Hang zum Düsteren
Mary Shelley hat mit ihrer Geschichte von Frankenstein etwas geschaffen, was schon viele Generationen überdauert hat und immer wieder andere Autorinnen und Autoren zu ähnlich gelagerten Geschichten angeregt hat. Wie aber kam es dazu, dass die junge Frau eine solch düstere Geschichte schuf? Autorin Lynn Fulton hat ihre Version dazu in ein Kinderbuch gepackt und präsentiert sie ihrem jungen Publikum in Kombination mit den Bildern von Felicita Sala. Dass dabei die dunklen Töne überhandnehmen, ist wohl dem Thema an sich geschuldet. Das Duo von Autorin und Illustratorin hat den Mut zum Gruseligen, Düsteren – ob das jedoch dem angestrebten Zielpublikum tatsächlich schon angemessen ist, darf zumindest in Frage gestellt werden.
Verknappte Erzählung
Altersgerecht beschränkt sich die Autorin auf kurze Textpassagen und eine verknappte Erzählung der Geschichte von einer jungen Autorin, die aus ihrer Angst heraus und als Folge von wirren Träumen Frankenstein und sein Monster geschaffen hat. Allerdings bleibt die Geschichte dadurch sehr vage und lückenhaft – und vor allem eher sensible Kinder dürften sich kaum wohlfühlen mit diesem Buch. Denn die düstere Welt zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite durch, ein Übergang von der erstickenden Traumwelt in die hellere Realität wird nicht geschaffen. Damit bleibt das Kind mit dem negativen und belastenden Thema zurück, ohne es abstreifen zu können. So sollten Eltern es sich gut überlegen, ob sie tatsächlich schon 6-Jährige in die Abgründe von Mary Shelleys Welt entführen wollen. Für ein älteres Publikum jedoch bleibt der Text zu seicht und oberflächlich, hier gibt es wohl einige Portraits der Autorin, die mehr über sie und ihre Gedankenwelt vermitteln.
Versuch, das Dunkle zu brechen
Erst wenn man die Bilder sehr genau betrachtet, wird man gewahr, dass einige der Albtraumfiguren gar nicht so grimmig aussehen, wie man es aufgrund der dunklen Bilder auf den ersten Blick wahrnimmt. Dieser Versuch, das allzu Belastende etwas abzuschwächen bleibt aber halbherzig und dürfte vor allem von älteren Kindern und Erwachsenen wahr genommen werden, die auch die dunklen Bilder anders einordnen können. Das Bestreben, auch kleinere Kinder mit Klassikern der Weltliteratur und deren Autorinnen und Autoren vertraut zu machen, verdient Lob. Doch scheitert es hier an der Umsetzung, die mehr abschreckt als neugierig macht.
Fazit
Dieses Bilderbuch ist nichts für sensible Kinder. Zudem verlangt das Portrait über die Autorin Mary Shelley ein höheres Alter als sechs Jahre – dafür aber ist zumindest der Textteil schließlich aber zu banal.
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