Keine Angst vor der Angst

Angst kennen wahrscheinlich die meisten Kinder, schließlich gehört sie in gewissen Maßen zum Leben dazu und sorgt dafür, dass wir in gefährlichen Situationen vorsichtig sind und kein unnötiges Risiko eingehen. Daneben gibt es aber auch Ängste, von denen wir wissen, dass sie nicht angemessen sind, gegen die wir uns aber dennoch nicht wehren können. Sei es die Angst vor Monstern unterm Bett (obwohl wir wissen, dass es keine Monster gibt), die Angst vor wilden Tieren (obwohl hier keine Löwen oder Tiger leben) oder auch die Angst vor der Dunkelheit (obwohl wir wissen, dass sich das Zimmer nicht verändert, nur weil kein Licht da ist). Oft ist es uns peinlich, darüber zu reden, denn letztendlich wissen wir ja selbst, dass es für die Angst eigentlich keinen Grund gibt und wir befürchten, ausgelacht oder verspottet zu werden. Alle anderen scheinen schließlich auch keine Ängste zu haben, vor allem keine so unsinnigen. Dass man mit der Angst nicht allein ist und jeder irgendwann in seinem Leben mit diesem Thema konfrontiert wird, zeigt Christine Rickhoff in ihrem Buch Keine Angst vor der Angst, für welches sie mit 100 Prominenten, Fachleuten und auch Kindern über ihre Ängste gesprochen und Strategien gesammelt hat, wie sich mit den verschiedenen Ängsten umgehen lässt.

Angst hat jeder

Egal ob berühmter Sänger, junges Mädchen oder auch mutiger Astronaut: Alle sind schon mit dem Thema Angst in Berührung gekommen und berichten von ihren eigenen Erfahrungen, geben Tipps und machen Mut, vor allem zeigen sie, dass man sich nicht für seine Angst schämen braucht und es Strategien gibt, sich gegen seine Angst zu stellen. Die Auswahl der Personen, die Christine Rickhoff dabei befragt hat, ist vielfältig und spricht Kinder an. Neben Stars aus dem Kinderfernsehen wie etwa Willi Weitzel oder Checker Julian kommen auch viele Musiker*innen, Sportler oder auch ganz „normale“ Menschen wie ein Feuerwehrmann, Lehrerinnen oder Kinder zu Wort und teilen ihre Erfahrungen, die von Bühnenangst bis Angst vor Einbrechern und dunklen Kellern reichen.

Geheimtipps gegen die Angst

Jeder abgedruckte Beitrag ist nach demselben Schema aufgebaut. Auf der linken Hälfte der Doppelseite befindet sich neben Name und Beruf des Interviewten meist auch ein Foto, welches in schwarz und einer weiteren Farbe durch Schriftzüge, Linien oder abstrakte Zeichnungen ergänzt wird. Auf der rechten Seite folgt dann der jeweilige Text, zudem neben einer plakativen Überschrift immer auch ein Geheimtipp gehört, den die erwachsenen Erzähler selbst teilen und welcher bei den interviewten Kindern von einem Angstpaten ergänzt wird. So gibt es zum Beispiel Tipps, wie man sich durch bewusstes Atmen beruhigen kann, es wird erklärt, dass es helfen kann, sich einen Anker wie etwa ein Kuscheltier zu suchen, das einem Sicherheit gibt oder auch einfach nur darüber zu reden eine gute Strategie ist, da Angst meistens kleiner wird, wenn man sie teilt.

Durch die breite Auswahl an Themen, Geheimtipps und Interviewten aus den verschiedensten Bereichen findet sich eigentlich jeder an irgendeiner oder wahrscheinlich auch an vielen Stellen im Buch wieder und fühlt sich mit seiner Angst nicht mehr allein und verstanden, was die Scham verringert und Mut macht, über seine Ängste zu sprechen und sich ihnen zu stellen. Die verschiedenen Geheimtipps sind alltagsnah und einfach umzusetzen, da es keine großen Vorbereitungen oder ähnliches bedarf und sie sich, wie auch die Angst, oft allein durch bestimmte Gedankengänge umsetzen lassen. Das Buch richtet sich zwar an Kinder ab 5 Jahren, doch eignet es sich fast noch besser für Kinder im Grundschulalter, die noch etwas reflektierter an ihre Angst herangehen und die verschiedenen Strategien besser anwenden können.

Fazit

Ein bestärkendes Buch, das anhand von 100 Berichten verschiedenster (bekannter) Persönlichkeiten zeigt, wie „normal“ Ängste sind und das sich keiner für seine Angst schämen muss. Die Geheimtipps liefern gute Ideen, wie sich Ängste beherrschen lassen, sodass sie sich nicht negativ auf das Leben auswirken.