Ein Kinderbuch für ein wertschätzendes Miteinander
Deutschland ist ein Einwanderungsland, das vielen Menschen aus der ganzen Welt eine sichere und freiheitliche Zuflucht gewährt. Viele Kinder lernen schon in Kindergarten und Schule diese Vielfalt kennen und müssen ihre eigenen Erfahrungen mit manch negativen Äußerungen, die ihnen begegnen, in Einklang bringen. Dazu gehören Vorurteile, Ablehnung und Worte, die verletzen und ausgrenzen.
„Verstärkt durch unsere Alltagskultur, beliebte Lieder, populäre Witze und Filme übernehmen viele Kinder meist unbewusst rassistisches Gedankengut. Umso wichtiger ist es, Rassismus zu erkennen, zu benennen und dafür zu sensibilisieren.”
Alexandra Ndolo, mehrfache EM-Medaillengewinnerin im Fechten und Tochter einer polnischen Mutter und eines kenianischen Vaters, möchte mit ihrem Buch Kindern, die von Rassismus betroffen sind, Mut machen, über ihre Gefühle zu sprechen und Kindern, die Rassismus reproduzieren, Wege aufzeigen, genau das zu vermeiden.
Geschichten aus dem Alltag
Die Mischung aus Schul- und Migrationsgeschichten und Sachinformationen thematisiert unterschiedliche Erlebnisse und Situationen, die ganz nah am Alltäglichen angelehnt sind.
Beim Thema Nationalität erleben Kinder spätestens, wenn die Brotdose ausgepackt wird, verschiedene nationale Gerichte, die Neugier hervorrufen. Klassenkameraden oder Eltern, die neben dem Deutschen noch andere Sprachen sprechen oder unterschiedliche Hautfarben oder Augenformen haben, fallen manchmal besonders auf, und ein Mangel an Sensitivität und Bewusstsein kann bei Beschreibungen und Zuschreibungen zu Fehlern und einer Verletzung der Gefühle führen.
Ndolo spricht hierbei rassistische Sprache an, zum Beispiel das N*Wort und das S*Wort, welche über viele Jahre, ohne nachzudenken, benutzt wurden und mittlerweile durch viel Aufklärungsarbeit, nicht mehr als Beschreibungen akzeptabel sind. Dabei schreibt sie beide Bezeichnungen je einmal aus. Da beide Schimpfwörter heutzutage noch benutzt werden und auch im öffentlichen Diskurs heftig umstritten sind, bietet es sich an, sie einmal zu nennen, um Kindern klarzumachen, um welche Worte es sich genau handelt, und warum sie den Betroffenen so wehtun. Ndolo erläutert ihre Beweggründe gleich zu Anfang, damit betroffene Menschen gewarnt sind.
Vorurteile bezüglich des Aussehens, des Verhaltens und des Könnens werden hier ebenso kindgerecht besprochen wie eine Flucht aus Syrien und vor allem auch die vielen verletzten Gefühle derjenigen, die (unbewussten) Rassismus erleben.
Dieses Buch richtet sich an alle Kinder. Es zeigt, woher die beleidigenden und verletzenden Worte oft kommen, wie man getane Fehler entschuldigen kann und wie man sie das nächste Mal vermeidet. Betroffenen Kindern rät Ndolo Fehler anzusprechen und die eigenen verletzten Gefühle zu benennen. Durch Offenheit und Toleranz werden Unterschiede spannend und erweitern den kulturellen Horizont.
Praktische Tipps für Eltern und Pädagog*innen am Ende des Buches helfen bei der Begleitung der Kinder und weitere Kontaktinformationen bieten Hilfe bei weiteren Fragen an.
Hier hat jeder einen Platz ist mit seinen vielen bunten Bildern sehr schön gestaltet und die Geschichten und Informationen legen großen Wert auf Wertschätzung, Offenheit und Verständnis.
Man kann sich hier einzelne Themengebiete herauspicken, die man schwerpunktmäßig gemeinsam mit Kindern besprechen möchte und durch die passende Verbindung von Geschichte und kindgerechten Fakten, die auch Hilfestellungen für bewussteres Verhalten beinhalten, erhält man hier ein nettes übersichtliches Gesamtpaket.
Fazit
Ganz liebevoll, verständlich und behutsam wird Kindern in Hier hat jeder seinen Platz rassismusbewusstes Verhalten erklärt und betroffenen Kindern gleichermaßen Mut gemacht, verletzte Gefühle anzusprechen. Gemeinsam werden Lösungen gefunden, um jedem die Möglichkeit zu geben, sich aktiv für ein wertschätzendes Miteinander einzusetzen.
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