Julia und der Hai

  • Loewe
  • Erschienen: Februar 2023
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übersetzt von Alexandra Ernst; Hardcover, 224 Seiten

ISBN: 9783743213777

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Alexandra Fichtler-Laube
95%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2023

Idee

Eine einzigartige Mischung aus Kunst, Erzählung und Realität.

Bilder

Ausdrucksstark und poetisch.

Text

Klar und deutlich und doch auch sehr einfühlsam und gut entwickelt werden hier viele Themen kindgerecht aufgearbeitet.

Das Leben so stürmisch wie das Meer

Vier Tage dauert die Reise von Cornwall nach Unst, einer der nördlichsten Shetland-Inseln, wo Julia und ihre Eltern den Sommer verbringen werden. Ihr Vater hat den Auftrag, den örtlichen Leuchtturm zu automatisieren und ihre Mutter, eine Meereswissenschaftlerin, will die Gelegenheit nutzen, einen uralten Hai zu suchen.

Während der Vater den Leuchtturm verkabelt und Julia die örtlichen Kinder kennenlernt, wird ihre Mutter immer besessener darauf, den Hai zu finden. Es stellt sich heraus, dass sie gar nicht die finanziellen Mittel bewilligt bekommen hat und trotzdem all ihre Hoffnungen in diesen Sommer steckt.

„Tief unten zog es langsam durch das schwarze Meer. Wasser schwappte über die Gestalt, die so riesig und verschlingend war wie der Himmel. Ich lag ganz still, konnte nichts sehen. Kein Laut war zu hören, als wäre ich hinter Glas. Ohne den Kopf zu drehen, wusste ich genau, es stieg auf. Wusste, es öffnete ein Maul so groß wie die Welt …“

Im Ort lernt Julia Kin kennen, der sich statt für das Meer für die Sterne interessiert und mit dem Teleskop seines Vaters Julia nun auch die Schönheit des Universums zeigt. Kin hat Probleme mit einigen Kindern im Ort, die ihn wegen seiner indischen Herkunft mobben. Julia möchte ihm helfen und gerät zwischen die Fronten.

In der Zwischenzeit wird das Verhalten ihrer Mutter für Julia unverständlicher und verletzender. Die Suche nach dem Hai wird zu einer immer gefährlicher werdenden Mission.

Wunderschön illustriert und poetisch

In einem besonderen Mix aus Realismus und Poesie erzählt Kiran Millwood Hargrave eine Familien- und Freundschaftsgeschichte, die voller Emotionen und Vorahnungen steckt.

Julia fühlt sich absolut geborgen und gesehen von ihren Eltern, die beide ihre Stärken und Schwächen haben. Der Vater ist ein Mann der Zahlen und wenigen Worte, aber auch sehr einfühlsam den Bedürfnissen seiner Frau und Tochter gegenüber. Julias Mutter hat ihre eigene Mutter schon früh an Demenz verloren und hofft nun, durch die Erforschung des sehr seltenen und langlebigen Grönlandhais, etwas gegen diese Erkrankung zu finden.

Sie ist entschlossen, den Hai zu finden und beginnt jedoch ihre Familie immer öfter zu belügen. Auch ihre Launen werden stetig unvorhersehbarer. Vor allem für Julia ist das Verhalten der Mutter mehr und mehr verletzend. Es stellt sich später heraus, dass Ihre Mutter unter einer psychischen Erkrankung leidet, die fast ihr Leben kosten wird.

In dem kleinen Ort der Insel lernt Julia auch zwei Jungs kennen, die mit ihren eigenen Familienproblemen zu kämpfen haben. Während der eine Junge den anderen stark mobbt, bleibt Kin, dessen indische Wurzeln für Ablehnung sorgen, seiner ruhigen und deeskalierenden Art treu. Julia jedoch wird selbst ungewollt zur Mobberin und lernt in diesem Sommer sehr viel über sich und ihre Familie.

Diese sehr wichtigen und tiefgründig erzählten Themen werden durchgehend durch beeindruckende Illustrationen begleitet. Unzählige Stare und ein geheimnisvoller Hai bewegen sich über die Seiten hinweg und die Wellen des Meeres und die Schwärme der Stare sind ein Sinnbild für die Träume und Herausforderungen der Protagonisten. Traumgleich wird die Geschichte dann und wann durch lyrische Begegnungen mit dem Hai unterbrochen.

Dies ist ein Kinderbuch, das sehr emotionale Themen anspricht und Kindern ganz behutsam und verständlich psychische Erkrankungen erklärt. Am Ende des Buches finden Betroffene Kontaktdaten und Hinweise darauf, wie und wo man mehr Informationen zu dem Thema finden kann.

Fazit

In Julia und der Hai wird auf traumhaft künstlerische und einfühlsam erzählerische Weise das Erleben einer psychischen Erkrankung und deren Auswirkung auf ein Familienleben dargestellt. Die Verbindung der Familie mit der Suche nach diesem einzigartigen Grönlandhai ist außerordentlich poetisch und wirkt noch lange nach.

Julia und der Hai

Kiran Millwood Hargrave, Loewe

Julia und der Hai

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