Kinder unterm Hakenkreuz

Die 11-jährige Erna erlebt hautnah, wie man 1933 ihre jüdischen Nachbarn zunehmend meidet und sogar beleidigt. Auf einmal soll sogar das Schuhgeschäft der lieben Frau Blum boykottiert werden. Das ist unfair, findet Erna. Doch was soll sie machen? Und wird das Leben für die jüdischen Menschen wirklich so gefährlich, wie ihre Eltern meinen?

„Das Leid, das die Nationalsozialisten über Deutschland und Europa gebracht haben, wurde auch Millionen Kindern angetan.“

Das Ende des 2. Weltkriegs und damit die Not vieler Millionen Menschen endete vor nunmehr bald 80 Jahren. Viele Menschen litten unter Hitlers Diktatur, entweder weil sie gnadenlos verfolgt wurden oder weil sie vom Krieg betroffen waren. Am stärksten hat es wohl die Kinder in einen nie enden wollenden Albtraum gestürzt: Der Vater musste in den Krieg ziehen, die Mutter konnte gerade so für ihre Kinder aufkommen; manche Eltern wurden ins Konzentrationslager verschleppt und nie wieder gesehen. Solche und ähnliche Zustände kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Wie viel schwerer muss es da für Kinder sein, die mit dem Thema konfrontiert werden?

Da stellt sich natürlich die berechtigte Frage, ob so ein Buch seine Berechtigung hat. Leider ist die deutsche Geschichte untrennbar mit dieser dunklen Vergangenheit verbunden. Fragen an die Eltern werden automatisch kommen, spätestens dann, wenn die Schule die Vergangenheit aufarbeitet. Eltern sollten dann vorbereitet sein – und genau dafür ist dieses Buch eine wichtige Herangehensweise.

Keine leichte Kost

Zehn Kinder stellen in eigenen Kapiteln ihre Geschichten vor. Stets lernt man diese in kleinen Steckbriefen samt Passbild kennen: Name, Alter, Eltern, Geschwister und Wohnort. Dadurch baut man schnell eine persönliche Ebene auf; man hat direkt ein Gesicht vor Augen (wenn auch ein gezeichnetes), was eine nicht zu vernachlässigende Bindung ermöglicht und die erzählte Geschichte noch schwerer wiegen lässt.

Die darauf folgenden Geschichten sind durchaus anspruchsvoll: Die Länge und die Schwere des Themas lassen das Buch sich nicht zum mal eben nebenher lesen eignen. Es sollte entweder großes Interesse seitens des Kindes bestehen oder ein konkreter Anlass. Alleine lassen sollte man das Kind damit definitiv nicht, um vor allem auch Ängste zu nehmen. Daher ist es gut, dass der Autor gleich zu Anfang direkt die Eltern anspricht.

Am Ende jeder Geschichte gibt es dann einen interessanten Infotext mit Fotos, etwa zu den Nürnberger Gesetzen oder der Hitlerjugend. So kann man nochmal konkreter auf die Geschichten und ihre Hintergründe eingehen. Ein abschließendes Glossar unterstützt zusätzlich.

Insgesamt ist es eine sehr gute Aufarbeitung, die mit wenigen, aber ausdrucksstarken Bildern von Friederike Ablang in Szene gesetzt wird. In schwarz-weiß gezeichnet, mit einzelnen roten Akzenten, macht es die damalige Bedrohung nahbarer.

Fazit

Ein Buch, das wichtig und vor allem für Eltern gedacht ist. Es ist nicht verkehrt, auf solche Bücher zurückzugreifen, denn Fragen werden Kinder auf jeden Fall haben!