1941 ins Leben gerufen, empfehlen sich die Geschichten rund um den neugierigen Schimpansen auch heute noch als Garant für sympathische Kinderunterhaltung. Nun hat Coco erstmals seinen Weg in die Kinos gefunden, erfreut auch hier sein Publikum und wird damit ganz sicher auch neue Fans für die – bei Diogenes erschienenen – Bilderbücher gewinnen können.
Coco der kleine Schimpanse lebt im Urwald. Dort wird er von einem ganz in gelb gekleideten Mann entdeckt, der ihn mit nach New York nehmen möchte, um ihn dort in einem Zoo unterzubringen. Mit seinem großen gelben Hut gelingt es ihm, den neugierigen Affen einzufangen und auf ein Schiff zu bringen. Coco darf sich frei auf dem Schiff bewegen, soll sich aber benehmen. Doch schnell wird dieser auf die Möwen aufmerksam, die das Schiff umkreisen. Coco möchte auch gerne fliegen können, geht bei seinem Versuch aber über Bord. Zum Glück kann er gerettet werden und gelangt schließlich wohlbehalten nach New York in die Wohnung des gelben Mannes, wo er sich erst einmal ausruht.
Am nächsten Morgen ist Coco fasziniert von dem Telefon, das der Mann benutzt. Kaum, dass Coco allein in der Wohnung ist, probiert er es direkt einmal selber aus. Was er aber nicht ahnen kann: Er ruft damit die Feuerwehr an, die hinter dem Anruf einen Feueralarm vermutet und mit großer Mannschaft ausrückt. Als die Feuerwehrmänner schließlich den kleinen Affen entdecken, fangen sie ihn ein und sperren ihn in ein Gefängnis. Aber Coco kann fliehen, fliegt an einem Bündel Luftballons über die Stadt, bis er wieder sicher in den Armen seines Freundes – dem Mann in gelb – landen kann. Der bringt ihn dann endlich in den Zoo, wo Coco vergnügt und glücklich unter vielen Tieren verweilt…
Die Erfolgsgeschichte von Coco begann vor mittlerweile 65 Jahren in Amerika und hat seit dem seinen Siegeszug durch die ganze Welt fortsetzen können. Mit über 30 Millionen verkauften Exemplaren und Übersetzungen in mehreren Sprachen gehören die Bücher vom neugierigen Affen – in Amerika bekannt als ";Curious George"; – zu einer der erfolgreichsten Kinderbuchreihen überhaupt.
Den Bildern merkt man ihren weit zurück liegenden Ursprung an. Kräftiger Kohlestrich bestimmt Konturen und Schatten und fasst die überwiegend in den Grundfarben realisierte Kolorierung sicher ein. Zartes rosa bestimmt den Teint von Mensch und Tier, gerötete Wangen sind Ausdruck von Freude oder Ärger. Fahrzeuge und Technik entsprechen natürlich nicht dem modernen Stand und Coco ruht sich auch mal Pfeife rauchend in einem Ohrensessel aus. Beinahe jede erzählte Szene wird auch als Bild festgehalten und macht das Vorlesen schon für kleine Kinder umso spannender und vergnüglicher. Dabei kommt der slapstickartige Humor richtig zur Geltung und gibt den Zeitgeist vergangener Tage wieder. Das cremefarbene und kräftige Papier unterstreicht auf angenehme Art ein wenig diesen nostalgischen Charakter.
Was vielleicht nur wenige wissen: das jüdische Autoren-Ehepaar Hans Augusto und Margret Reyersbach stammt ursprünglich aus Hamburg. Schon als kleiner Junge besuchte Hans Augusto Reyersbach regelmäßig den Tierpark Hagenbeck nur um eines zu sehen: die Schimpansen. Aus Paris mussten schließlich beide, als Deutsche jüdischer Abstammung, nach Hitlers Einfall in Frankreich eilig fliehen – bis nach New York. Der Verleger Houghton Mifflin erkannte dort das Potential der Kinderbuchfigur Coco, die übrigens anfangs ";Fifi"; hieß und erst später in ";George"; umgetauft wurde. So scheint sich in der Geschichte von Coco auch der Drang nach Freiheit, die Bedeutung New Yorks für das Autoren-Ehepaar und die Suche nach Glück in dieser Geschichte zu zeigen, selbstverständlich neben der großen Sympathie für Schimpansen.
Natürlich kommt man nicht umhin, auch über das scheinbar willkürliche Handeln des Menschen über das Tier an dieser Stelle zu sprechen. Gerade im Vergleich zum aktuellen Film wird deutlich, dass sich doch viel geändert hat in unserer Art, wie wir Kindern die Welt vermitteln möchten. Denn im Film entschließt sich Coco ganz aus freien Stücken ";Ted"; – so hier der Name des Mannes im gelben Hut – nach New York zu folgen. Aber vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels und auch mit dem biographischen Wissen über die Autoren, wäre es weit übertrieben, damit das Buch zu verurteilen und abzustrafen, indem man es gar von Kindern fernhält. Denn Coco ist ein so liebenswürdiger und lebenslustiger Charakter, dem mit dem gelben Mann ein ebenso freundlicher menschlicher Mitspieler zur Seite gestellt wird, dass kein Zweifel daran bestehen kann, dass Kinder einfach nur auf vergnügliche Weise unterhalten werden sollen. Es ist Cocos kindliche Neugier, die überaus ansteckend ist und das Kind in uns allen anspricht.
Die Geschichte liest sich ebenso einfach wie wirkungsvoll und ist von sehr klarer Struktur. Kein Wort ist zu viel, keines zu wenig. Jede Seite enthält nur wenig Text und so bleibt die Dramaturgie stets auf einem sehr motivierenden Niveau. Selbst kleinere Kinder bleiben geduldig und gespannt sitzen, um zu erfahren, was Coco denn noch so anstellen mag und wie es ihm gelingt, in seiner neuen – eben auch ";erwachsenen"; – Welt zu bestehen. Es ist also schon ein richtiges kleines Abenteuer, das – wie kann es anders sein – dann mit einem freundlichen und versöhnlichen Ende abschließt. Wenn wir auch heute darüber etwas anders urteilen mögen. Mit dem Blick von Hans Augusto Reyersbach würden wir es ohne Zweifel von ganzem Herzen so empfinden.
Fazit:
Der kleine Affe Coco schafft es auch heute noch mühelos Kindern und Erwachsenen strahlende Augen und ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Die Kinder fiebern mit seinen Abenteuern mit und wir staunen über die Leichtigkeit und den Charme, mit dem hier unterhalten wird. Die sympathische und wirklich gelungene Verfilmung – mit der beinahe befreienden und einfach wunderbaren Musik von Jack Johnson – wird, trotz etwas veränderter Nacherzählung, die Erfolgsgeschichte ganz bestimmt weitererzählen.
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