Spaßig-aufregendes Leseabenteuer
Menschen mit Handys in der Hand, vor der Nase oder an einem Stock befestigt sind für Kinder ein alltägliches Bild. Das dies auch sehr gefährlich sein kann und von einem Augenblick zum anderen Leben beeinflusst, davon können die Waisen aus Marla Madelhubers Wohnheim Smart e.V. so einige Geschichten erzählen.
Schon Marla hat als Kind ihre Eltern durch einen unbedachten Fehltritt nach einem Selfie verloren und nun bietet sie anderen Waisen, deren Eltern durch unglückliche Handy-Unfälle aus dem Leben stolperten, ein neues Zuhause.
Leider ist Marlas Waisenhaus recht alt und einsturzgefährdet, und so sucht sie für sich, Kalli, Leo, Tara und die Geschwister Bhavani und Bodhi ein neues Heim. Doch Berlin ist auch in diesem Kinderbuch die Hölle für Wohnungssuchende und langsam wird die Zeit knapp. Auf einer Tour durch die Gegend machen die Kinder Bekanntschaft mit Hermine, einer älteren Dame, die sich als Schlossherrin herausstellt. Und auch noch als ganz liebe und nette Schlossherrin, die sehr gerne die Kinder aufnehmen würde, wenn nicht ihr geldgieriger Sohn wäre, der nicht vor richtig fiesen Geldanhäufungsmachenschaften zurückschreckt.
„Da hat man als Kind eine geniale, großartige, gigantische Idee, mit der sich alle Probleme auf einen Schlag lösen lassen, und dann behaupten die Erwachsenen, es ginge leider nicht. Immer dasselbe!”
Zum Glück sind die Kinder super entschlossen, sehr clever und mit vollem Herzen dabei, Hermines und ihre eigenen Wünsche wahr werden zu lassen. Damit Hermines Verwandtschaft scheinbar nicht zu reden ist, muss verhandelt werden. Und um verhandeln zu können, braucht es eine ausgeklügelte Taktik. Nachdem eine Entführung ohne große Zwischenfälle über die Bühne gebracht werden konnte, sich jedoch als wenig wirksam herausstellt, müssen die Kinder mit härteren Bandagen kämpfen und ans Eingemachte gehen – nämlich einen ausgefeilten Kunstdiebstahl – und das auch noch mehr als einmal.
Mit Herz, Köpfchen und allerhand Tricks
Die Kinder aus Das Schloss der Smartphone-Waisen eint die ungewöhnlichen Tode ihrer Eltern, bei denen man zwar von Unfällen sprechen kann, aber auch vom vermeidbaren, sinnfrei-gefährlichen Verhalten der jeweiligen Elternteile. Daher sind diese Kinder auch nicht mit den neuesten technischen Gerätschaften unterwegs. Sie entführen, erpressen und rauben mit betagten, fragwürdigen aber äußerst hilfreichen Kostbarkeiten aus dem „Tausend tolle Dinge“-Laden.
Die Handlungen der Kinder sind natürlich nicht vorbildhaft oder weiterzuempfehlen, worauf der Erzähler der Geschichte auch das ein oder andere Mal hinweist: einige Geschehnisse sind eher magisch als realistisch und der unscheinbar-adrette Haushälter steckt voller ungeahnter Talente, sodass sich diese Geschichte für Kinder unheimlich verrückt, unvorhersehbar und aufregend gestaltet.
Salah Naoura erzählt voller Witz und Lebendigkeit und erschafft Figuren, mit denen man mitfiebert, mitleidet und mitlacht. Man spürt auch so ein bisschen die Trauer der Kinder, dass diese kleinen modernen Telefone mit allerhand Extras so einen großen Einfluss auf ihre Eltern hatten, und diese Traurigkeit eint die Waisen, obwohl sie so unterschiedlich sind.
Die vielen schwarz-weißen Illustrationen von Kai Schüttler zeigen die Kinder wunderbar in Aktion und stecken voller Liebe, Schwung und Ulk.
Fazit
Heutzutage kann man auch ohne modernen Kram ein richtig guter Gangster sein, vor allem wenn die eigenen Eltern so tödlich von eben diesem Kram abgelenkt wurden. Verrückt, schwungvoll und ausgeklügelt sind hier die Kinder die Bestimmer.
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