Eine Stelle als Monster frei – jetzt bewerben
Nachts im Dunkeln sind sie da: unter dem Bett, im Kleiderschrank, versteckt zwischen dem riesigen Berg an Wäsche. Siehst du sie nicht auch? Kleine Monster, überall. Und wahrscheinlich sehen sie ein bisschen so aus wie dieses hier. Grüne stachlige Haut, gelbe Augen, lange Krallen, spitze Zähne und rosafarbene Brille. Rosafarbene Brille? Okay, dieses Monster ist vielleicht doch ein anderes als das unter unserem Bett. Und es spricht direkt mit dir – genau, mit dir.
Das kleine grüne Monster, das natürlich sehr böse und schaurig ist, ist auf der Suche nach einem ebenso gefährlichen Kumpel, um zu zweit ganz schreckliche Dinge zu tun. Und hier kommst du ins Spiel. Bist du ein Monster? Schau am besten mal nach, ob du nicht auch einen langen, spitzen Schwanz, scharfe Krallen oder große gelbe Augen hast. Nicht der Fall, dann wäre hier ein guter Zeitpunkt, um das Buch zuzuklappen. Wären da nicht deine riesigen Zähne, die sich doch sicherlich mit einem lauten Gebrüll („Grrrrr“ oder „Roarrrr“) und wildem Gestampfe kombinieren lassen könnten. Endlich, das kleine grüne Monster hat noch jemanden in seinem Team. Aber die Freude währt nur kurz, denn dein Gebrülle und Gestampfe waren schon ganz schön gruselig. Höchste Zeit, sich zu verkrümeln, denkt es. Aber schnell! Wer ist hier nun das Monster?
Tatsächlich könnte man ab der ersten Seite sagen: Film ab! Denn dieses Bilderbuch ist ein bisschen so wie Kino. Man hat die ganze Zeit über das Gefühl, das Monster schaut in eine Kamera und uns direkt in die Augen. Gekonnt bewegt es sich „auf der Leinwand“, kommt mal ganz nah und betrachtet einen eingängig, verschwindet kurz aus dem Bild, um dann an einem anderen Ende der Seite wieder aufzutauchen. Und wer denkt, der Text ist ein reiner Monolog, der hat weit gefehlt. Das Monster verlangt von seinem Publikum schließlich auch Antworten. Außerdem gut zu wissen: Durch die Sprechblasen, Ausrufe und den Wechsel der Schriftarten wird das Vorlesen auch für ungeübte Erwachsene kinderleicht. Nicht zuletzt deshalb ist das Buch ein dankbarer Beitrag für alle, die vielleicht jetzt erst ins gemeinsame Lesen einsteigen.
Hier wird es wirklich mal interaktiv
Es gibt diverse Bilderbücher zum Mitmachen, Drehen und Wenden, Schütteln und Anschreien. Ein wunderbar gedachtes pädagogisches Konzept, bei dem es bei einigen Publikationen an der Umsetzung jedoch hier und da ein bisschen hapert. Vielleicht ist es bei unserem Monsterbuch auch gerade die Tatsache, dass der Sticker „Zum Mitmachen“ fehlt und man sich von der Interaktion einfach überraschen und mittragen lässt. Gemeinsames Lesen soll vor allem eines: Spaß machen. Das ist die Message des vielfach ausgezeichneten brasilianischen Autors und Illustrators Guilherme Karsten.
Noch dazu nimmt das Bilderbuch den kleinen Leserinnern und Lesern ein bisschen die Angst vor den phantasievollen Kreaturen, die sich gerade im Dunkeln manchmal überall zu verstecken scheinen. Da schläft es sich doch gleich viel besser.
Fazit
Wer auf der Suche nach einem kurzweiligen und lustigen Bilderbuch ist, hat hier einen Volltreffer gelandet. Gerne empfohlen.
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