Flusskind: Millilu und der Gesang der Fische

Millilu ist etwas Besonderes, da sind sich Luna und Stella schnell einig, als sie auf das Mädchen mit den dunklen und mit Federn und Perlen geschmückten Haaren treffen, das mit viel zu großer Strickjacke und mit Latzhose barfuß auf einem großen Hausboot steht. Schnell merken sie, dass bei Millilu auch sonst einiges anders ist, denn anstatt mit ihren Eltern lebt sie mit ihrer Ziege Vanille und ihrem Huhn Hennilotte zusammen und ist auf der Suche nach ihrer Familie, die sie eines Nachts verloren hat, als sich ihr Hausboot von den restlichen Hausbooten ihrer Sippe der Bootsmenschen gelöst hat.

Bei Stella und Luna ist es genau umgekehrt. Sie sind von ihren Eltern weggelaufen, weil Lunas Eltern für ein Jahr nach Neuseeland wollen, da ihr Vater dort arbeiten muss, sodass die beiden Freundinnen getrennt würden. Das können sich die beiden überhaupt nicht vorstellen, schließlich sind sie seit klein auf unzertrennlich! Als sie Millilu von ihren Sorgen erzählen, dass ihre Freundschaft die weite Entfernung nicht überstehen könnte, hat die eine Idee und schlägt ihnen vor, sie zu „Seelenschwestern“ zu machen, wodurch sie für immer verbunden bleien. Drei Tage müssen die beiden dafür durch ein Band ums Handgelenk verbunden bleiben, wobei sie verschiedene Prüfungen meistern müssen. Nach kurzer Bedenkzeit willigen die beiden ein. Ob die beiden die Prüfung bestehen und am Ende zu echten Seelenschwestern werden?

Abenteuer, Freundschaft und eine besondere Protagonistin

Sabine Bohlmanns Buch richtet sich an Kinder ab etwa 8 Jahren, was sowohl vom Umfang als auch vom Thema der Geschichte gut passt. In zehn Kapiteln erzählt sie, wie Luna und Stella bei Millilu zu Seelenschwestern werden und dabei auch ein Stück selbst wachsen, denn die selbstständige und unabhängige Millilu bringt ihnen so einiges bei, was in der Schule oder im normalen Alltag kaum vorkommt. Werte wie Freundschaft, Respekt vor der Natur und sich selbst treu bleiben stehen für sie im Vordergrund ihres Handelns. Geld, gesellschaftliche Konventionen und materielle Werte sind ihr nicht wichtig, was sich unter anderem darin zeigt, dass sie ihr Hausboot nicht abschließt, was sie Luna und Stella folgendermaßen erklärt:

„Wer sollte mir denn etwas klauen? Die wichtigsten Dinge habe ich dabei: Vanille, Hennilotte, euch und mich. Und wenn jemand meine getrockneten Kräuter stehlen will, dann tut er es – auch wenn ich ein riesiges Vorhängeschloss mit einem noch viel riesigeren Schlüssel hätte. Und dann denke ich, braucht dieser jemand meine Kräuter bestimmt viel dringender als ich. Dann soll dieser jemand meine Kräuter eben nehmen. Auf meinem Dach wachsen sie immer wieder nach.“

Gut gelungen sind auch die vielen kleinen Zeichnungen, die die Erzählung an vielen Stellen passend ergänzen und welche sehr realitätsnah wirken. Nicht nur die Mädchen, auch Tiere, Pflanzen und Gegenstände sind gut getroffen, was dabei hilft, sich ein genaues Bild der Handlung zu machen.

Liebenswerte Geschichte, die noch nicht zu Ende erzählt ist

Auch wenn Luna und Stella sich nach ihrer Prüfung von Millilu verabschieden, hat Milllu ihr Ziel noch längst nicht erreicht, denn sie ist weiterhin auf der Suche nach ihren Eltern und ihrer Sippe, die sie ziemlich vermisst. Die Fortsetzung ihrer Geschichte steht bereits in den Startlöchern und auch der Titel ist bereits bekannt, sodass man gespannt sein darf, welche Abenteuer sie auf dem Fluss Piktori mit ihrem Boot und ihren Tieren noch erleben wird!

Fazit

Eine gelungene Geschichte, die Abenteuergeist und ein Gefühl von Unabhängigkeit mit sich bringt und durch eine außergewöhnliche und liebenswerte Protagonistin überzeugen kann!