Mein Elefant ist traurig

  • cbj
  • Erschienen: September 2022
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übersetzt von Bettina Obrecht; Illustrationen von Vasanti Unka; Hardcover, 32 Seiten

ISBN: 9783570180129

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Claudia Goldammer
92%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2023

Idee

Ein kleines Kind wird von einer ungewöhnlichen Schwere niedergedrückt – die sich recht schnell als trauriger, blauer Elefant herausstellt.

Bilder

Die Illustrationen sind zwar leicht und fröhlich, passen so aber trotzdem sehr gut zur Intention des Buches und erleichtern eine thematische Annäherung.

Text

Der einfache Text ist gut verständlich und einfühlsam geschrieben, so dass auch Nichtbetroffene die Situation gut nachempfinden können.

Wenn die Schwere zum Alltag gehört

Etwas Schweres, Drückendes sitzt auf der Brust des kleinen Kindes und hindert es daran, morgens freudig aus dem Bett zu hüpfen und den Tag aufgeregt plaudernd zu begrüßen. Dieses Etwas ist groß und unbestimmt, für andere nicht zu sehen und trotzdem allgegenwärtig. Ist es ein Felsbrocken, ein großer Sack oder gar ein Nashorn? Nun, im Falle des Kindes ist es ein großer Elefant, der sehr, sehr traurig ist und sich das Kind ausgesucht hat, um seine Trauer mit ihm zu teilen. Immerhin ist er so freundlich, sich vorzustellen, jetzt wo er den Alltag des Kindes so sehr beeinflusst. Blau heißt der traurige Gefährte und er bewirkt, dass dem Kind das Atmen schwer fällt, es keinen Appetit hat, antriebslos, müde und schlapp ist.

Die Eltern des Kindes sind sehr besorgt, lesen alle Bücher, die sie über Blau finden können und sprechen mit Fachleuten. Die Schwester des Kindes versucht, Blau wegzuschieben – ohne Erfolg. Doch eines Tages kann das Kind Blau zu einem Spaziergang überreden. Blau benutzt dazu seine eigenen Beine und Füße und gleich fühlt das Kind sich etwas leichter. Die Bewegung und die frische Luft tun beiden gut, sodass sie von nun an regelmäßig rausgehen.

Sogar zu einem Picknick können die Eltern das Kind und Blau überreden. Die Sonne scheint, Blau steht mit allen vier Beinen im Gras und kostet vom satten Grün, das Kind liegt leicht und unbeschwert auf der Picknickdecke – ein herrlicher Tag. Auf dem Heimweg gehen Blau und das Kind Hand-in-Rüssel nach Hause. Erstaunt stellt das Kind fest, dass auf Blaus Rüssel eine leichte rosa Verfärbung zu sehen ist. „Ich werde rosa, wenn ich fröhlich bin.“, klärt Blau das Kind auf. Blau ist immer noch Teil der Familie, doch von dieser Erkenntnis an macht das Kind alles, damit er immer rosa bleiben kann.

Niederdrückende Gefühle

Wer Depressionen nicht kennt, kann sich schwer vorstellen, wie einschneidend und lebensverändernd diese Krankheit ist. Depressionen sind nicht einfach nur eine vorübergehende schlechte Laune und können nicht mit einem (vielleicht gut gemeinten) „Komm, reiß dich zusammen, so schlimm ist es doch gar nicht“ geheilt werden. Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit, die nicht nur bei Erwachsenen auftritt, sondern auch bei Kindern vorkommen kann.

Wenn nun ein Kind eines Tages nicht mehr wild ist, Quatsch macht und rumtobt, nichts isst und keine Freude mehr an irgendwas hat, dann verunsichert das nicht nur das Kind, sondern auch Eltern und andere nahe Erwachsene. Mein Elefant ist traurig bietet eine gute Vorlage, um über den seelischen Zustand, die Gefühle und Sorgen zu sprechen. Depressionen können Menschen komplett im Griff haben und es fällt Kindern naturgemäß schwerer, die richtigen Worte dafür zu finden. Daher ist es ein guter Ansatz, die Schwere und Dunkelheit mit einem Elefanten zu vergleichen, der einem auf der Brust sitzt. Jedes Kind weiß, dass ein Mensch dabei unweigerlich zerquetscht werden würde, wodurch die Tragweite gut verbildlicht wird.

Dem Dunkel begegnen

Das Buch zeigt auch sehr schön, wie alle Beteiligten den Elefanten ernst nehmen und sich mit ihm und dem Kind auseinandersetzen. Es wird nichts kleingeredet oder weggewischt, sachlich, liebevoll, achtsam und unterstützend erfahren Elefant und Kind Hilfe und Unterstützung. Und irgendwann tritt sogar Besserung ein.

Die Handlung ist schlicht, die Situation wird mit einfachen und gut verständlichen Worten aus der Perspektive des Kindes beschrieben. Die Illustrationen in fröhlichen Pastelltönen unterstützen passend die Intention des Buches und garantieren, dass es trotz des schweren Themas gern zur Hand genommen wird. An der einen oder anderen Stelle ruft die wunderbare Bildsprache sogar ein Schmunzeln hervor. Der Elefant ist nicht als Bösewicht, sondern als sympathisches Wesen dargestellt, dem jeder helfen möchte. Da die Hauptfigur geschlechtsneutral beschrieben und gezeichnet ist, können sich wirklich alle Kinder mit ihr identifizieren.

Fazit

Mein Elefant ist traurig ist ein Sinnbild für die schwere Last, die auch bereits Kinder niederdrücken kann. Das Buch ermöglicht einen einfühlsamen Einstieg, eine behutsame Annäherung und vermittelt warmherzig Hoffnung, Bestärkung und Verständnis

Mein Elefant ist traurig

Melinda Szymanik, cbj

Mein Elefant ist traurig

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