Vincent und Krock
- Bloomsbury
- Erschienen: Dezember 2006
- 1
Kinderbuch des Monats [12.2006]. Ein Hund und ein Krokodil machen sich gegenseitig das schönste Weihnachtsgeschenk: Ihre Freundschaft. Dabei hat der Tag für beide wenig viel versprechend begonnen und die ersehnte Weihnachtsstimmung ist gar nicht erst aufgekommen.
Krock, das kleine Krokodil, ist in die Stadt gekommen, um den Weihnachtsmann im Kaufhaus zu treffen. Ausgerüstet mit seinem Koffer, macht es sich auf den Weg dorthin. Unterdessen beginnt ein weiterer Neuankömmling in der Stadt seine Wohnung weihnachtlich auszuschmücken – Hund Vincent. Doch anstatt sich an der festlichen Weihnachtsstimmung zu erfreuen, ist er über seine Einsamkeit betrübt. Auch die freudige Erwartung von Krock hält nicht lange an, denn bei seiner Ankunft im Kaufhaus muss er leider erfahren, dass der Weihnachtsmann bereits weitergezogen ist, schließlich ist heute Heiligabend.
Es kommt zur ersten unfreiwilligen Begegnung von Vincent und Krock. Als sich das Krokodil wieder auf den Weg macht, braust Vincent in seinem Auto genau durch eine Pfütze am Straßenrand und lässt Krock klitschnass zurück. Eine Krokodilsträne vergießend, kauert sich Krock zum Schutz vor dem starken Schneefall zwischen zwei Mülltonnen unter einem Walmdach nieder, bis er eine wunderschöne Musik zu ihm herüber klingt. Er folgt dem Klang bis zu einem großen zugefrorenen See, in dessen Mitte ein imposatner Weihnachtsbaum steht. Viele Kinder und Erwachsene laufen dort Schlittschuh. Krock vergisst seine Sorgen, kreiselt und wirbelt über das Eis. Auch Vincent ist da und auch er zieht ganz selbstvergessen seine Kreise um den festlichen Weihnachtsbaum. Immer schneller wirbeln die beiden herum, bis sie plötzlich ineinander laufen und stürzen.
Das kleine Missgeschick ist den beiden Eisläufern schon sehr unangenehm – doch bei einer anschließenden Tasse Tee machen sie ihrem Kummer über den traurigen Verlauf ihrer Weihnachtsvorbereitungen Luft. Und da hat Vincent eine Idee: Kurzerhand lädt er Krock zu sich nach Hause ein. Sie kaufen gemeinsam einen Weihnachtsbaum, den Krock schmückt, während Vincent das Weihnachtsessen zubereitet. Und sogar den Weihnachtsmann können Sie noch vom Fenster aus in den Himmel auffahren sehen. Am nächsten Tag sind sie überglücklich, sich gefunden zu haben und nun zusammen zu sein. Für beide ist es das schönste Weihnachtsfest.
Emma Chichester Clark macht es uns wirklich leicht, Vincent und Krock auf Anhieb zu mögen und sie sofort ins Herz zu schließen. Die Freude über das tierische Freundespaar beginnt bereits auf der Titelseite des Bilderbuches, denn die Umschlaggestaltung ist eine optisch schlicht verführerische Einstimmung. Die großflächige Folienkaschierung bringt die helle Eisfläche dezent zum glitzern und lässt mit zusätzlichen Akzenten die Kugeln des großen Weihnachtsbaumes zart erstrahlen. Natürlich lässt der Anblick von Vincent und Krock keinen Zweifel aufkommen, dass sich hier zwei wahre Freunde gefunden haben.
Vincent und Krock selber sind wirklich niedlich dargestellt, besitzen dabei aber durchaus Charakter. Den haben die unglaublich schönen Illustrationen insgesamt. Harmonisch und ausgewogen präsentieren sie sich mit teils zarter, teils kräftiger Farbgebung voller liebevoller Details. Das Wechselspiel der dominierenden Farbspektren ist es dann auch, dass viel zur weihnachtlichen Stimmung beiträgt. Auf der einen Seite spüren wir die winterliche Atmosphäre, die mit tiefen Grün- und Blautönen zwar kühl aber nicht abweisend kalt ist und mit Laternenschein oder Scheinwerferlicht diese Szenerie erst so richtig betont. Auf der anderen Seite erwärmen uns die hell erleuchteten Wohnzimmer und Kaufhausräume, die eine bunt prächtige aber unaufdringliche Lebendigkeit ausstrahlen. Das große Kaufhaus, das rubinrote Cabrio von Vincent, der glitzernde zugefrorene See in Stadtnähe und die Lage am Meer, mit Palmen gesäumter Strandpromenade in der Ferne, lassen beinahe ein wenig inszeniertes Hollywood-Kino-Flair der 50er Jahre aufkommen – und das ganz im positiven Sinne.
Zugegeben, die englische Autorin und Illustratorin erzählt mit ";Vincent und Krock"; im Grunde keine über alle Maßen originelle Geschichte. Jedoch verzaubert sie mit ihrer stets klaren und in gewisser Weise besonnenen Art, mit der sie Vincent und Krock zueinander bringt. Und diese feinfühlige Art ist es auch, die die Essenz der Geschichte trägt. Bei allen traditionellen Aspekten, medial inszenierten Ereignissen, religiösen Hintergründen, pompös festlichen Ausstattungen und natürlich kleinen und großen Geschenken werden wir erinnert, dass all das nur wenig zählen mag, wenn wir den Glanz und die freudige Erwartung mit niemandem teilen können. Diesen Aspekt betont Emma Chichester Clark noch, als Vincent im Kaufhaus ein Überraschungsgeschenk zum Weiterverschenken überreicht bekommt, über das er sich zu diesem Zeitpunkt verständlicherweise nicht freuen kann. Und so können wir sehr schnell nachvollziehen, wie glücklich wir uns schätzen können, wenn wir das große Fest der Nächstenliebe im Kreise unserer Freunde, Familien und Verwandten genießen können.
Fazit:
";Vincent und Krock"; ist eine wunderschöne und auch herzerwärmende Einstimmung auf das Weihnachtsfest, die statt Weihnachtsmann oder Christkind einen durchaus zentralen Aspekt dieses Festes aufgreift. Die Botschaft muss von Kindern nicht mühsam entschlüsselt werden und durch die prächtigen Bilder mit zwei sympathischen Protagonisten behält Emma Chichester Clark´s Bilderbuch auch nach mehrmaligem Lesen seinen Zauber. In England sind bereits weitere Geschichten von Vincent und Krock erschienen und der Abspann des Buches lässt hoffen, dass auch wir bald in den Genuss kommen werden – aber jetzt wird erst einmal Weihnachten gefeiert.
Emma Chichester Clark, Bloomsbury
Deine Meinung zu »Vincent und Krock«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!