In diesen Sommerferien ist Gilda Joyce ganz in ihrem Element: als selbst ernannte Psycho-Ermittlerin hat sie ihren ersten Fall zu lösen. Und der führt sie nach San Francisco in das Haus ihres Onkels Lester Splinter und damit auch in das seiner seltsamen Tochter Juliet und des Geistes der verstorbenen Melanie…
Das Mädchen Gilda aus Michigan ist schon etwas Besonderes und sei es nur, weil sie jetzt schon ein festes Berufsziel vor Augen hat: parapsychologische Ermittlerin. Und an dieser Karriere arbeitet sie täglich. Sie spioniert mit Leidenschaft ihre Nachbarn aus und schlüpft dafür in die phantasievollsten Verkleidungen.
Mit dem Tod ihres Vaters geht dessen ";magische"; Schreibmaschine in ihren Besitz über. Sie dient ihr bei ihren Ermittlungen nicht nur zur Protokollführung, sondern auch, um Kontakt mit den Toten aufzunehmen. Jedenfalls steht das in ihrem ";Handbuch für Meisterhellseher";, das sie in jeder Lebenslage zu Rate zieht. So auch in diesen Sommerferien, die sie bei ihrer verschlossenen und einsamen Cousine Juliet in deren alten Villa verbringt. Der Sommerurlaub entpuppt sich zu Gildas Freude als ein aufregendes Abenteuer und beschert ihr ihren ersten Fall als Psycho-Ermittlerin, denn im Haus der Splinters scheint es zu spuken. Gilda ist hellauf begeistert, als sie sowohl von der Haushälterin als auch von Juliet erfährt, dass der Geist der toten Tante Melanie, der Schwester von Lester Splinter, im Turm neben dem Anwesen haust. Zehn Jahre zuvor hatte Melanie Selbstmord begangen, indem sie aus dem oberen Turmfenster sprang. Seitdem sind die Fenster und Türen vernagelt und das Betreten des Geheimnis umwitterten Turms strengstens untersagt. Doch das ist noch lange kein Hindernis für Gilda: mit Hilfe ihres Hellseher-Handbuchs, ihren ungewöhnlichen Ermittler-Methoden, ausgefallenen Verkleidungen und diversen ";übersinnlichen"; Hilfsmitteln gelingt es Gilda und Juliet, das Mysterium um Melanie und ihren Tod aufzuklären. Auch wenn nicht alles reibungslos läuft, weil Gilda mal wieder mit ihrer direkten Art in einen Fettnapf getreten oder ihre Perücke verrutscht ist – oder aber weil ihre hellseherischen Fähigkeiten ausbleiben – nichts erschüttert Gilda auf ihrem Weg zu einer richtigen Ermittlerin.
Doch trotz und vielleicht auch wegen all ihrer verrückten Ideen, ist Gilda ein ganz normaler Teenager mit den typischen Problemen rund ums Erwachsenwerden. Und genau das macht sie uns besonders sympathisch, denn all diese Eigenheiten lassen sie auf uns so authentisch wirken.
Der amerikanischen Autorin Jennifer Allison ist mit ihrem Debütroman ";Gilda Joyce in geheimer Mission"; ein spannendes und lesenswertes Buch, insbesondere für Mädchen, gelungen. Gilda, die immer noch ihren verstorbenen Vater vermisst, sich in der Schule langweilt und die meisten ihrer Schulkolleginnen albern und peinlich findet, wächst einem sogleich ans Herz. Denn Gilda ist keine Überfliegerin und auch nicht unfehlbar, aber trotzdem etwas Besonderes. Und weil sie so ";natürlich"; ist, mit all ihren Stärken und Schwächen, ist sie dem Leser auch so sympathisch. Insbesondere weibliche Leser werden sich leicht mit ihr identifizieren können.
Allison hat eine interessante Schreibtechnik verwandt, die uns die Geschichte aus unterschiedlicher Perspektive wahrnehmen lässt: Zum einen die erzählte Geschichte und zum anderen die von Gilda auf ihrer Schreibmaschine geschriebenen Kommentare, Briefe und Protokolle. Dadurch erhält der Leser einen tieferen Einblick in Gildas Denkweise und ihr Gefühlsleben – es stellt sich eine allmähliche und angenehme Nähe zu der Protagonistin ein, die den Lesespass ohne Frage noch vergrössert. Denn abgesehen von der extravaganten Persönlichkeit Gildas und der interessanten Schreibtechnik der Autorin ist die Geschichte spannend geschrieben und flüssig zu lesen. Obwohl man gelegentlich ob des ausgeprägten Selbstbewusstseins Gildas stolpert, entkräften ihre Fehltritte dieses Gefühl wieder.
Fazit:
";Gilda Joyce in geheimer Mission"; ist ein sehr empfehlenswertes Buch für weibliche Teenager, die ein bisschen Spannung vertragen können. Auch wenn Gilda gelegentlich über die Stränge schlägt (aber tun das nicht alle pubertierenden Teenager irgendwann einmal?), so ist sie doch eine herzensgute, wenn auch an allen scheinbaren oder tatsächlichen Mysterien dieser Welt interessierte Person. Niemals lässt sie sich von ihrem eigentlichen Ziel abbringen. Die Hauptdarstellerin hat eine solch positive Ausstrahlung auf den Leser, dass man nach der Lektüre, positiv gestärkt, seine eigene Umgebung wesentlich interessierter mustert und sich fragt, ob nicht die Oma von nebenan, so brav und liebenswert sie auch aussieht, nicht vielleicht doch ";Dreck am Stecken hat";…?
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