Stets ein beliebtes Thema bei Kinderbüchern: Probleme beim Einschlafen und die Angst vor Geräuschen, Gegenständen oder Monstern im Zimmer. Auch Benjamin ergeht es da nicht anders. Da kommt ihm die Elfe Siribi ganz recht, zeigt sie ihm doch, dass vieles seinen Schrecken ganz leicht verlieren kann – wenn man es sich nur genau anschaut.
Der jungen Elfe Siribi ergeht es dabei nicht anders als Menschenkindern. Manchmal, wenn es in ihrem Zimmer lebendig und unheimlich erscheint, kann sie einfach nicht einschlafen. So macht sie sich eines Nachts auf, um nachzusehen, ob sie denn die einzige ist, die von derartigen Einschlafproblemen geplagt wird. Derweil liegt der kleine Benjamin ängstlich in seinem Bett und hat sich bereits unter seiner Decke verkrochen. Seltsame Geräusche beunruhigen ihn und ein vermeintlicher Geist – nur wir erkennen sofort, dass es das offen stehende Fenster ist – bewegt den Vorhang in seinem Zimmer.
So lernen sich Benjamin und Siribi kennen, denn die kleine Elfe ist durch das Zimmerfenster in Benjamins Zimmer gelangt und hat ihn unter der Bettdecke besucht. Benjamin erzählt zunächst von seiner Angst vor dem Wolf im Schrank und Siribi beschließt, dass sie gemeinsam der Sache auf den Grund gehen. Kurzerhand streut Siribi etwas Sternenstaub über Benjamin, dass dieser so winzig klein wird, wie die Elfe. Ehe sich Benjamin versieht, fliegt er auch schon an Siribis Hand auf die Schranktür zu. Dahinter begegnen sie nicht etwa einem furcht erregenden Geschöpf, sondern einem kleinen heulenden Wolf, der sich verirrt hat.
So beginnt eine ereignisreiche Nacht, bei der Siribi und Benjamin noch der Krokodilsdame ";Kalla"; unter Benajmins Bett begegnen. Diese entpuppt sich ebenfalls nicht als das befürchtete Monster, sondern als ebenfalls trauriges Geschöpf, das keine Krokodilstränen mehr vergießen kann. Dank Benjamin findet sie aber wieder zu einem herzhaften Lachen zurück, das die Tränen nur so fließen lässt und eine wahre Überschwemmung im Kinderzimmer entstehen lässt. Einem enttäuschten Vorhang, eben jenem, vor dem sich Benjamin so gefürchtet hat, geben sie ihren Stolz zurück, wähnte sich dieser doch zu höherem berufen. Ein echter Theatervorhang hätte er werden können, doch Benjamin erklärt ihm, wie gut er seine Arbeit als Vorhang macht. Bald wird es Zeit, sich voneinander zu verabschieden. Natürlich schläft es sich in dieser Nacht auch für Benjamin und Siribi viel besser, haben sie sich doch ihren Sorgen gestellt und darüber sogar neue Freunde gefunden.
Die Geschichte von Steffi Kammermeier besticht in erster Linie durch ihren zunächst märchenhaften Charme und die ungezwungene Geradlinigkeit. Dabei kommt auch der Humor nicht zu kurz, der so manche Momente auch mal mit mehr als nur einem Augenzwinkern auflöst. Das macht ";Die Elfe Siribi"; gerade auch für kleine Kinder zu einer leichten und dennoch überaus ereignisreichen Bettlektüre, denn mit 56 Seiten ist schon ein wenig Geduld gefordert, während sich leseerfahrene Kinder freuen, eine abgeschlossene Geschichte am Abend zu erleben. Die bunte Mischung der Charaktere, die auch Gegenstände wie den Vorhang mit einbezieht, verleiht dem Buch ein wenig magischen Zauber.
Sprachlich ist das Buch eher ";durchwachsen";; mal wirkt es ein wenig poetisch, entgleitet aber schnell wieder in das Umgangssprachliche oder Prosaische. Wenn in einem kurzen Absatz von ";Sekunden"; und ";nur zwei Zentimenter dicken Türen"; und ";abhauen"; die Rede ist, durchbricht dies den aufgebauten Zauber von Kürbisbetten oder spinnwebfeinen Deckchen. Gerade im Hinblick auf die ";Maßeinteilungen"; hätte da ein eher bildlich-vergleichende Sprache einen intensiveren Zugang ermöglicht. Die manchmal schnell erzählten Passagen wirken zudem eher informativ als stimmungsvoll – an anderer Stelle jedoch, als es um das tränenlose Schicksal der Krokodilsdame geht, finde ich die Erzählung zu ausschweifend, so dass Kinder an dieser Stelle beinahe vergessen, worum es in dieser Geschichte doch geht. Vielleicht hat Steffi Kammermeier deshalb das eigentliche Thema am Ende noch einmal explizit aufgegriffen. Damit ist die letzte Doppelseite eher unpassend, da diese wie ein aufgesetzter Versuch wirkt, Kindern generell zum Thema Ängste zu begegnen – hier mit dem Charakter der Spinne. An dieser Stelle beweist Steffi Kammermeier kein glückliches Händchen und nimmt ihrer kleinen Geschichte den Charme, den sie die ganze Zeit über genährt hat. Glücklicherweise können wir einfach an der Stelle, wo Siribi auch ihren Schlaf findet, ";leise"; das Buch beenden.
Dabei wäre es zu keiner Zeit notwendig, einen vermeintlichen ";pädagogischen"; Wert mitzuliefern, funktioniert Benjamins Begegnung mit Siribi und den anderen sympathischen Gesellen für sich genommen doch bereits. Benjamin kann sich seinen Ängsten erfolgreich stellen. Er erkennt, dass vieles seinen Schrecken verliert, wenn man sich dem Unbekannten und den damit verbundenen Fantasie-Vorstellungen stellt. Er erkennt ebenso, dass auch andere kleine – mit Siribi sogar die gleichen – Sorgen haben und er ihnen dabei helfen kann.
Die Illustrationen von Claudia Bühler bestimmen den phantasie- und stimmungsvollen Klang, der von der Geschichte ausgeht. Dabei gefallen vor allem die vielen dynamischen Perspektiven, die den Größenunterschied der beiden Hauptdarsteller zu ihrer Umgebung wunderbar in Szene setzen. Kräftige Farben, ansprechende Details und natürlich die vielen sympathisch ausgearbeiteten Protagonisten machen einfach Spaß.
Fazit:
";Die Elfe Siribi"; ist ein kurzweiliges und phantasievolles Märchen, das sich durch seine Charakterwahl für Jungen wie Mädchen gleichermaßen empfiehlt. Der Untertitel ";Eine Gutenacht-Geschichte"; ist hier durchaus passend, gelingt es doch unterhaltsam, auf die bevorstehende Bettruhe einzustimmen. Nur im dramaturgischen Hinblick ist die Geschichte einerseits zu ausschweifend und zieht damit andererseits einen an sich unnötigen Erklärungsteil nach sich. Besonders die letzten beiden Seiten sind daher überflüssig, versuchen sie dem Buch doch über seinen unterhaltenden Wert hinaus mehr Gehalt und Funktion anzudichten, als notwendig gewesen wäre.
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