Schleicher"; gefangen, begegnet zum ersten Mal in ihrem Leben einem Kind, erschrickt vor einem wutentbrannten Hund, der von ihrer Begleiterin, einer Katze namens ";Schlitzohr"; bis aufs Äußerste gereizt wird, flieht vor Menschen, die mit ihrem Gift den Boden zerstören, wäre fast in einem reissenden Fluss ertrunken und trifft endlich auch mal auf eine freundliche Seele – einem ziemlich verschnupften ";Baum-Elfchen"; namens Garoldi.
Elfenkind weiß nicht, dass sie sich auf besagtem Friedhof befinden – selbst Garoldi nicht. Doch sie kann an diesem Ort den tiefen Kummer der Menschen riechen und kann den Trost in ihren schönen Liedern spüren. Wo ihre Freunde und Begleiter abgeblieben sind, weiß Elfenkind nicht. Sie entschließt sich ihren Weg fortzusetzten und gelangt zu der tiefen Erdspalte. Nach einigem Zaudern wagt sich das Elfen-Mädchen allein hinunter in das bodenlose Dunkel. Sie findet den schlafenden ";Baumwächter";. Von ihm erfährt sie die lange Geschichte, die sich zwischen den Bäumen und den Menschen zugetragen hat. Elfenkind hat alle Mühe, dieses alte Wesen zu überzeugen, ihr zu helfen. Und es gelingt ihr letztlich mit dem Appell ";Weißt du, wenn die Welt ein Traum ist, dann bist du auch ein Teil davon. Und Träume scheitern nicht von selbst. Erst dann, wenn der Letzte aufgehört hat, an sie zu glauben."; Durch den machtvollen Traum, den der Baumwächter zu den Menschen schickt, soll es gelingen, den Menschen ihre dunke Seite zu vergegenwärtigen und die brandstiftende ";Menschenmeute"; zu fassen. Doch wohlbehalten zurück in ihrer geliebten Wildnis weiß Elfenkind, dass ihre Aufgabe noch nicht beendet sein kann. Denn immer noch strebt der Trollkönig danach, die Erdmagie zu zerstören.

Isobelle Carmody präsentiert mit ihrem Buch ";Kleines Elfenkind"; eine gefühlvolle Geschichte, die ihren Schwerpunkt auf die Bewahrung der Natur, der ";Erdmagie"; legt. Ihre guten Einfälle folgen einer eigenen, gut durchdachten Logik und machen die Welt vom kleinen Elfenkind für Kinder nachvollziehbar. Doch schon nach wenigen Seiten scheint sich ein gewisses dramaturgisches Muster zu wiederholen. Etwas viel ist von ";Macht"; und ";Geist"; und dessen rätselhafte Urspünge die Rede. Dies macht die Geschichte zu langatmig und an manchen Stellen für meinen Geschmack zu pathetisch. Derartige, etwas verklärte Darstellungen sind für Kinder zudem nur schwer emotional nachvollziehbar. Insgesamt zieht sich eine gewisse ";Behäbigkeit"; durch die gesamte Geschichte, denn Elfenkind bewegt sich innerlich stets in langen, umständlichen Gedankenschleifen, sie wägt ab, befürchtet viel zu lange, bis die Geschichte weitergeht. Interessant sind dabei ohne Frage Elfenkinds Eindrücke, die sie allein durch ihren Geruchssinn oder durch ihre Intuition zu deuten weiß. Das Aufeinandertreffen mit den Menschen verläuft jedoch stets nach dem gleichen Muster ab und der ";nette"; Mensch, sollte er einmal einen positiven Eindruck auf Elfenkind gemacht hat, wird von ihren Begleitern umgehend wieder diskreditiert. Die mehr oder weniger unterschwellige Anklage an die Menschen schwingt die ganze Zeit über mit, ebenso wie der menschliche ";Gestank"; – wie das kleine Elfenkind es empfindet – ";dass so gut wie alles, was von Menschenhand gebaut war, übel roch.";

Dabei erzeugt die Tatsache, dass das kleine Wesen nur natürlichen Untergrund betreten darf, eine gewisse Spannung; denn es ist nur schwer vorstellbar, wie man auf diese Weise durch eine Großstadt durchqueren kann. Elfenkind darf den Boden, und damit die Erdmagie, ihr ";Energielieferant";, für keinen Moment verlassen. Doch auch hier entsteht eine gewisse Starre im Erzählstil, denn Isobelle Carmody strapaziert diesen Aspekt an vielen Stellen und bremst die Geschichte mit ihren umständlichen Erläuterungen, warum und wie Elfenkind nun dennoch weiterkommen kann, aus. An sich stellt diese Idee eine gute Parabel für Kinder dar – zeigt sich hierdurch sehr schön die Abgetrenntheit der Menschen von der Natur. Auch die Tatsache, unsere Welt einmal mit den Augen eines ";Naturgeistes"; zu betrachten, hat ohne Frage seinen Reiz für Kinder.

Ein Lichtblick in dem eher betulichen Fortgang der Geschichte findet sich zum einen in der unvermuteten Zusammenkunft mit einem Kind, das Elfenkind mit unverholener Neugier und Freude mustert. Leider aber ist diese Begegnung nur kurz. Die positiven Einflüsse des kleinen Menschenkindes werden durch die ";Gerüche"; der Mutter des Kindes beendet, denn ihre ";Worte waren voller Zärtlichkeit und Liebe, obwohl in ihnen eine leichte, bittere Ungläubigkeit mitschwang"; . Eine weitere positive und humorvolle Begegnung stellt der Kontakt zu dem ";Baum-Elfchen"; Garoldi dar. Sehr plastisch und niedlich beschreibt Isobelle Carmody, dieses etwas eigenwillige Kerlchen, dem die Welt der Menschen auch nur Rätsel aufgeben. Von diesen positiven Begegnungen hätte es, meiner Meinung nach, gerade im Hinblick auf die junge Leserschaft, mehr geben sollen. Zuviel der Erzählung bleibt im ";inneren Kreis"; der Freunde und insbesondere in der Wahrnehmung von Elkfenkind selbst. Ihr Kontakt zur Außenwelt ist zu selten und fällt zudem, abgesehen von den beiden genannten Beispielen, eher negativ aus.

Sprachlich bewegt sich Isobelle Carmody zwischen sehr schönen Gleichnissen und leider nicht sehr abwechslungsreichen Beschreibungen. Oftmals wirken ihre Sätze etwas gestelzt und schaffen es mitunter kaum, den Leser in diese fremde ";Parallelwelt"; mitzureissen. Die schwarz-weiß Illustrationen von Sophie Schmid wirken ein wenig statisch. Vielleicht würden sie mehr an Ausrdruck und Atmosphäre gewinnen, wenn sie, wie die Darstellung auf dem roten Samtcover, in Farbe abgebildet worden wären.

Fazit:

Isobelle Carmody erzält eine zutiefst naturverbundene Geschichte über ein zauberhaftes Wesen, das mit Bäumen ";sprechen"; und die Erde zu heilen vermag. Die zerstörerische Welt der Menschen gibt der kleinen Heldin Rätsel über Rätsel auf, die sie auch zum Ende hin nicht lösen kann. Schade ist bei den guten Ideen der Autorin, dass ihre Geschichte keine Eigendynamik entwickelt und eher umständlich und mit bedrücktem Unterton von dem großen Abenteuer des kleinen ";Halblings"; berichtet.

Stefanie Eckmann-Schmechta


Kleines Elfenkind

Isobelle Carmody, cbj

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