Von Feinden zu Freunden
Nuru und Lela sollten eigentlich Feinde sein, denn als Löwe und Hyäne haben sie sich natürlicherweise nicht viel zu sagen. Doch die Aufgeschlossenheit Lelas und die Neugierde Nurus sorgen für eine Begegnung, die zu einer Freundschaft wächst, obwohl das Löwen- und Hyänenrudel sich möglichst aus dem Weg gehen. Hat ihre Freundschaft eine Zukunft?
„Das war es, worauf es beim Jagen ankam: Man musste vollkommen unscheinbar werden. So unscheinbar, dass man fast gar nicht mehr existierte.“
Das Leben in der Savanne ist nicht leicht. Löwenjunge Nuru vom Flussrudel kann nur die vielen Gefahren vermuten, die im hohen Gras lauern. Er träumt davon, eines Tages ein stattlicher Löwe zu werden und sein eigenes Rudel zu führen. Bis dahin ist sein Vater Akida für seinen Schutz verantwortlich und seine Mutter Salama sowie seine beiden Tanten bringen ihm das Wichtigste zum Überleben bei. Vor allem wie man jagt, muss ein Löwe früh lernen, doch bis dahin ist Salama die beste Jägerin des Rudels.
Die erjagte Beute zu behalten, ist jedoch alles andere als leicht. Denn auch andere Raubtiere wissen das Flussgebiet zu schätzen: eine große Gruppe Hyänen lebt hier und macht den Löwen das Leben schwer. Zahlenmäßig überlegen stehlen sie ab und zu die Beute der Löwen. Nuru kann dieses Verhalten nicht verstehen: All die harte Arbeit soll umsonst gewesen sein? Die dämlichen Hyänen mit ihrem fiesen Lachen sind doch nur dazu da, um Löwen das Leben schwer zu machen.
Dann lernt Nuru aber das Hyänenmädchen Lela kennen. Lela ist eine stolze Hyänin und geht selbstbewusst auf Nuru zu. Dieser ist anfangs misstrauisch und will nichts mit Lela zu tun haben. Doch bald schon lernt er von ihr, dass Hyänen und Löwen einander brauchen und ihren Platz in der Savanne Afrikas haben.
Fehlender Bezug zur Realität
Nuru und Lela läuten eine neue Reihe aus „Das geheime Leben der Tiere“ ein, in der es um die Savanne geht. Nachdem der Auftakt zur „Ozean“-Reihe keine Begeisterung ausgelöst hat, die „Wald“-Bücher aber ein absoluter Erfolg sind, nimmt Nuru und Lela das Schlusslicht ein. Geschrieben wird die „Savannen“-Reihe von Kira Gembri. Vielen wird sie für ihre Erfolgsbücher um „Ruby Fairygale“ bekannt sein, in der sie ihr Talent für einen flüssigen Schreibstil und kindliche Atmosphäre sorgt. Auch hier beweist sie diesen Charme und führt locker durch das Buch.
Allerdings ist es doch eine ganz andere Herausforderung, vom Leben der Tiere zu erzählen. Dabei ist die Gefahr nämlich schnell sehr groß, zu romantisieren und ein verzehrtes Bild von Wildtieren zu schaffen. Während Vanessa Walder in ihren „Wald“-Büchern genau das schafft, hat sich Kira Gembri zu sehr verleiten lassen, ihren tierischen Protagonisten die Natürlichkeit zu nehmen. In einem Schlusswort macht sie klar, dass Löwen und Hyänen in der Natur keine Freunde sein können. Dennoch nimmt dies zu viel Raum ein und führt zu einer Geschichte, die schnell sehr vermenschlicht wurde. So wird Nurus Vater als faul und selbstsüchtig dargestellt, während die Löwinnen das Rudel zusammenhalten und versorgen. Auch wenn Löwinnen in der Regel für das Rudel jagen, so schwingen doch viele menschliche Empathien mit, wenn das Verhalten des Rudelführers abgewertet wird.
Auch kommt das Leben der Savanne nicht wirklich rüber: Die große Tierwanderung, die einen spannenden Aspekt bieten würde, nimmt nur einen kleinen Teil der Geschichte ein, ebenso die Gefahr durch fremde Löwenmännchen; auf weitere Savannenbewohner muss man größtenteils verzichten.
Auch Jennifer Coulman als Illustratorin hat nicht den nötigen Zauber mitgebracht. Die Bilder bleiben eindimensional und unnatürlich, manche finden sich auf mehreren Seiten wieder und sorgen für wenig Abwechslung. Dazu kommt, dass auch hier kein realistisches, packendes Bild der Savanne geliefert wird, das einen in die Savanne einlädt.
Fazit
Löwenjunge Nuru und Hyänenmädchen Lela dürfen den Auftakt dieser „Savannen“-Reihe starten. Es fehlt allerdings an Natürlichkeit und ein realistisches Bild vom Leben in der Savanne. Der einladende Schreibstil von Kira Gembri hilft da wenig.
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