Überraschung für den Nikolaus
- Kerle bei Herder
- Erschienen: November 2006
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Man merkt es nicht unbedingt an den Temperaturen, sondern am Handel, dass es bald wieder vor der Tür steht: Weihnachten. Und auch in den Buchhandlungen finden wir wieder allerlei Geschichten, die sich um das große Fest ranken, so auch um den Heiligen Nikolaus. In dem Bilderbuch von KeRLE bei Herder mit dem Titel ";Überraschung für den Nikolaus"; von Marc Limoni, wird die ganze ";Sache"; mal genau anders herum angegangen, denn dieses Mal soll der Nikolaus staunen…
Die Vermutung liegt nahe, dass Marc Limoni nicht die allseits bekannte Geschichte vom Heiligen Nikolaus erzählen wollte, der die Kinder am Nikolausabend reich beschenkt.
Sein Nikolaus läuft nämlich mit seinem Kompanion, dem hier sehr mürrischen und schimpfenden Knecht Ruprecht, durch schneebedeckte Felder und Wälder. Bei schwerem Schneetreiben finden sie den Weg nicht so recht und fragen deshalb ein Eichhörnchen, das ihnen glücklicherweise schnell weiterhelfen kann. Im gesuchten Städtchen angekommen, suchen sie schließlich die vielen Kinder, die sie beschenken wollen. Doch die sind in keinem der idyllischen Häuser zu finden, auch wenn hier und da ein Glöckchen ertönt und es überall lecker nach Weihnachtsgebäck riecht. Nach einer kurzen Schnitzeljagd stolpern sie in die Scheune in der die Kinder schon alles vorbereitet haben: Denn dieses Jahr sind sie es, die Nikolaus und Knecht Ruprecht beschenken. Da freuen sich die beiden sehr und es wird ihnen ganz warm ums Herz.
Marc Limoni´s und Eleni Zabini`s Buch ";Überraschung für den Nikolaus"; ist eines von den vielen Nikolaus- und Weihnachtsbüchern, die zu dieser Jahreszeit herauskommen, sich aber aus der Masse nicht herausheben können. Als Einstieg in die Adventszeit ist es für die ganz Kleinen sicherlich in Ordnung; sie werden nur zu gerne den weichen, aus Samt-Flocking aufgelegten Mantel des Nikolaus mit ihren Fingerchen nachfühlen. Und dieser Mantel ist von der ersten bis zur letzten Seite im Flocking – das macht natürlich Spass. Doch dramaturgisch gesehen, hat die Geschichte keinen Spannungsbogen: Zu lange dauert es, bis der Nikolaus endlich auf die Kinder trifft – um die es ja schließlich geht. Die Freude über die gelungene Überraschung währt dann leider nicht allzu lange, denn das wird nur kurz auf der letzten Seite behandelt.
Der Gedanke zu dieser Geschichte mag ganz nett sein, ist mir aber zu unspannend umgesetzt, sodass sie wohl kaum ein Kind fesseln wird, und somit keine Nähe zu den Hauptdarstellern zulässt. Ein leicht schadenfroher Nikolaus und der stets mürrische Knecht Ruprecht fesseln da eben nicht wirklich.
Dies wird vor allem durch die Sprache transportiert. Das wiederholte ";Ich lass´mich doch nicht veräppeln"; von Knecht Ruprecht macht die Grundstimmung der Geschichte nicht unbedingt positiver.
Die beiden wirken eher genervt als erwartungsfroh und die insgesamt ein wenig zu oberflächlichen Dialoge fangen dies nicht auf. Etwas holperig wirkt da auch der Text an manchen Stellen, der zwischen Umgangsprache und einer für Kinder etwas schwierigen Sprache hin und her wechselt. Er vermittelt nicht gerade eine weihnachtlich-besinnliche Stimmung. Wiedermal ist es leider erst die letzte Seite, die in diesem Sinne stimmig ist.
Die Illustrationen sind ganz nett und geben die vorweihnachtliche Stimmung wieder. Doch wie so oft auch viele Schaufenster zur Vorweihnachtszeit, sind auch diese Bilder arg überladen, sodass zum Teil die Hauptdarsteller vor diesem üppigen Hintergrund weniger auffallen als sie vielleicht sollten. Die kräftigen Farben, die jedes Bild zur Gänze ausfüllen, lassen die Bilder oft nicht klar erscheinen. Nette kleine Details verlieren sich in darin.
Fazit:
";Überraschung für den Nikolaus"; spielt mit dem Thema Nikolaus und Vorweihnachtszeit in einer leichten und an sich kindgerechten Weise. Der Gedanke, den Nikolaus zu beschenken ist sicherlich ganz nett, aber zu unspektakulär geschildert. Vom Zuhörer wird eine gewisse Ausdauer verlangt, die dann nicht ausreichend belohnt wird. Das tolle Gefühl der Vorfreude, gerade bei Kindern ein starkes Gefühl, hätte schon eher erwähnt werden können. Vielleicht wäre die Geschichte spannender, wenn sie aus der Sicht der Kinder geschildert worden wäre, denn ein Versteckspiel ist für jedes Kind interessant und spannend, und die Vorfreude des Schenkens und Beschenktwerdens erleben Kinder oft sehr intensiv. Eine Identifikation mit den Kindern im Buch, und damit mit der Geschichte, würde aus dieser Sicht vielleicht leichter fallen.
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