Dieser fesselnde Krimi um den Schüler Leonardo da Vincis, Salai, und seine Freundin Caterina, entführt uns ins Florenz des 15. Jahrhunderts. Wir finden uns in den Gassen von Florenz wieder und werden unversehens Zeuge, wie die wertvollen Notizen des genialen Erfinders und Künstlers gestohlen werden. Annette Neubauer nimmt ihre Leser mit in eine vergangene Zeit voller Rätsel, Abenteuer und Ungewissheiten.
Salai ist Schüler des Gelehrten Leonardo da Vinci, der schon zu seiner Zeit durch bahnbrechende Erfindungen, Entwicklungen und Kunstwerke von sich Reden macht. Der Junge sieht in seinem Meister ein großes Vorbild und ist daher umso entsetzter, als er feststellen muss, dass er zum Teil die Verantwortung für den Diebstahl der wertvollen Unterlagen des Wissenschaftlers trägt… Hätte er doch bloß die Tür fest verschlossen.
Doch schnell wird nicht nur dem gelehrten Meister, sondern auch den Lesern klar, dass Salai nicht nur ein Schüler des Meisters ist. Er macht ihm allein dadurch alle Ehre, dass er durch seinen Einfallsreichtum, seine Neugierde und seine Begabung glänzt. Und genau diese Eigenschaften setzt der Junge ein, um der wertvollen Unterlagen wieder habhaft zu werden. Er heftet sich, gemeinsam mit seiner Freundin Caterina, an die Fersen des Diebes und auch wenn die beiden Freunde zunächst in einer Sackgasse landen, gelingt es ihnen letztlich, den Dieb zu stellen und die Pläne ihrem rechtmäßigen Besitzer zu übergeben.
Neben der Serie ";Tatort Erde"; liefert uns der Loewe Verlag mit der Reihe ";Tatort Forschung"; nicht nur eine weitere Reihe von Ratekrimis; diese Serie möchte neben der spannenden Handlung auch einen ersten Einblick in die Welt der Forscher und Entdecker geben. In dem Band ";Ein Fall für den Meisterschüler"; ist der Schauplatz bekanntermaßen Florenz. An diesem Schauplatz wird uns das Leben und Wirken des Erfinders, Baumeisters, Künstlers und Entdeckers, Leonardo da Vinci, näher gebracht. Durch die gewählte Sprache und Erzählweise gelingt es der Autorin Annette Neubauer, einen Eindruck des Lebens zu dieser Zeit, in dieser italienischen Stadt, zu vermitteln.
Doch die sich daraus entwickelnden Vorstellungen und Bilder stellen letztendlich nur die Rahmenhandlung zu dem spannenden Krimi dar – sie geben dem vorgestellten Stück gewissermaßen nur die Kulisse: Es ist das Abenteuer der zwei Freunde Salai und Caterina, welches das Geschehen dominiert und das zentrale Interesse auf sich zieht.
Durch die Charakterisierung der Hauptpersonen einerseits und den geschilderten Eindrücken der großen fremden Stadt andererseits, gewinnt dieses Buch an Lebendigkeit.
Dabei bieten die beiden Protagonisten, ob Salai oder Caterina, Identifikationspotenzial für die Leser. Salai ist ein eher nachdenklicher Junge, der sich des Öfteren gegen Autoritäten auflehnt, wohingegen Caterina ein kleiner Wirbelwind ist, die nie zur Ruhe kommt und durch ihren Charme gewinnt.
Und doch handelt es sich bei ";Ein Fall für den Meisterschüler"; um einen gut erzählten Ratekrimi, der sich von anderen seines Genres nicht sonderlich abhebt.
So finden wir nach jedem Kapitel eine Frage, die sich auf das gelesene Kapitel bezieht und die uns Stück für Stück der Lösung des Verbrechens näher bringt. Nicht immer ganz einfach zu beantworten sind die Fragen, die an die Kinder gestellt werden, aber mit etwas Ausdauer und Spürsinn, was ja auch die Hauptfiguren in dem Buch dauernd unter Beweis stellen, durchaus lösbar. Durch die gestellten Fragen und Aufgaben gewährleistet die Autorin ein verstehenderes Lesen. So geht es zum Beispiel darum, Buchstaben in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, so dass eine Losung entsteht, oder anhand eines Stadtplans und mit Hilfe weniger, aber konkreter Hinweise herauszufinden, wo der vermeintliche Dieb wohnt.
Da sich dieses Buch an schon etwas erfahrenere Leser richtet, der Verlag schlägt ein Lesealter ab 10 vor, ist der Text etwas komplexer. Die sonst oft vorherrschende Dialogform finden wir hier nicht. Die Autorin wählt genauso oft die auktoriale Erzählhaltung, um Situationen, Personen oder Örtlichkeiten zu beschreiben. Doch dies tut der Spannung der Geschichte keinen Abbruch. Eher im Gegenteil, sorgen diese Textpassagen doch dafür, dass wir, als Leser, uns schneller in die jeweiligen Situationen hineinversetzen können. Da sich die Geschichte in einem fremden Land, mit fremder Sprache abspielt, ist es auch kaum umgänglich, dass hier und da einige landestypische Begriffe oder Ausdrücke in die Erzählung einfliessen. So erfahren wir, dass ein Händler auf dem Markt ";All'inferno!"; (";Zur Hölle!";) ruft, oder die geistlichen mit ";Santo padre"; (";Heiliger Vater!";) angesprochen werden. Für solche und ähnliche unbekannte Begriffe finden wir hinten im Buch ein Glossar, in dem die Fremdwörter alphabetisch geordnet sind.
Bilder treten in dem Buch fast auf jeder Seite auf. Manchmal finden wir nur kleine Illustrationen, die eine Momentaufnahme des Geschehens aufgreifen, manchmal sind es Zeichnungen, die den Lesern beim Beantworten der gestellten Frage helfen können. Bei den Illustrationen handelt es sich um schwarz-weiße Tuschezeichnungen, die ab und an durch überraschende Details überzeugen und häufig die Mimik der dargestellten Personen aufgreifen.
Die Serie ";Tatort Forschung"; möchte jungen Lesern neben unterhaltender Lektüre einen Einblick in fremde Welten bieten. So finden wir am Ende des Buches einige Seiten, auf denen unter anderem das Leben des Forschers da Vinci in einer Zeittafel vorgestellt wird. Wir bekommen einen kurzen Überblick über das Zeitalter der Renaissance und einen Eindruck davon, was für ein unglaubliches Universaltalent in dem bekannten Gelehrten steckte. Für ganz wissenshungrige kleine Forscher verbergen sich auf den letzten Seiten einige Anregungen und Anleitungen für Experimente.
Fazit:
Ein spannender Kinderkrimi, der sich an fortgeschrittene Leser richtet. Durch die lebendige Erzählweise und die sympathische Darstellung der Charaktere gelingt es der Autorin, einen Bezug zu dem Buch aufzubauen sowie einen Eindruck des Handlungsortes entstehen zu lassen. Obwohl es sich aus der Masse der Kinderkrimi-Serien nicht sonderlich abhebt, gewährleistet es aber über die gute Unterhaltung hinaus auch erste, solide Wissensvermittlung.
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