Iss doch endlich mal normal, das kann doch nicht so schwer sein!
Jasper wäre gerne wie sein großes Vorbild Hulk, denn dann wäre er stark, hätte Muskeln und würde sich nicht mehr alles von allen anderen gefallen lassen müssen. Schnell ist das leichte Übergewicht weg, auf das ihn der Arzt bei der J1 noch kritisch angesprochen hatte. Eine Ähnlichkeit mit Hulk stellt sich jedoch leider auch nicht ein, stattdessen ist Jasper nur noch ein Strich in der Landschaft. Schlimmer noch, er kommt aus dem Drang die Nahrungszufuhr zu kontrollieren nicht mehr alleine heraus, wird immer schwächer, sodass ihn seine Eltern schließlich in eine Klinik für essgestörte Kinder und Jugendliche bringen.
Dort trifft er auf Gleichaltrige, denen es genauso oder ähnlich geht wie ihm, von denen er sich endlich verstanden und akzeptiert fühlt. Da wäre zum einen sein Zimmernachbar Felipe, der ebenso wie er an Magersucht erkrankt ist, dem es aber inzwischen wieder so gut geht, dass er bald entlassen werden kann. Rosanna ist gleichzeitig mit ihm im „Haus Schmetterling“ angekommen. Sie leidet an Bulimie und übergibt sich oft nach einer Mahlzeit. Auch Alwin hat Probleme mit dem Essen, zwar isst er nicht zu wenig, dafür jedoch viel zu viel, sodass er unbedingt abnehmen muss.
Nach und nach entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den vier Jugendlichen, die jedoch durch Neuankömmling Tilia ins Wanken gerät. Tilia hat auch Magersucht, doch im Gegensatz zu Jasper, Rosanna und Felipe lehnt sie eine Zunahme, um wieder gesund zu werden, ab. Sich von ihr nicht wieder zu einem Rückfall verleiten zu lassen und abzugrenzen, fällt den Freunden schwer, was zu dem ein oder anderen Konflikt führt. Doch dann passiert etwas mit Tilia, was ihnen noch einmal eindrücklich zeigt, dass eine Essstörung weitaus schwerwiegender ist, als sie bisher alle dachten. Ob sie es am Ende alle schaffen werden, ihre Ziele zu erreichen und die Klinik gesund zu verlassen?
Was es bedeuten kann, an einer Essstörung erkrankt zu sein
In vielen Köpfen ist immer noch verankert, dass es bei einer Essstörung in erster Linie darum geht, möglichst dünn zu sein oder möglichst wenig zu wiegen, und der Schönheitsaspekt im Vordergrund steht. Christine Fehér geht in ihrem Roman Dünner als du denkst näher auf Magersucht, Bulimie und Binge Eating ein, wobei auch die Hintergründe und Ursachen, wie es bei den vier Jugendlichen zur Essstörung kam, angesprochen werden. Anders als in den meisten anderen Romanen zum Thema steht bei ihr mit Jasper ein Junge im Vordergrund, denn fälschlicherweise wird vor allem Anorexie oft noch als reine „Mädchenkrankheit“ angesehen. Zwar hat Magersucht bei Jungen oft andere Aspekte und auch Jasper möchte zunächst nicht nur sein leichtes Übergewicht loswerden, sondern Muskeln aufbauen, doch anschließend ist es meist der gleiche Strudel aus Abnahme, Angst vor der Zunahme, Isolation und Ängsten, in den sowohl Jungen als auch Mädchen geraten.
Dadurch, dass die Autorin die verschiedenen Essstörungen beispielhaft an verschiedenen Charakteren thematisiert, fällt es leicht, sich in die normalerweise doch nur schwer nachvollziehbaren Gedankengänge und Verhaltensweisen Betroffener hineinzufinden. Man merkt, dass sich das Buch an Kinder ab 10 Jahren richtet, da es eher um ein „Übersichtswissen“ und eine erste Sensibilisierung zum Thema geht und sowohl der Genesungsprozess als auch die Komplexität stark vereinfacht sind. Gerade zu Beginn der Pubertät, in der sich Jugendliche mit vielen Veränderungen, unter anderem auch der ihres Körpers, auseinandersetzen müssen, ist die Gefahr in eine Essstörung zu rutschen, besonders hoch. Zwar schützt Wissen in diesem Fall nicht vor der Krankheit, gleichzeitig wird durch Informationen ein Bewusstsein geschaffen, wodurch sich Betroffene die Krankheit vielleicht schneller eingestehen und Hilfe suchen oder auch Freunde eines Erkrankten mehr Verständnis aufbringen können. So einfach, dass es mit dem Spruch: „Iss doch endlich mal normal!“ getan ist, ist es nämlich leider nicht…
Fazit
Das Buch liefert einen ersten Überblick zum Thema Essstörungen und zeigt, dass es dabei um viel mehr als reinen Schlankheitswahn geht. Ein empfehlenswerter Roman, der sich auch super als Schullektüre eignet!
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