Race Cars - Ein unfaires Rennen

Wettrennen machen Spaß! Als Rennautos freuen sich Ace und Chase das ganze Jahr auf das berühmte Wettrennen. Da es ihnen in erster Linie um den Spaß am Sport geht, steht das Gewinnen für die beiden im Hintergrund. Dennoch ist die Freude groß, als in diesem Jahr das Schwarze Rennauto Chase gegen die anderen weißen Rennautos gewinnt, zu denen auch Ace gehört. Im Gegensatz zu den anderen Autos freut sich Chase jedoch mit seinem Freund, der ganz oben auf dem Siegertreppchen steht. Was beide nicht wissen, den anderen weißen Rennautos ist Chases Sieg ein Dorn im Auge, schließlich hat noch nie ein andersfarbiges Rennauto gewonnen. Chases Sieg ist für sie unerklärlich, schließlich haben sie den weißen Rennautos die stärksten Motoren und besten Autoreifen gegeben. Damit im nächsten Jahr wieder ein weißes Rennauto siegt, überlegen sie sich eine neue Regel: Die Brücke der Rennstrecke darf nur noch von weißen Autos überquert werden, alle anderen müssen den langen Umweg fahren.

Chase, der bis zur Brücke führt, erreicht in diesem Jahr durch den Umweg nur noch den zweiten Platz, sein Freund Ace hingegen wird Sieger. Ace hat nicht einmal bemerkt, welche Ungerechtigkeit seinem Freund widerfahren ist und denkt, dass er wohl deutlich besser geworden sein muss, wenn er gegen Chase siegen konnte. Das Rennkomitee hingegen ist noch immer nicht zufrieden, denn trotz ihrer Regeländerung belegte Chase schließlich noch den zweiten Platz. Auch für das nächste Jahr überlegen sie sich eine Hürde, die Chase als Schwarzes Auto trifft und setzen eine Polizeikontrolle auf die Strecke, die ihn viel Zeit kostet, sodass es nicht mehr für das Siegertreppchen reicht. Dennoch wird auch im kommenden Jahr eine neue Regel eingeführt: Schwarze Autos werden vom Rennen ausgeschlossen. Doch dann passiert etwas Unvorhersehbares. Ace, der sich in den letzten Jahren über das schlechte Abschneiden seines Freundes gewundert hat, erblickt eines der Schilder, die Chase um den Sieg gebracht haben und fährt ihnen nach. Als er am Ende des Rennens nicht bei den anderen Autos eintrifft, beginnt der Ausschuss sich zu sorgen und möchte das schnellste Rennauto losschicken, um ihn zu suchen. Auf wen ihre Wahl wohl fallen wird?

Gerechtigkeit für alle

Alle Menschen sind gleich. Soweit die Theorie, die sicherlich die meisten Menschen auch unterstützen werden. Aus weißer Sicht herrscht wahrscheinlich auch in der Praxis relativ viel Gerechtigkeit in der Gesellschaft und alle haben die gleichen Chancen und Voraussetzungen, um fair behandelt zu werden. Wie viele Baustellen es in unserer Gesellschaft jedoch auch heute noch gibt, erfahren Menschen, die zur Gruppe der PoC, LGBTQ+ oder einer anderen Minderheiten gehören fast jeden Tag. Damit Kindern diese Unterschiede bewusst werden und sie aktiv an einer Veränderung in unserer Gesellschafft beitragen können, versucht Charnaie Gordon mit ihrem Buch eine Gesprächsgrundlage zu liefern, die Eltern, Erzieher oder auch Lehrer nutzen können, um mit Kindern in den Austausch zu geraten und sie zu sensibilisieren, wer in unserer Gesellschaft welche Privilegien genießt und was geändert werden muss, damit alle gleiche Möglichkeiten bekommen.

Die Geschichte rund um die beiden Rennautos liefert dazu eine gute Grundlage, die sich an Kinder ab 5 Jahren richtet und sich in diesem Alter auch gut verstehen lässt, da die Transferleistung in die „Menschenwelt“ nicht schwer ist. Die verschiedenen Autos stehen dabei jeweils für eine Gruppe. Chase als Schwarzes Rennauto vertritt PoC, Ace als weißes Auto genießt die Privilegien, ohne sich dessen bewusst zu sein und die Ungerechtigkeit überhaupt wahrzunehmen. Der Rennausschuss verkörpert weiße Menschen, die keiner Minderheitengruppe angehören und ihre Privilegien wahren wollen und über Regeln und Gesetze entscheiden. Grace ist ein weißes Rennauto aus dem Komitee, das zwar mit den unfairen Regeln nicht einverstanden ist, der aber der Mut fehlt, sich gegen die anderen zu stellen und auch ähnlich denkende Autos bleiben lieber still, aus Angst, ihren Platz im Komitee zu verlieren.

Gestaltung

Sowohl bildlich als auch sprachlich ist die Geschichte gut durchdacht. Die Handlung ist interessant geschrieben und die Botschaft beinhaltet zwar viel „Pädagogik“, doch anders als in anderen Büchern fehlt der „moralische Zeigefinger“, der sich auf die kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer richtet, da es in erster Linie um die Gesellschaft geht. Um das gesamte Potenzial des Buches zu nutzen, finden sich im Anhang viele verschiedene Diskussionsfragen, die den unterschiedlichen Seiten zugeordnet sind. Unter „Anmerkung für Erwachsene“ gibt es Hintergrundwissen, welches beim Gespräch mit den Kindern genutzt werde kann oder auch werden Begriffe wie „weiße Privilegien“ oder „Racial Profiling“ genannt, die an der jeweiligen Stelle gut eingeführt oder thematisiert werden können.

Fazit

Ein Buch, das nicht nur für Kinder interessant ist und auch Erwachsene nachdenklich stimmt. Die kleinen Bilderbuchbetrachter werden dazu angeregt, sich mit unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen, damit sie Rassismus und Privilegien erkennen und sich für einen fairen und gerechten Umgang aller Menschen einsetzen können.