Wie wir Menschen die Welt eroberten

  • dtv
  • Erschienen: September 2022
  • 3

übersetzt von Birgit Niehaus; Illustrationen von Ricard Zaplana Ruiz; Hardcover, 192 Seiten

ISBN: 9783423763967

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Julian Hübecker
91%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2022

Idee

Aus der Vergangenheit muss man lernen: Eine wichtige Erkenntnis, die hier vermittelt wird.

Bilder

Im Comicstil, aber sehr lebendig gestaltet.

Text

Sprachlich schlüssig und kindgerecht formuliert.

Eine der wichtigsten Neuerscheinungen in der Kinderliteratur

Wo kommen wir Menschen her? Wie wurden wir zu denen, die wir heute sind? Was bedeutet das für unsere Umwelt? Diese und viele Fragen mehr beantwortet der Historiker Yuval Noah Harari mit einfachen, aber klaren Worten. Hier taucht man nicht nur ein in eine spannende Geschichte, sondern wird dazu eingeladen, sich über unsere Gegenwart und die Zukunft Gedanken zu machen.

„Für alle Lebewesen – die von gestern, von heute und von morgen. Unsere Vorfahren haben die Welt zu der gemacht, die sie ist. Aber wir sind es, die über ihre Zukunft entscheiden.“

Die Entwicklung des Menschen zu unserer heutigen modernen Version ist eine unaufhaltsame, abenteuerliche, gleichzeitig aber auch eine kriegerische, ausbeutende Geschichte, die viele Blickwinkel hat. Von einem großen Denker unserer Zeit geschrieben, werden in Wie wir Menschen die Welt eroberten genau jene Blickwinkel angesprochen, die uns zu dem gemacht haben, was wir sind: Entdecker und Erfinder und Alleinherrscher mit einer besonderen Verantwortung für unsere Umgebung.

Unsere Geschichte beginnt vor rund 6 Millionen Jahren, als der letzte gemeinsame Verwandte von Mensch und Schimpanse verschwindet. Hier setzt Autor Yuval Noah Harari zwar nicht an, doch ist dies natürlich ein wichtiger evolutiver Schritt zur Menschwerdung. Stattdessen beginnt Harari ein paar Millionen Jahre später: Im Kapitel „Wir Menschen sind auch nur Tiere“ beschreibt er, wie unsere Vorfahren von einem Tier unter vielen zu einer Eigenständigkeit gelangten und sich schließlich verschiedene Menschenarten in Europa und Asien ausgebreitet haben.

Nun kennen wir in der Gegenwart nur eine Art von Mensch: Homo sapiens, das sind wir. Doch wie konnte es dazu kommen? Das verrät Harari im Kapitel „Die Sapiens-Superkraft“. Es ist nicht die Fähigkeit, Feuer zu entfachen oder Werkzeuge herzustellen. Vielmehr liegt das Geheimnis im Erfinden von Geschichten. Dies verbindet und schafft eine Gemeinschaft. Darüber hinaus unterschied sich der Alltag der Vormenschen natürlich sehr von dem heutigen. Doch ist das wirklich so? Auch hier findet Harari Antworten: Im Kapitel „Wie lebten unsere Vorfahren?“ erfährt man, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind, wie man meinen könnte.

Schließlich kommt noch das letzte und vielleicht sogar wichtigste Kapitel: „Wo sind all die Tiere hin?“ Denn hier geht es um Verantwortung und die Lehre, die wir aus der Vergangenheit ziehen müssen. Überall, wo wir Menschen hinzogen, verschwanden die großen Tiere: Mammuts, Wollnashörner, Riesenfaultiere und viele mehr. Zufall? Harari glaubt das nicht, und viele Wissenschaftler ebenso wenig. Aber was bedeutet das für uns? Haben wir vielleicht sogar noch eine andere Superkraft? Auch das wird spannend beantwortet.

Besser kann man es nicht erklären

Es ist schon erstaunlich, dass Yuval Noah Harari mit diesem Buch absolut den Punkt trifft, da er bisher nur für Erwachsenenliteratur bekannt ist. Etwas so Komplexes wie die Menschwerdung verständlich für Kinder herunterzubrechen ist schon eine Herausforderung; dennoch ist es nötig und trifft den Zeitgeist. Spätestens seit der „Fridays for Future“-Bewegung ist klar: Kinder haben eine Stimme, die gehört werden muss. Erwachsene sind meist so sehr verblendet von ihrer „Erwachsenenwelt“, dass sie die drängendsten Probleme unserer Zeit zwar rational verstehen, aber die Tragweite ihrer Konsequenzen nicht.

Harari hat die Fähigkeit, Kinder teilhaben zu lassen an komplexen Themen, indem er diesen die Schwere nimmt und Verständlichkeit schafft. Er spricht die jungen Leserinnen und Leser oft direkt an und spickt seine Erklärungen mit Beispielen, die aus der Lebenswelt der Kinder stammt. Auf diese Weise baut er nach und nach auf, warum unsere eigene Entwicklungsgeschichte so wichtig für das Jetzt ist.

Unterstützt wird er durch Ricard Zaplana Ruiz, der comicartige Illustrationen beisteuert, die mal aus dem Leben unserer Vorfahren erzählen, mal einfach nur unterhaltend den Text unterstützen. Dadurch wird nicht nur Geschichte lebendig, es hält auch den Spaß am Buch aufrecht – denn nicht jeder ist für das strikte Lesen eines Sachtextes gemacht.

Fazit

Dieses Buch ist notwendig, um zu erkennen, wie untrennbar Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbunden sind. Aufrüttelnd und spannend geschrieben, ist es eine der wichtigsten Neuerscheinungen in der Kinderliteratur.

Wie wir Menschen die Welt eroberten

Yuval Noah Harari, dtv

Wie wir Menschen die Welt eroberten

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