Über einen armen Jungen mit großen Träumen
Ajay lebt als Straßenjunge in Mumbai und verkauft dort Zeitungen. Doch er hat einen Traum: Er möchte unbedingt Journalist werden und für eine große Zeitung arbeiten. Als Kind ohne Zukunft und Chancen nimmt ihn jedoch keiner ernst, so manche lachen sogar über ihn. Ajays Wille ist und bleibt jedoch ungebrochen – und eines Tages bietet sich tatsächlich eine Chance …
„Ein kleines Samenkorn kann selbst unter den schwierigsten Umständen zu einem Baum heranwachsen. Und wir können nie genügend Bäume haben.“
Wie soll Ajay es nur schaffen, Journalist zu werden? Als er eines Tages eine alte Druckerpresse findet, reift in ihm ein Plan: Wieso gründet er nicht einfach eine eigene Zeitung? Gesagt, getan. Die „Mumbai Sun“ wird geboren. Nun braucht er nur noch Mitarbeiter. Während Ajay die guten Storys auftreibt, sorgt sein Freund Vinod für köstliche Rezepte, Saif für die Wartung der Druckerpresse, Jai für den Sportteil und Yasmin für die Illustrationen. Das Fünfergespann ist sehr arm, sie träumen aber von einer Zukunft, die sie die Straße und die Slums vergessen lassen.
Yasmin arbeitet nebenher in einer Textilfabrik, die eines Tages nach heftigen Regenfällen einbricht. Wie durch ein Wunder stirbt nur der Chef der Firma. Bevor das Unglück geschieht, belauscht Ajay zufällig ein Gespräch, in dem es um die Stabilität des Gebäudes geht, das nur wenige Zeit später einstürzen wird. Ajay wittert natürlich die große Story, weiß aber auch, dass mächtige, gefährliche Männer und Frauen alles daransetzen werden, Ajay an der Veröffentlichung zu hindern. Allen voran der mysteriöse Mr Z wird als großer Wohltäter gefeiert, obwohl er nur von Geld und Gier geleitet ist. Können Ajay und seine Freunde die Wahrheit aufdecken?
Eine ganz große unter den Kinderbuchgeschichten
Varsha Shah startet mit ihrem Debut Ajay und die Tintenhelden voll durch! Diese kraftvolle und nachdenklich stimmende Geschichte ist in einem sehr armen Gebiet Indiens angesiedelt, wo vor allem mittellose Kinder auf die Straße gehen und niedere Arbeit verrichten. Ajay ist eines dieser Straßenkinder, der aber durch seinen unerschütterlichen Glauben an eine bessere Zukunft Bewunderung hervorruft. Mit eisernem Willen, brillanten Ideen und einer großen Portion Mut stellt er sich den widrigsten Bedingungen, um ans Ziel zu gelangen.
Geschrieben ist die Geschichte in einfacher Sprache mit vielen weisen Worten, die auf reale Probleme der modernen Zeit hindeuten. Dass marode Fabriken Todesfallen sind, ist hinreichend bekannt. Dennoch arbeiten hier noch immer Tag für Tag Menschen zu Niedriglöhnen und stellen billige Kleidung für uns her – auch Kinder! Sich dieser Tatsache bewusst zu sein, ist dringend nötig. Daher schwingt in dieser Geschichte auch der dringende Appell mit, das eigene Kaufverhalten zu überdenken. Die fiktive Person Ajay macht klar, was für die vielen Menschen auf dem Spiel steht, nur um unseren Konsum zu befriedigen. In diesem Sinne hat Varsha Shah diesen Menschen eine Stimme gegeben und aufgerüttelt.
Trotz der ernsten Lage ist die Stimmung in dem Buch aber locker und voller Lebensfreude. Ajays Energie ist ansteckend und man verliert sich schnell darin, ihm durch die Straßen zu folgen und nach Lösungen zu suchen. Die Illustrationen von Sònia Albert braucht es dabei nicht wirklich, sind aber ein nettes Beiwerk.
Fazit
Eine aufgeweckte, aufrüttelnde Geschichte über einen kleinen Slumjungen mit großen Träumen und über eine konsumorientierte, westliche Welt, die tödliche Folgen für arme Menschen in Dritte-Welt-Ländern hat.
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