Wie weit kannst du zählen?
Manchmal, da sagt man Dinge, die meint man gar nicht so. Manchmal rutschen einem die Worte gedankenlos aus dem Mund hinein in die Welt. Oft hat das nicht so große Konsequenzen: Andere mögen es witzig finden; einige rollen mit den Augen und häufig wird einem vielleicht nicht mehr so geglaubt. Paul ist so einer, der angeblich alles kann und alles hat … was er hat ist aber definitiv eine Schwester, die ihn sehr liebt, und die ihm noch ganz viele Dinge glaubt … leider!
„Jedes Mal, wenn jemand etwas tut, machst du es kaputt, indem du behauptest, dass du es so viel besser könntest. Und dann ziehst du es nie durch! Na warte. Diesmal werde ich aufpassen. Ich werde bei dir bleiben und dir dabei zuhören, bis du jede einzelne Zahl bis zehn Millionen gesagt hast.”
Pauls bester Freund Waris war sichtlich erfreut, als er es schaffte bis eintausend zu zählen. Paul jedoch konnte sich nicht zurückhalten und proklamierte laut, es würde bis zehn Millionen zählen können, jedoch ganz klar mit dem Wissen, dass das eigentlich gar nicht machbar ist. Leider macht ihm seine Schwester Elli einen Strich durch die Rechnung und er kann es sich nicht mehr leisten aufzuhören. Auch Waris muss nun überzeugt werden.
Also zählt Paul. Jede einzelne Zahl. Mehr und mehr Menschen werden auf ihn aufmerksam, weil Paul nämlich wirklich ein Talent hat: die Zahlen lieben ihn und sein zählen hört sich für andere wie Musik an. Paul wird in Windeseile berühmt und seine Schulleiterin wittert das große Geschäft.
Verrückt und wunderbar fantasievoll
Wer kennt das nicht, dass man sich als etwas besser präsentieren möchte, als man in Wirklichkeit ist? Manche finden da kein Ende und schießen übers Ziel hinaus. Jedes Kind kennt solche Mädels und Jungs oder man selbst ist schon in die Falle getappt. Melvin Burgess hat solch Verhalten zum Vorbild für Paul genommen und eine wunderbar magische und witzige Geschichte für Kinder geschrieben.
Bis zehn Millionen zu zählen, erscheint auf den ersten Blick vielleicht nicht als schwierig, wenn man aber bedenkt, wie ewig das dauert und wie anstrengend es ist, nicht durcheinander zu geraten, muss man vor Paul wirklich Hochachtung haben. Ganz modern wird hier natürlich die Medienwelt aufmerksam und plötzlich tauchen Menschen auf, die das große Geld wittern. Hier ist es die Direktorin, die anfangs gegen Spaß in der Schule ist und nur auf Leistung pocht und dann gezielt und richtig böse Pauls Dilemma ausnutzt. Denn er kann nichts mehr anderes sagen als Zahlen. Denn dann wäre alles umsonst gewesen.
Ganz witzig ist hier auch die Liebe der Zahlen vorgestellt, die es freut, endlich einmal laut gezählt zu werden. Sie reihen sich auf, werden aufmüpfig, wenn es einmal nicht vorangeht, tanzen die ganze Zeit um Paul herum und begeistern Wissenschaftler und die Massen gleichermaßen.
In vielen kurzen Kapiteln, in einer etwas größeren Schriftgröße und mit dicken schwarz hervorgehobenen Zahlwörtern oder Ausrufen im Text, wird hier ganz flott und spannend eine originelle Geschichte für Grundschüler, und darüber hinaus, erzählt. Eine große Anzahl an Illustrationen ergänzen den Text und bebildern herrlich die Zahlenwelt und all die Charaktere, die im Buch vorkommen.
Fazit
Voll verzählt? Ist ein originelles, lustiges und überaus überraschendes Buch, welches sehr modern über unsere heutige Medienwelt und die zeitlose Schönheit von Zahlen erzählt. Ein super Buchtipp für Leseanfänger.
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