Was passiert auf der Ritterburg?
- Edition Bücherbär
- Erschienen: September 2006
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Das häufig behandelte Thema Ritter und alles was die sagenumwobenen Gestalten des Mittelalters umgibt, ist in der Altersstufe ab vier Jahren absolut aktuell. Dieses Bilderbuch mit Klappen und Spielelementen zeigt, einem Wimmelbuch ähnlich, wie interessant das mittelalterliche Leben um die Ritterburg war.
Wir begleiten Ritter Robert auf dem Weg zu einem spannenden Ritterturnier. Auf dem Ritt zur Burg Falkenberg durchquert er mit seinem Gefolge ein Dorf, in dem alle ihren traditionellen Aufgaben nachgehen. Doch der Weg zur Burg Falkenberg ist lang und so entschließt sich der edle Reiter Rast in einem Kloster zu machen. Dort wird gebetet, Gemüse angebaut und geschrieben.
Am folgenden Morgen erreicht Ritter Robert mit seinen Gefolgsleuten die Burg. Als sie die äußere Ringmauer passieren, befinden sie sich unmittelbar im alltäglichen Leben der Burg-Bediensteten. Die Wachen verrichten ihren Dienst, der Fischer sorgt für das königliche Abendessen und die Magd holt Wasser aus dem Brunnen. Danach treffen sie im festlich geschmückten Rittersaal ein, um mit dem Burgherrn ein großes Fest zu feiern. Dort gibt es ein üppiges Festmahl und Musikanten spielen zum Tanz auf.
Am folgenden Tag stellen sich die mutigen Ritter dem Kampf. Auch Ritter Robert kämpft tapfer und schlägt seine Gegner mit großem Erfolg beim Lanzenstechen. Das gewonnene Preisgeld setzt er dann später auf dem Markt um. Dort sind viele Marktstände mit prächtigem Stoff und herrlichem Essen aufgebaut. Akrobaten balancieren auf dem Seil und ein böser Mann wird an den Pranger gestellt. Am Abend erinnert ein Sänger mit seinen Liedern an den Sturm auf die Burg vor vielen Jahren. Mit Katapult und Rammbock versuchten damals die Feinde die Burg zu stürmen, aber die Verteidiger setzten sich mit allerlei List zur Wehr und schlugen den Gegner in die Flucht. Und dann heißt es für Ritter Robert und sein Gefolge: Abschied nehmen. Auf zu neuen Abenteuern!
Mit Hilfe von Ritter Robert wird der Leser, an allerlei mittelalterlichen Schauplätzen vorbei, durch dieses ausführliche Sachbuch geführt. Das erleichtert den Umgang mit dem Thema, denn inhaltlich ist das Buch viel ausführlicher als der kurze Text vermuten lässt. Einem Wimmelbuch ähnlich, gibt es Haupt- und Nebenschauplätze, die allesamt interessant sind. Und so wird die Neugierde der ritterinteressierten Vorschulkinder voll und ganz befriedigt. Öffnet man die zahlreiche Klappen, erfährt man ganz nebenbei, was in einem Kloster passiert, was im Mittelalter auf einem Markt angeboten wurde und wie es in der Küche der Burg zuging.
Viele Zusatzinformationen sind in den detaillierten Zeichnungen versteckt. So entdeckt man bei genauem hinsehen, dass der Schmied nicht nur Pferdehufe beschlägt, sondern auch Ritterrüstungen herstellt und dass Berufe, wie Dachdecker und Bäcker bereits zu Ritterzeiten existierten. Was auffällt ist, dass die unzähligen Menschen, die auf den sieben Doppelseiten vereint sind, alle ihre eigene Mimik haben. Sogar den einzelnen Zuschauern auf der Tribüne des Ritterturniers ist die Begeisterung anzusehen.
Auf seitlich ausziehbaren Schiebeelementen wird im Lexikonstil erklärt, was die einzelnen Teile einer Ritterrüstung sind und wie man sich vom Knappen zum Ritter entwickelt. Eine Drehscheibe zeigt in Ausschnitten, welche Waren auf dem Markt angeboten werden. Beides schöne Details die einfach immer wieder Spaß machen. Aber das absolute Highlight für Ritterfans ist natürlich der Sturm auf die Burg!
Von der Handhabung her ist dieser Band aus der Serie ";Mein erstes Bilderwissen"; sehr gut gelungen. Durch die Spiralbindung lässt sich das relativ große Buch gut ablegen. Die Schiebe- und Drehelemente sind leicht zu bedienen und trotzdem stabil. Schade, dass die Klappen aus so dünner Pappe gestanzt sind, dass sie nach dem ersten Öffnen nicht mehr optimal schließen.
Die Aufforderung ";dann öffne die Klappe"; ist in unterschiedlicher Formulierung auf jeder Seite als auffordernder Abschlußsatz zu finden. Tatsächlich ist es aber besser, die kindliche Neugier zuerst zu befriedigen und erst nach dem Öffnen der Klappen in aller Ruhe sich dem Text oder den Fragen der Kleinen zu widmen. Einige Formulierungen sind eher etwas antiquiert (";es wird reichlich aufgetragen"; oder ";der Ritter unterliegt";), was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig wirkt, jedoch in diesem Kontext sehr passend ist – erweitert es doch nicht zuletzt den Wortschatz der Kinder und vermittelt ihnen so einen ersten Eindruck von der damaligen Sprache
Ein kleiner Wehmutstropfen ist jedoch auch in diesem schönen Buch versteckt. Auf der letzen Seite werden nämlich noch schnell Kreutzritter und Pilger erwähnt, als habe man vergessen, dass diese ja auch im Mittelalter anzusiedeln sind. Schade, denn das Buch ist in sich so geschlossen und für Vorschulkinder so ausreichend, dass diese Exkurse eher verwirren. ";Kreutzritter… auf dem Weg ins Heilige Land,…um dort im Namen der Kirche zu kämpfen";, das birgt eine Menge Erklärungsaufwand in sich.
Fazit:Den Machern von ";Was passiert auf der Ritterburg?"; ist es gelungen, sich aus der Vielzahl der zum Ritterthema erschienenen Bücher positiv hervorzuheben. Und das auf ganz sympathische und spielerische Weise. Drehscheibe, herausziehbare Seiten und originelle Klappen machen Spaß und sind immer wieder spannend. Ganz nebenbei ist es auch noch sprachfördernd und stillt den großen Wissensdurst unserer Kindergartenkinder spielerisch.
Hans-Günther Döring, Edition Bücherbär
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