Wer möchte schon gerne allein im Dunkeln in einem Käfig schlafen? Das denkt sich auch der Gorilla – und er unternimmt einiges, um gemeinsam mit den anderen Zootieren im Bett des Zoowärters übernachten zu können. Das kleine Bilderbuch, das mit wenig Text versehen ist, lädt mit viel Witz und Charme in den nächtlichen Zoo ein…
Es scheint Abend für Abend dasselbe Ritual zu sein. Der Zoowärter besucht seine Schützlinge noch einmal, bevor er selbst schlafen geht und wünscht jedem einzelnen Tier eine ";Gute Nacht";. So zuerst dem Gorilla. Und dieser hat eine zündende Idee: Er stibitzt dem Zoowärter die Käfigschlüssel, klettert gemeinsam mit seiner Freundin, einer Maus, aus dem Käfig und schleicht hinter ihm her. So kann er nach und nach den Elefanten, den Löwen, die Hyäne, die Giraffe und das Gürteltier befreien – und die gesammelten Tiere bewegen sich lautlos hinter dem Zoowärter in einer Schlange durch die Dunkelheit. Hintereinander betreten sie sein Haus, gehen durch die Diele und gelangen schließlich in das Schlafzimmer, in dem sie es sich gemütlich machen. Der Gorilla nimmt sogar seinen Platz neben der schlummernden Frau des Zoowärters ein. Als diese dann im Halbschlaf das Licht ausschaltet und ihrem Mann eine ";Gute Nacht"; wünscht, antworten aus dem Dunkeln sieben Stimmen. Dass hier etwas nicht stimmen kann, liegt nur auf der Hand. Die Frau des Zoowärters macht das Licht wieder an und erblickt die versammelte Zoogesellschaft in ihrem Schlafzimmer. Sie nimmt den Gorilla, geht mit ihm resolut vorweg und bringt die Tiere im Gänsemarsch wieder zurück in ihre Käfige. ";Gute Nacht, Zoo!";, wünscht sie den Tieren noch auf ihrem Rückweg. Doch sie bemerkt nicht, dass der clevere Gorilla sich mithilfe der stibitzten Schlüssel wieder hinter ihr befindet. So denkt sie, endlich Ruhe zu haben, als sie mit einem gegähnten: ";Gute Nacht, mein Schatz."; ins Bett fällt. Die Ruhe trügt: Zwischen ihr und ihrem Mann liegen nun wieder genüsslich eingekuschelt die kleine Maus und der Gorilla.
Es ist ein köstliches, kleines Bilderbuch, das durch seinen Witz sowohl Jung als auch Alt anspricht. Die farbenfrohen Illustrationen des Buches sind einfach strukturiert und somit auch für kleinere Kinder überschaubar. Trotzdem sind sie anspruchsvoll und gleichsam ansprechend gestaltet. Kleinere Kinder fühlen sich durch die Accessoires, die jedes Tier in seinem Käfig hat, wie etwa Stofftiere, Spielzeug, Schnuller, Flaschen, angesprochen. All dies trägt zwar zur Gemütlichkeit bei, aber was könnte schöner sein, als in ein schon ";bewohntes"; Bett schlüpfen zu können? Das Gefühl kennen Kinder, für etliche gibt es nichts Gemütlicheres, als zu Mama und Papa ins Bett zu kriechen. Die Bewegungen der Tiere werden in den Illustrationen deutlich dargestellt, man fiebert mit dem Gorilla förmlich mit, als er hinter dem Zoowärter herschleicht. Eindrucksvoll gestaltet ist das Gesicht des Gorillas. Er hat den Schalk im Nacken sitzen und freut sich, den Zoowärter an der Nase herumgeführt zu haben. Als die Frau des Zoowärters ihn in ihrem Bett entdeckt, grient er sie mit Unschuldsmiene an. Und auch, als er wieder hinter ihr ins Haus schleicht, sieht man, welche diebische Freude ihm sein Handeln bereitet. Schon kleine Kinder können die harmlose Hinterlist des Gorillas verstehen und haben ihre Freude daran. Aber auch ältere Kinder werden von dem Buch angesprochen. Hier ist vor allem die Szene zu nennen, in der die Frau des Zoowärters das Licht ausgeknipst hat und ihrem Mann eine ";Gute Nacht"; wünscht. Aus dem stockdusteren Raum antworten sieben weiße Sprechblasen in unterschiedlichen Größen – passend zu den Tieren. Auf der folgenden Doppelseite sieht man dann nur den schwarzen Raum, in dem ein Augenpaar verdutzt aufblitzt. Die kleine Freundin des Gorillas, die Maus, hat auf jeder Seite einen eigenen Schabernack, den sie verfolgt. So zieht sie zunächst eine Banane an einem Faden hinter sich her, sucht sich dann den Schlafplatz in einer Schublade und wünscht am Schluss des Buches dem Gorilla eine ";Gute Nacht";.
Der Humor des Buches lädt zum genauen Hinsehen und zum Erzählen ein. Die Geschichte lässt sich problemlos weiterspinnen. So könnte der Gorilla noch andere Tiere befreien. Hier haben die Kinder Gelegenheit, ihre eigenen Erfahrungen, die sie im Zoo gemacht haben, einfließen zu lassen. Man könnte sich aber auch gemeinsam überlegen, wie die Geschichte wohl am nächsten Morgen weitergehen wird. Auch könnte man den Tieren Stimmen geben. Denn der bedacht sparsam eingesetzte Text des Buches unterstreicht die Bilder zwar hervorragend, lässt aber den Gedanken freien Lauf und gibt der Phantasie der Betrachter somit etliche Anregungen, den Bildern Sprache zu verleihen.
Auch der stabile, biegsame Pappdruck garantiert einen oftmaligen Lesegenuss.
Fazit:
Kinder lieben Geschichten, in denen Schabernack getrieben wird. Die Geschichte vom Gorilla, der seinen Zoowärter liebevoll austrickst, spricht schon kleine Kinder, gewiss aber auch ältere Kinder – bis hin ins erste Schulalter – an. Die kleine Erzählung kommt fast ohne Worte aus, die Bilder veranschauchlichen ansprechend die Handlung und lassen die Kinder die Geschichte miterleben.
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