HILFE, ich habe meine Lehrerin geschrumpft

HILFE, ich habe meine Lehrerin geschrumpft
HILFE, ich habe meine Lehrerin geschrumpft
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2006

Idee

Die Idee ist sehr phantasievoll, nach den ersten Seiten steht man mitten in Felix` Leben. Die Charaktere werden sehr authentisch dargestellt, was die Identifikation erleichtert.

Text

Der Ich-Erzähler lässt uns vorbildlich an seinem Leben teilnehmen, er vergisst weder Witz noch Spannung. Leider zwischendurch etwas langatmig.

";Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft"; ist ein Kinderbuch, dem eine witzige und zugleich phantasievolle Geschichte zugrunde liegt.
Der 12jährige Felix Vorndran, sein Name ist Programm, gerät unmittelbar vor den Schulferien in große Schwierigkeiten. Er schrumpft seine gehasste Mathelehrerin Frau Schmitt-Gössenwein, alias ";Schmitti";´, auf eine Größe von 15,3 cm und trägt sie genau ab dem Zeitpunkt immer bei sich – da sind die Probleme vorprogrammiert!

Felix Vorndran ist vor kurzem umgezogen. Er lebt seit der Trennung seiner Eltern bei seiner Mutter in Nr. 1 – so nennt er sein Zimmer dort. Hin und wieder schläft er aber auch in Nr. 2, dem Zimmer bei seinem Vater. Felix kennt noch nicht viele Kinder aus seiner Klasse, aber eins weiß er ganz sicher: er hasst – genau wie alle anderen – die blöde Mathelehrerin Frau Schmitt-Gössenwein! Sie sieht nicht nur schlimm aus, sondern ist auch noch wahnsinnig streng und anspruchsvoll!

Es kommt also wie es kommen muss: Felix bekommt am letzen Tag vor den Ferien seine Mathearbeit zurück. Er hat eine sechs! Felix ist so sauer auf ";Schmitti";, dass er sich einfach vorstellt, sie wäre ganz klein. Zu seinem Erschrecken wird Schmitti plötzlich wirklich ganz klein. Was nun? Er nimmt sie erstmal mit nach Hause, um sie dort vorübergehend zu verstecken. Das jedoch bringt so einige Probleme mit sich, denn die geschrumpfte Mathelehrerin, die nun in einem alten Hamsterkäfig wohnt, möchte jeden Morgen ihren Salbeitee. Und das ist ein echtes Problem, denn erstens muss Felix den Tee kochen, ohne dass seine Mutter es sieht, und zweitens muss er für eine 15,3 cm große Frau Schmitt-Gössenwein erst einmal ein passendes Gefäß finden. Aber das ist erst der Anfang von Felix` Problemen!

Felix will Schmitti natürlich so schnell es geht wieder loswerden, jedoch muss er sie dazu erst einmal wieder groß zaubern! Im Internet stößt Felix auf einige Informationen, und begibt sich sofort auf die Suche nach den nötigen Materialien für den ";Rückzauber";.

Ob es Felix schließlich gelingt, die verhasste Mathelehrerin, Frau Schmitt-Gössenwein, wieder groß werden zu lassen?!

Das Thema, dass irgendwer irgendjemanden ";geschrumpft"; hat und das auch noch mit einem Hilferuf in die Welt hinausschreit, ist vielen ja nun nicht mehr neu. Eine eher skeptische Annäherung an das Buch ist daher durchaus nachvollziehbar. Mir ging es auch so. Doch die Autorin Sabine Ludwig hat hier eine phantasievolle und lustige Geschichte verfasst. Sie erreicht Spannung und Mitgefühl durch ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Gerade die äußeren Umstände, die Scheidung seiner Eltern, der Umzug und die neue Schule, mit denen Felix täglich zu kämpfen hat, machen die Geschichte so lesenswert.

Auffallend gut gelingt der Autorin die Beschreibung der Charaktere. Sie lässt Felix sich selber beschreiben: ";Ich heiße Felix Vorndran, und man braucht nicht viel Phantasie, um sich die blöden Bemerkungen vorzustellen, die ich mir wegen dieses Namens anhören muss."; Allein durch diesen einen Satz wird Felix eigentlich schon ausreichend charakterisiert: er ist intelligent, humorvoll und ist für jeden Spaß zu haben; trotzdem hat er auch eine ernste und sensible Seite. Weiter lässt Sabine Ludwig Felix seine Situation beschreiben, wie er zu diesem Namen gekommen ist, dass er zwölf Jahre ist und in die sechste Klasse des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums geht. Die einzige aus seiner Klasse, die Felix wirklich kennt, ist Ella. Außerdem gibt es da noch ein paar komische Jungs. Mario, der die komische Angewohnheit hat, immerzu Lakritz zu essen und Robert, der immer eine Luftpumpe hat und ständig mit ihr spielt.

Äußerst geglückt erscheint die Beschreibung und Charakterisierung von Frau Schmitt-Gössenwein. Auch hier sagt eigentlich der Name schon alles! ";Schmitti";, wie sie liebevoll genannt wird, hat so einen netten Spitznamen normalerweise nicht verdient. Sie ist nämlich sehr streng, hat immer die gleichen einfarbigen Kostüme an, und hat eine total spitze Nase, auf der ihre ebenso strenge Brille sitzt. Schmitti wird als Schrecken aller Schüler beschrieben, und wenn man das Buch mal zu Ende gelesen hat, hegt man zwar letztendlich gewisse Sympathien für sie, zwischendurch jedoch, kann man Felix immer wieder bestens verstehen.

Genauso herrlich beschreibt Felix seine Eltern. Seine Mutter ist sehr lieb und immer besorgt um ihren Felix, aber leider auch fast immer im Stress. Sie arbeitet von zuhause aus und muss nebenbei noch den Haushalt regeln. Felix´ Vater ist ein mehr oder weniger erfolgreicher Architekt, der sich aber immer freut, wenn sein Sohn zu Besuch kommt. Leider reden die beiden nicht mehr miteinander.

Viele junge Leser werden eine dieser Situationen aus ihrem eigenen Alltag kennen – zumindest eine blöde Lehrerin hat wohl jeder schon einmal erlebt! Auf diese Weise hat die Autorin erfolgreich ein hohes Identifikationspotential geschaffen, das besonders von der überzeugenden Darstellung der Charaktere unterstützt wird.

Im Laufe der Geschichte verändern sich viele Dinge zum Positiven. Felix entdeckt an Schmitti sogar positive Eigenschaften, ja, er stellt sogar fest, dass auch sie lachen kann und gewöhnt sich irgendwann auch an sie. Außerdem lernt Felix mehr und mehr Schüler kennen, er unternimmt viel mit Ella und auch Mario und Robert akzeptieren ihn letztendlich als Freund.

Selbst die gescheiterte Beziehung der verkrachten Eltern scheint als Freundschaft wieder aufzublühen.

Die ganze Geschichte ist in Tagebuchform geschrieben, das über die Zeitspanne vom 25. Oktober bis zum 10. Dezember reicht. Die einzelnen Kapitel sind gekennzeichnet durch Überschriften mit dem jeweiligen Datum. Außerdem teilen sie die Geschichte in passende ";Häppchen"; für den 10jährigen, ja schon fortgeschrittenen, Leser ein. Felix schildert all seine Erlebnisse als Ich-Erzähler, was die Identifikation weiter erleichtert. Ferner sichert die Autorin so einen besseren Zugang zum Geschehen, denn Felix ist ja immerzu mittendrin. Die Sprachwahl erscheint altersgerecht und authentisch. Die Autorin nutzt wörtliche Rede und mitunter kurze prägnante Sätze um den Stil eines zwölfjährigen Jungen zu kennzeichnen. Somit verfehlen sowohl die spannende als auch die humorvolle Seite nicht ihre Adressaten.
Aufgrund der, gerade zu Anfang, lustigen Erzählweise wird man kaum ein Schmunzeln unterdrücken können.

Zur Mitte des Buches werden die Erzählungen jedoch etwas zu langatmig. Die Probleme, die Felix mit Schmitti hat, werden meines Erachtens zwar immer sehr lustig aber leider auch zu ausführlich dargestellt. Es passiert zwar nicht immer das Gleiche, jedoch reihen sich die Erlebnisse von Felix mit Schmitti nach einer gewissen Zeit nur noch in das bereits bekannte Schema ein.

Plötzlich jedoch, wenn man es schon kaum mehr erwartet, gerät Felix in äußerst seltsame und spannende Situationen. Es kommt etwas Licht in die Geschehnisse, und so klärt sich auf eine sehr geheimnisvolle und spannende Art und Weise auch das Erscheinen der schwarzen Katze mit den blauen Augen auf. Ab diesem Punkt der Geschichte werden Kinder sicherlich mit höchster Spannung weiterlesen.

Das Ende scheint offen zu sein: hat Felix das alles nur geträumt oder ist es wirklich passiert?

Fazit:

Aufgrund der guten Ideen und dem Lebensgefühl, das Sabine Ludwig einfühlsam wiedergibt, wird dieses Buch auf jeden Fall seine Leser finden. Denn wer hätte nicht gerne eine kleine Anregung, den Alltag – besonders den Schulalltag – mit etwas mehr Humor zu betrachten?

Faszinierend schildert die Autorin die Probleme eines 12jährigen, und schafft durch die Auswahl und Beschreibung der Personen ein extrem gutes Identifikationspotential.

Anne Bruns


HILFE, ich habe meine Lehrerin geschrumpft

Sabine Ludwig, Dressler

HILFE, ich habe meine Lehrerin geschrumpft

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