MS oder wenn Nervenbahnen beim Telefonieren gestört werden
Fine ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, auch ihre Mutter unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von den meisten anderen Müttern. Doch Fine weiß, dass ihre Mutter eine fiese Krankheit hat, die sich zwar nicht immer bemerkbar macht, doch die immer wieder dafür sorgt, dass es ihr nicht gut geht. Aber so wirklich weiß Fine nicht, was MS eigentlich ist und was diese Krankheit bedeutet. Eigentlich steht MS für Multiple Sklerose, was sie jedoch schwierig auszusprechen findet, weswegen sie immer wieder neue Namen erfindet, wie beispielsweise Moppi Summs.
Damit Fine sich besser vorstellen kann, was in Mamas Körper während eines akuten Schubs los ist, erklärt ihre Mama ihr ihre Krankheit anhand eines anschaulichen Beispiels und lässt ihr Gehirn zum Büro werden, von wo aus viel telefoniert wird. Was dabei so alles schieflaufen kann und was die MS damit zu tun hat, zeigt sie Fine mit vielen bunten Zeichnungen, die keine Fragen offen lassen, sodass Fine am Ende gut verstehen kann, warum Mama an einigen Tagen viele Dinge nicht kann, die an anderen Tagen kein Problem sind.
Ein Kinderfachbuch der anderen Art
Wenn ein Elternteil unter einer Krankheit leidet, machen sich viele Kinder Sorgen. Oft wissen sie nicht, welche Folgen die Erkrankung hat, wie sie sich selbst verhalten sollen oder ob sie vielleicht sogar etwas für die Krankheit ihrer Eltern können. Diese Unwissenheit kann Ängste hervorrufen, denen am Besten mit Wissen und Offenheit entgegengewirkt wird. Doch manchmal ist es gar nicht so einfach, Kindern zu erklären, wie die jeweilige Krankheit „funktioniert“ und welche Folgen sie für den Körper hat.
Christina Pape kennt diese Fragen, denn seit 2011 lebt sie selbst mit MS und hat auch eine Tochter, die 2014 geboren wurde und von welcher ab 2019 viele Fragen gestellt wurden. Da Begriffe wie Rückenmark, Zentralnervensystem oder Entzündung für Kinder ziemlich abstrakt sind und allein kaum zu verstehen, hat sie mit Moppi Summs ein kindgerechtes Fachbuch verfasst, in welchem mit anschaulichen Beispielen komplizierte Vorgänge und Begriffe kindgerecht erklärt werden, sodass am Ende bereits Kinder ab vier Jahren eine Vorstellung davon haben, was es bedeuten kann, MS zu haben.
In ihrem Beispiel wird das Nervensystem als Büro dargestellt, von welchem das Gehirn die Chefin ist. Das Rückenmark stellt die Telefonleitung dar, durch welche das Gehirn mit den Nerven telefoniert und ihnen Anweisungen gibt. Doch hat man MS, dann werden die Nerven öfters mal beim Telefonieren gestört, da die eigenen Immunzellen nicht ganz richtig funktionieren und anstatt von schädlichen Viren und Bakterien an den eigenen „Kabeln“ knabbern, sodass die Botschaften nicht richtig bei den Nerven ankommen können.
Kindgerechte Sprache und anschauliche Bilder
Durch ihr alltagsnahes Beispiel, unter dem sich die meisten Kinder etwas vorstellen können, und ihre kindgerechte Sprache können selbst junge Kinder nachvollziehen, warum der Körper bei MS häufig nicht so funktioniert, wie es sich die Betroffenen wünschen. Die Seiten im Buch sind dabei so aufgebaut, dass sich die kurzen Texte zwischen vielen anschaulichen Bildern befinden, sodass es für Kinder einfacher ist, sich etwas Konkretes unter dem vorgelesenen Inhalt vorzustellen. Dadurch, dass der Text im Buch eine Art Dialog zwischen Mutter und Tochter ist, fällt es Kindern leicht, sich in die Situation hineinzudenken und sie fühlen sich direkt angesprochen.
Schön sind auch die Mitmachseiten am Ende, auf denen sich Kinder noch einmal selbst mit dem Thema auseinandersetzen können. Ganz zum Schluss kommt noch ein Fachteil mit Hintergrundinformationen für Bezugspersonen.
Fazit
Ein kindgerechtes Fachbuch, das viele Fragen beantwortet. Es richtet sich in erster Linie an Kinder, aus deren Umfeld eine Person an MS erkrankt ist, und hilft, das Thema fachgerecht und anschaulich zu erklären, sodass Kinder anschließend eine konkrete Vorstellung haben, was es heißt MS zu haben und was dabei im Körper passiert.
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