Unten

Nevo und Juma sind schon immer die besten Freundinnen gewesen. Sie wohnen nebeneinander in einem riesigen Hochhaus, wo man noch nicht einmal den Boden aus den wenigen Fenstern nach außen erkennen kann. Ihr ganzes Leben spielt sich in diesem Haus ab, genauer gesagt, auf ihrer Wohnetage – Zinnober Vier – und der Etage, auf der ihre Schule liegt. Niemals verlassen sie dieses Haus, auch nicht zum Spielen. Nevo und Juma sind aber ganz normale Kinder, die neugierig sind, mutig und super gerne fangen spielen. Rennen ist aber strengstens von der geheimnisvollen Hausverwaltung verboten.

Als die beiden Mädchen eines Tages mal wieder spielen, droht ihnen richtig Ärger.

Juma versteckt sich im Wäscheschacht und ist nach der abgewendeten Gefahr spurlos verschwunden. Seltsamerweise ist nicht nur das Mädchen verschwunden, sogar die Erinnerung an sie scheint verloren gegangen zu sein: Ein neues Mädchen hat am nächsten Tag Jumas Platz in der Familie und der Schule eingenommen.

„Manchmal ist es wichtiger, eine Frage zu bekommen als eine Antwort. Und ich habe viele, viele Fragen bekommen von meinem Papierflieger. Fragen, was außerhalb des Hauses liegt. Und mein ganzes Leben lang habe ich überlegt, mich einmal auf den Weg zu machen. Nach unten. Nach draußen. In die ganze Welt, die wir von hier aus nur erahnen können.”

Über allen diesen Entwicklungen steht die Angst der Bewohner des Hauses, ihre Etage verlassen zu müssen und weiter unten im Haus eine neue Bleibe zugewiesen zu bekommen. Die Hausverwaltung setzt strikte Regeln der Konformität durch und trennt die Bewohner durch Angst und harte Arbeit, die wenig Zeit zum Träumen, Wünschen und Zusammenkommen lässt.

Nevo allerdings entschließt sich den Geheimnissen des Hauses auf den Grund zu gehen und Juma zu finden. Sie macht sich auf den Weg nach unten und bekommt endlich Antworten auf die Fragen, die sich die Bewohner des Hauses schon seit Generationen stellen.

Abenteuerlich bis zum Schluss

Fast vollständig überwacht und reglementiert ist das Leben der Kinder in diesem endlosen Hochhaus, welches eher wie ein Gefängnis wirkt als ein Ort zum Leben. Die Kinder haben noch nie an der Außenluft geschnuppert oder Regentropfen auf ihrer Haut gespürt. Es gibt keine Spielplätze, keinen Raum zum Toben, Klettern oder Rennen. Die Bewohner des Hauses scheinen zufrieden, verängstigt und absolut mutlos. Ähnlich unserer Gesellschaft wohnen im oberen Teil des Hauses Menschen, die man beneidet und die unerreichbar wirken und, je weiter nach unten es geht, Menschen, von denen man sich abgrenzen muss.

Für Nevo ist es eine bewusste und wohlüberlegte Entscheidung, alles aufzugeben und nach ihrer Freundin zu suchen. Denn sie will Antworten und vor allen Dingen möchte sie ihre Freundin zurückhaben.

Wie zu erwarten war, leben die Menschen in den unteren Etagen unter lebensunwürdigen und gefährlichen Bedingungen. Aber immer trifft Nevo auf solche, die ihr helfen, die das Beste aus der Situation machen, die aber ihrerseits auch selten die Gegebenheiten in Frage stellen.

Als Nevo Mat trifft, der die Geheimnisse des Hauses am eigenen Leib zu spüren bekam, wird es richtig spannend, denn nun gibt die Geschichte mehr Antworten und Erklärungen her, die wirklich schaurig und verblüffend sind.

Der Roman liest sich für Erwachsene als eine Mischung aus „Haus der Treppen“, „Matrix“ und „1984“. Für Kinder sind diese Vorläufer eher unbekannt, weshalb dieser Roman für sie sicher ein sehr fesselndes Leseerlebnis mit ganz vielen Überraschungen und unvorhersehbaren Wendungen ist.

Maja Ilisch erzählt ihre Geschichte mit längeren Schachtelsätzen und auch wegen des komplexen Geschehens, ist dieses Buch richtig gut für Kinder, die schon gut lesen und Lust haben, abseits vom Mainstream schon etwas mit kritischerem Hintergrund zu lesen.

Fazit

Unten ist ein besonders dicht geschriebenes und außergewöhnliches Kinderbuch, welches kritisches Denken im Leser anregt. Das faszinierende Setting und die spannungsreichen Entwicklungen des Geschehens sorgen für ein besonderes Leseerlebnis.