Das Vehikel
- Sauerländer
- Erschienen: September 2006
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Franz Ferdinand ist ein kleiner Erfinder mit herrlichen Ideen. Aus allerlei alltäglichen Gegenständen entwickelt er ";Das Vehikel";, das fliegen, schwimmen und fahren kann. Mit diesem Fahrzeug sind die phantastischsten Reisen möglich. Jetzt gilt es nur noch, Jemanden davon zu überzeugen…
Franz Ferdinand ist phantasievoller, kleiner Tüftler. Er zeichnet ein geniales Fahrzeug, das fahren, fliegen und schwimmen kann. Mit Führerhaus, allerlei Hebeln und Knöpfen sowie einem integrierten Stockbett. Als er seine Erfindung beim Patentamt für Flugapparate vorlegt, wird er weggeschickt, da sein Flugzeug keinen anständigen Propeller und falsch ausgerichtete Flügel hat. Die Pläne bei einer Autofirma vorgestellt, finden keinen Anklang, da die Räder des Autos nicht gleich groß sind und die Sicherheitsgurte fehlen. Dann zeigt er seine große, bunte Zeichnung auf einer Schiffswerft. Und auch hier wird er ausgelacht. Sein Schiff habe keine Schraube und die Räder seien überflüssig. Aber seine Freundin Kari hat ein offenes Ohr und viele Fragen. Diese Fragen führen sie auf eine phantastische Reise des Möglichen. Gedanklich kreuzen sie Meere, ernähren sich im Dschungel aus der Luft, siegen beim Autorennen und überfliegen jeden Stau. Neugierig fragt Kari, was er denn mit dem Stockbett vorhabe und will nur mitfahren, wenn sie Kopfkissen und Zuppeltuch sowie ihre Giraffe Gisela mitnehmen kann. Als alle Unklarheiten beseitigt sind, baut Ferdinand ";Das Vehikel"; innerhalb von 10 Minuten zusammen. "; Und tatsächlich…"; starten Kari und Franz-Ferdinand dann auf ihre fantastische Reise.
";Das Vehikel"; von Franz-Ferdinand entworfen und zum Leben erweckt, ist ein ungewöhnliches FlugSchwimmFahrDing, zusammengesetzt aus den Gegenständen, die Kinder tagtäglich umgeben. So finden die Fliegenklatsche, Kochlöffel, Kehrbesen und Bügelbrett ihren Platz an dem lustigen Fahrzeug. Fast möchte man innehalten und überlegen, welche Dinge aus dem eigenen Umfeld ebenfalls unterzubringen wären.
In Franz-Ferdinands Fantasie ist mit seinem Gefährt jedenfalls alles möglich. Und so tritt er ganz selbstbewusst dem griesgrämig dreinschauenden Beamten des Patentamtes gegenüber. Der sagt aber, die bunt kolorierte Entwurfs-Zeichnung weise nicht nur Mängel auf, nein, sie sei auch nicht modern, da feuerrot zurzeit modern ist. Zu erkennen am Anzug des nickelbebrillten, blassen Mannes. Im Büro der berühmten Autofirma erfährt man auch optisch sofort, dass smaragd-grün derzeit angesagt ist, da alles, vom Schreibtisch, über die Anzüge bis hin zu den Automodellen in den Vitrinen, in smaragd-grün getaucht ist. Ohne zu lesen kann man sofort erkennen, dass er auch auf der Werft erfolglos bleiben wird, da diese Doppelseite von blau dominiert wird. Und tatsächlich ist im Schiffsbau gegenwärtig stahlblau gefragt. Ein schönes stilistisches Mittel, das den Text optimal unterstütz und gleichzeitig zeigt, wie ";rückständig"; Franz-Ferdinands Erfindung eigentlich ist.
Und trotzdem lernt er (in seiner kindlichen Phantasie) mit seinem Fahrzeug die unterschiedlichsten Elemente kennen. Die Illustratorin, Katharina Grossman-Hensel, stellt mit ihren farbenfrohen Kreidezeichnungen diese wunderbare Reise aus der Perspektive der Reisenden dar. Beim überqueren des weiten Meers mit meterhohen Wellen ist das ";Schiff"; klitzeklein dargestellt. Beim Überfliegen der Staus, wird alles darunter liegende aus Vogelperspektive gezeigt. Und im Weltall steht das von Planeten und Ufos umschwirrte Vehikel Kopf.
Die Charaktere sind optisch gut umgesetzt. Franz-Ferdinand ist stets ein wenig zu klein in dieser großen Erfinderwelt und fühlt sich erst dann sichtbar wohl, wenn er in gewohnter Umgebung mit seiner Freundin Pläne schmieden kann. Der Autoverkäufer ist überdimensional und ungesund grünlich dargstellt. Den Mitarbeitern auf der Werft ist ihre Häme durch die weit aufgerissenen, lachenden Münder wunderbar ins Gesicht geschrieben. Schön auch die kleinen Details zum Schmunzeln. Da saust z.B. kaum erkennbar Superman durchs Weltall oder zu Fuße des Siegertreppchens liegt (anstatt Damenunterwäsche) eine Boxershorts, in Anspielung auf das verrückte Fanverhalten bei Formel-Eins-Rennen. Oder der Gorilla, der im Dschungel sein eigenes Filmmaterial unter die Lupe nimmt…
Das Ende überrascht und überlässt es dem Betrachter, ob es sich noch immer um Franz-Ferdinands Fantasie handelt oder ob ";Das Vehikel"; vielleicht doch all das kann, was erzählt wird. Eine Aufforderung an uns alle, kindliche Vorstellungen und Fantasien nicht nur zu belächeln, sondern öfter auch mal ernst zu nehmen, auch wenn sie manchmal absolut unwahrscheinlich erscheinen.
Fazit:
Irgendwann wollen alle Kinder mal Erfinder sein. Und darum ist dieses Buch aus so interessant für sie. Ein schönes Bilderbuch zum Vorlesen und ein Plädoyer für die kindliche Phantasie! Schön, dass das Ende offen gelassen wird und somit Raum für die eigene Vorstellungen schafft.
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