Minu und der Geheimnismann

Minu ist ein Kind voller Fantasie und Neugier. Sie liebt ihren Garten und die Blumen, sie hört dem Gras beim Wachsen zu und sieht in den Blütenblättern geheimnisvolle Gesichter. Ihr liebster Freund ist Himmi, ein kleines blaues Vögelchen, welches immer bei ihr ist, wenn gerade kein anderer da ist. Minus Vater schüttelt manchmal über ihre Vorstellungsgabe den Kopf, aber ihre Oma war immer begeistert.

„Flausen sind schöne Gedanken, und Blumen sind Marmelade für die Flausen.”

Leider ist Oma weit weg. Zur Sonne und zur Wärme hingezogen und Minu und Papa vermissen sie sehr.

Ein rätselhafter Mann mit Zauberhut vom Haus gegenüber fesselt Minus Interesse. Er trägt eine Rascheltasche und über seinem Haus wachsen riesige Blüten. Der Geheimnismann zeigt dem Mädchen eines Tages seinen Schatz: ganz besondere Blumen, die weit entfernte Lieblingsmenschen ganz nah kommen lassen und vielleicht sogar Wünsche erfüllen können.

Bezaubernd und fantasievoll

Andrea Karimé ist eine wundervolle Geschichtenerzählerin und Erfinderin von Worten, die Kindern und Erwachsenen gleichermaßen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ihre besondere Art des Erzählens wirkt sehr lebendig und direkt und passt perfekt zu ihren fantasievollen Geschichten.

Minu ist ein Kind voller Träume und Liebe, mit einem genauen und unvoreingenommenen Blick auf die Welt um sich herum. Sie vermisst ihre verständnisvolle Oma sehr, die ihre träumerische Art unterstützte und förderte. Der Geschichtenmann tritt mit seinem Zaubergarten in ihre Fußstapfen und bringt das Kind durch seine liebenswerte Art und seine außergewöhnlichen Blumen ihrer Oma wieder sehr nahe.

Auch der Geschichtenmann vermisst jemanden. Seine Frau ließ ihn allein zurück, aber ihr Gesicht und ihre Stimme bleiben ihm durch seinen Garten ganz nah im Herzen.

Die Illustrationen von Renate Habinger sind sehr detailreich und verbinden die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite. Wie ein roter Faden wiederholen sich Muster und Formen, welche diese Geschichte auf eine ganz eigene Art erzählen.

Dieses Bilderbuch spricht ganz besonders Kinder an, die Verwandte und Freunde vermissen. Minu fehlt die Wärme und das Verständnis der Oma und dem Geschichtenmann fehlt die Partnerin fürs Leben. Überraschenderweise ist in diesem Text gar keine Traurigkeit zu finden, sondern eher ganz viele Wege, sich an ferne geliebte Menschen zu erinnern. Voller Wärme und Sensibilität wird hier eine ungewöhnliche Geschichte erzählt, die ganz nah am kindlichen Empfinden die Macht der Fantasie heraufbeschwört.

Fazit

Minu und der Geheimnismann vermissen beide jemand Geliebten. Statt Trauer benutzen sie aber ihre Fantasie, um ihrer Sehnsucht Ausdruck zu verleihen. Geheimnisvoll, voller Sprachwitz und besonderer Bilder wird hier eine Geschichte erzählt, die verbindet und Mut macht.