Afrika!

Afrika ist ein Kontinent voller Wunder. Nicht nur hat hier die Menschheit ihren Ursprung, sondern lassen sich auch viele Naturschauspiele bewundern, die sonst nirgends auf der Welt vorkommen. Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille: eine Geschichte der Auseinandersetzungen und Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung. In all seinen Facetten kann Afrika in diesem Buch bewundert werden.

„Afrika ist nicht zu unterschätzen – schon gar nicht in Bezug auf seine Größe.“

Nach dem Erfolgsbuch Amazonien hat Illustratorin und Autorin Katharina Vlcek ihr zweites Sachbuch herausgebracht, das sich gleich einem ganzen Kontinent widmet. Da für viele Afrika noch immer als Land und nicht als Kontinent gilt, wodurch von „afrikanischen Menschen“ oder „afrikanischer Herkunft“ gesprochen wird, obwohl zahlreiche unterschiedliche Kulturen zu finden sind, war ich anfangs sehr skeptisch, bevor ich das Buch aufgeschlagen habe. Warum wird in Amazonien begrenzt ein Naturraum betrachtet, während hier scheinbar ein ganzer Kontinent auf einen gemeinsamen Nenner gekürzt wird, obwohl eben dies ein wesentliches Problem der gesellschaftlichen Wahrnehmung Afrikas darstellt? Doch die Sorge war unbegründet, denn die Autorin hat sich dem Projekt mit viel Sensibilität und Verstand gewidmet.

Zum einen ist sie durch Afrika gereist, um sich passende Inspiration zu holen, zum anderen hat sie bewusst auch gesellschaftskritische Themen angesprochen. Das fängt schon in der Einleitung an, in der sie erklärt, dass in dem Buch von „Schwarzen“ (mit großem S) und „weißen“ Menschen (mit kleinem w und kursiv geschrieben) gesprochen wird. Dabei geht es jedoch nicht um die Hautfarbe, sondern um die Wahrnehmung Schwarzer Menschen in der Gesellschaft, die noch immer vielerorts mit erheblichen Nachteilen zu kämpfen haben. Die Schreibweise soll die Problematik hervorheben.

Neben dieser Erklärung geht es natürlich auch um Menschenhandel, Apartheid und politische Unruhen. Diese und andere Themen zu verdeutlichen ist ein wichtiges Zeichen und nichts, das in einem Kindersachbuch gestrichen werden müsste. Daneben erfährt man noch viel über unterschiedliche Völker verschiedener afrikanischer Länder, etwa die OvaHimba Namibias, oder über die Länder selbst, wie Äthiopien, ein aufstrebendes, aber noch immer sehr verarmtes Land.

Natürlich darf man auch tief in die Natur eintauchen. Während der zentralafrikanische Regenwald als zweitgrößter seiner Art leider ausgespart wird, taucht man dagegen im Malawi-See, besucht die Kalahari und begegnet zahlreichen Tieren und Pflanzen. So ergibt sich ein faszinierender Querschnitt durch einen allzu unterschätzten Kontinent, der den anderen in vielem weit überlegen ist.

Dazu kommen großflächige Illustrationen, die vor allem aufgrund der Ausmaße des Buches (von ca. 30 x 30 cm) voll zur Geltung kommen. Jede Seite ist vollkommen anders gestaltet und eine Überraschung für den Leser und die Leserin. Das Kapitel „Afrikanische Identitäten“ ist etwa einheitlich braun-weiß gehalten, was sehr stimmungsvoll daherkommt. Einziges Manko: Manche Karten sind schraffiert in unterschiedlichen Farben koloriert. Dadurch kann man einzelne Markierungen schwer erkennen und zuordnen.

Fazit

Afrika ist ein Kontinent mit vielen Facetten. Es ist nicht nur eine gewaltige Schatzkiste unterschiedlicher Naturräume – von der Savanne über den Regenwald bis zur Wüste – sondern auch Wiege der Menschheit und in seiner kulturellen Vielfalt kaum zu übertreffen. Bitte nehmt euch das Buch zur Hand, damit der afrikanische Kontinent und seine Menschen endlich den Respekt und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.