Caroline Jayne Church hat es mit ihrem Debüt ";Gans schön schlau"; im August letzten Jahres direkt zum Titel ";Kinderbuch des Monats"; auf der Kinderbuch-Couch gebracht. Nun erscheint ihr Nachfolger bei Esslinger und erzählt diesmal von einem Schaf, das eben etwas anders ist als andere.
Auf einem Bauernhof gibt es ein Schaf, das immer zu spät kommt, ob zur Fütterung oder abends in den Stall. Es ist einfach immer woanders und entdeckt die Welt. So auch, als eines Tages der Bauer die Schafherde zum Scheren zusammentreiben will. Das ungeschorene Bummelschaf zieht damit den Unmut der anderen Schafe auf sich: ";Du bist ein trödeliges, zotteliges Bummelschaf"; blöken diese und das Bummelschaf zieht traurig davon. Es kommt an einem Hühnerstall vorbei in dem eine kleine Henne sitzt und große Tränen weint, da alle anderen Hennen von der Tigerkatze verjagt wurden und sie jetzt ganz allein versuchen muss die vielen Eier im Stall warm zu halten. Ein schlicht unmögliches Unterfangen, da es einfach zu klein dafür ist. Das Bummelschaf hat eine Idee: Es legt sich in das Heu und bittet die Henne nun alle Eier unter sein warmes Fell zu rollen. Die Henne und das Schaf kuscheln sich aneinander und schlafen ein. Am nächsten Morgen sind alle Küken geschlüpft und die heimkehrenden Hennen überglücklich. Das Bummelschaf wird gefeiert und zieht endlich auch die Anerkennung der anderen Schafe auf sich.
Auch in ";Gut gemacht, Bummelschaf!"; erzählt Caroline Jayne Church wieder von einem vermeintlichen Außenseiter, der es zu Beginn durch seine Eigenheiten schwer hat in der Gemeinschaft akzeptiert zu werden und erst beweisen muss, welche Stärken sich hinter seiner Individualität verbergen. Mit dem richtigen Gespür für eine kindgerechte Dramaturgie führt Church ihr kleines Publikum durch die Geschichte und kann die Botschaft auch gefühlvoll vermitteln. Der Plot ist nicht ganz so raffiniert und leichtfüßig wie in ";Gans schön schlau"; und wirkt insgesamt auch sprachlich eher gewöhnlicher. Das versöhnliche und warmherzige Ende liefert zwar eine nette Idee, es fehlt aber ein wenig der durchaus verschmitzt humorvolle Anklang, der gerade im Vorgänger in Kombination mit den unverwechselbaren Illustrationen seinen Charme versprühen konnte.
Die Bilder folgen dem bekannten plakativen Stil, der sich zudem im Wechselspiel von glatten Flächen und auffälligen Strukturen charakterisiert. Dennoch wirkt der Gesamteindruck durch einige farbige ";Ausreißer"; mit unruhigerer Gestaltung diesmal etwas weniger harmonisch und ausgewogen, wenngleich er nach wie vor gut zu unterhalten weiß, da er vor allem den tierischen Charakteren genügend Platz einräumt. Die Gänse hatten es aber mit ihren markanten orangefarbenen Schnäbeln deutlich leichter, sich auffällig in Szene zu setzen, als die doch etwas unscheinbare Schafherde.
Fazit:
";Gut gemacht, Bummelschaf!"; ist ganz sicher wieder ansprechende und kindgerechte Bilderbuch-Unterhaltung, muss sich aber im direkten Vergleich zum Erstlingswerk ";Gans schön schlau"; gefallen lassen, etwas weniger originell zu wirken. Wer also die Wahl hat, sollte sich unbedingt mit ";Gans schön schlau"; der englischen Kinderbuch-Autorin zuwenden.
Caroline Jayne Church, Esslinger
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