Sind Finstertiere vielleicht gar nicht so finster?
Für die Wiesentiere ist der Wald ein beängstigender Ort, schließlich werden sie von ihren Eltern immer vor den dort lebenden Finstertieren gewarnt. Man sagt, dass dort ein Wusel mit großen, gelben Augen haust, die nachts auch noch leuchten. Gruselig klingt auch der Große Wühler mit seinen riesengroßen, scharfen Krallen und auch vor dem Hammerkopf sollte man sich lieber in Acht nehmen, da er mit seinem „gingantischen“ Schnabel Bäume zertrümmern kann. Kein Wunder also, dass die vier Wiesenkinder Rebhuhn, Kaninchen, Haselmaus und Igel den Wald lieber nicht betreten. Doch als ihnen das Versteckenspiel auf der Wiese zu langweilig wird, da sie so langsam alle Verstecke kennen, beschließen sie, sich doch in den Wald zu trauen, um dort neue zu finden.
Haselmaus ist zuerst dran, die Freunde zu suchen. Schon nach kurzer Zeit hört sie ein Rascheln und Knacken und ein Grunzen und Quieken. Sie muss all ihren Mut zusammennehmen, um hinter den Stamm zu blicken. Ob dort wohl eines der gefährlichen Finstertiere lauert?
Spannung mit Botschaft
Bei Jule Ambachs Geschichte handelt es sich um eine abwechslungsreiche und spannende Tiergeschichte für Kinder ab 3 Jahren, wobei sich die Erzählung auch noch gut für ältere Kinder eignet und nicht so schnell langweilig wird. Das Buch weist gleich Schwerpunkte auf. Inhaltlich geht es auf die Themen Vorurteile und Gerüchte ein. Sowohl die „Wiesentiere“ als auch die „Waldtiere“ kennen einander nicht, bezeichnen sich aber gegenseitig als Finstertiere, da beide Seiten gehört haben, dass die jeweils anderen gefährlich sind.
Gleichzeitig ist die Geschichte auf Spannung ausgelegt, wofür durch Gucklöcher in den Seiten zunächst nur ein kleiner Blick auf das vermeintliche „Finstertier“ geworfen werden kann, was die Neugier bei den kleinen Zuhörern erhöht und zum Mitraten und Mitfiebern anregt. Die Bildausschnitte sind dabei so gewählt, dass nur die Zähne, großen Klauen oder der spitze Schnabel gezeigt werden, die zu den gruseligen Eigenschaften der Finstertiere aus den Klatschgeschichten der Wiesentiere passen. Am Ende klären sich die Missverständnisse natürlich und es zeigt sich, dass auch die Waldtiere ähnliche Rederei über die Wiesentiere gehört haben, die nun auch widerlegt werden konnten. Beide Seiten stellen fest, dass die jeweils anderen sogar tolle Spielkameraden abgeben und gemeinsam Verstecken spielen nun viel mehr Spaß macht.
Gestaltung
Anders als viele andere Bücher mit „Gucklöchern“ besteht dieses Werk nur aus normalem Papier, was jedoch nicht weiter stört, da nur wenige Seiten Fenster haben und diese dann auch so klein sind, dass sie die Stabilität der Seiten nicht beeinflussen. Die Illustrationen sind schön farbenfroh und die Figuren sympathisch und niedlich. Die Ausschnitte hinter den Gucklöchern sind gut gewählt, sodass sich mit etwas Tierwissen erraten lässt, um was für ein Tier es sich beim vermeintlichen „Finstertier“ in Wirklichkeit handelt. Auch sprachlich passt das Buch zum Alter der Zielgruppe. Die Texte sind leicht zu verstehen und interessant erzählt.
Fazit
Ein gelungenes Buch, das durch eine abwechslungsreiche Geschichte mit farbenfrohen Bildern und interessanten Gucklöchern überzeugen kann. Die Botschaft hinter der Erzählung wurde gut eingearbeitet, ohne dabei aufdringlich oder zu belehrend zu wirken.
Deine Meinung zu »Oh Schreck! Wer hat sich hier versteckt?«
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