Über Trauer und Mut und mehr als einen Neuanfang
Nach dem Tod von Caris Vater ziehen sie und ihre Mutter aus der Stadt in ein kleines Landhaus in einer abgelegenen Gemeinde. Ihre Mutter wagt den Neuanfang und eröffnet ein kleines Café in ihrem Garten am Fluss und Caris hilft, bis die neue Schule nach den Sommerferien wieder anfängt. Das Mädchen trauert um ihren Vater und die in der Stadt zurückgelassenen Erinnerungen an ihn.
„Der Fluss sieht fast hübsch aus heute im Sonnenlicht. Mama sagt, sie liebt das Geräusch des Wassers. Sie sagt, davon fühlt sie sich ruhig. Aber ich sehe, dass der Fluss Kraft hat. Ich höre sein wütendes Grollen, während er durch das Tal rauscht. Er ist dunkel und aufgewühlt unter seiner funkelnden Oberfläche. Ich fühle mich genauso wütend wie der Fluss.”
Als durch ein heftiges Unwetter der Fluss über seine Ufer tritt und das Dorf und Caris neues Zuhause flutet, sieht die Zukunft der kleinen Familie düster aus. Noch einmal werden sie so ein Szenario finanziell nicht überstehen können. Zwei Umweltschützer aus dem angrenzenden Naturschutzgebiet haben eine rettende Idee. Doch einige Dorfbewohner sorgen sich nur um ihre eigenen Belange und stehen dem Projekt im Weg.
Caris beginnt die Liebe ihres Vaters zur Fotografie zu teilen und schöpft aus einem seiner Ratschläge genug Kraft, um sich für die Natur und ihre neue Heimat einzusetzen.
Super lesbar und sehr emotional
Die „super lesbar“-Reihe aus dem Beltz & Gelberg Verlag ist perfekt für Kinder aus weiterführenden Schulen, die eine Lese-Rechtschreibschwäche oder noch nicht genug Übung oder Geduld für längere Geschichten haben.
Die Sätze sind kurz und einfach, mit wenigen Nebensätzen. Die kurzen Kapitel, die größeren Wort- und Zeilenabstände, die vielen Absätze und die größere serifenlose Schrift vereinfachen das Satzbild und sorgen für eine sehr gute Lesbarkeit. Auf dem Barcode auf der Rückseite der Bücher gibt es eine kleine versteckte Angabe zur Altersempfehlung bezüglich des Verständnisses und eine gesonderte zum Leseniveau des Textes. Das Lied des Flusses ist ab 11 Jahren empfohlen und passend für das ungefähre Leseniveau von 9jährigen.
Was die Reihe auszeichnet, ist, dass die Geschichten „normalen“ Romanen in nichts nachstehen. Sie sind tiefgründig erzählt, behandeln relevante Themen oder sind auch einfach lustig und sie werden von bekannten und beliebten Kinderbuchautorinnen und –autoren geschrieben.
Gill Lewis schreibt Kinderbücher über Tiere und Natur, über Umweltverschmutzung und Tierschutz und hat mit Das Lied des Flusses ein sehr berührendes Buch über ein Kind geschrieben, das durch die Erinnerung an ihren Vater dazu inspiriert wird, sich für etwas einzusetzen, was ihr und der Natur nur von Vorteil ist.
Geübten Lesenden fällt sicher die ungewöhnlich einfache Erzählweise auf. Was aber auch auffällt, ist wie ungeheuer fließend und gehaltvoll die Geschichte erzählt wird, wie sie trotzdem berührt und wie lange sie nachklingt.
Diese Geschichte erklärt, wie durch einem dem Menschen angepassten Fluss Überschwemmungen begünstigt werden, die mittlerweile ganz viele Kinder und Jugendliche mindestens einmal unmittelbar oder durch Nachrichten erlebt haben. Umweltschutz gelingt hier mit einer Rückkehr zum Ursprung, was durch einfache Handlungen ganz schnell einen spürbar positiven Effekt auf viele Menschen und ihre Habseligkeiten haben kann.
Begleitend dazu verarbeitet Caris die Trauer um ihren Vater und die Angst vor dem Neuen.
Fazit
Das Lied des Flusses ist ein wunderbar leicht lesbares Buch, das Wenig- und auch Lesenden ein tiefgründiges und berührendes Leseerlebnis bereitet. Die Themen Renaturierung und Umweltschutz werden hier sehr gut verständlich behandelt und die Entwicklung des wütenden und trauernden Kindes hin zu einem voll Mut und Zuversicht ist empathisch und glaubhaft erzählt.
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