Alles Humbug
- Carl-Auer Kids
- Erschienen: Mai 2022
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Illustrationen von Rosazza Richolly; Taschenbuch, 38 Seiten
ISBN: 9783968430317
Es hinterlässt ein ungutes Gefühl
Das Mädchen wird von ihrer Mutter zu Tante Chapichita geschickt, um Eier zu holen. Doch das Mädchen gruselt sich. Denn im Dorf erzählt man sich, dass Tante Chapichita eine Hexe ist. Die Mutter aber will nichts davon wissen. Sie erklärt, dass das alles Humbug sei und das Mädchen sich darauf besinnen solle, dass die Tante immer nett gewesen sei und es mit Süßigkeiten verwöhnt habe. Dennoch ist es für das Mädchen ein schwerer Gang. Bei Tante Chapichita im Haus erlebt das Mädchen allerlei seltsame Dinge und ist nun mehr denn je überzeugt, dass es das Haus einer Hexe ist. Als es endlich gehen und sich mit seinen Eiern auf den Heimweg machen darf, ist das Mädchen froh, der seltsamen alten Frau mit dem Buckel entkommen zu sein.
Bedrückend und hemmend
„Eine Geschichte, bei der Kinder über sich selber hinaus wachsen und ihre Ängste überwinden lernen“ heißt es auf dem Klappentext des Bilderbuchs Alles Humbug. Genau dieses Versprechen wird aber durch die Geschichte keineswegs eingelöst. Vielmehr legt sich die ganze Geschichte lähmend über die Kinder und lässt sie – je nach Empfindlichkeit – ganz offen gruseln. Dabei hätte die Geschichte durchaus dazu dienen können, Vorurteile abzubauen und Ängste zu überwinden. Dafür hätte sie jedoch anders aufgebaut werden müssen – zumindest ab etwa der Hälfte hätte es eine Auflösung der bedrückenden Situation gebraucht. Doch dieses Dunkle, Drohende bleibt bis zum Ende konstant. So dass es keine positive Auflösung gibt und Tante Chapichita in den Augen des Mädchens tatsächlich zur Hexe wird. Erschwerend kommt hier noch das Verhalten der Mutter hinzu, die das Mädchen ungeachtet dessen Ängste alleine zur Tante schickt. So entsteht ein Bilderbuch, das selbst bei Erwachsenen noch ein diffuses Gefühl hinterlässt, für viele Kinder aber bedrückend und hemmend bleibt.
Alle Vorurteile bestätigt
Die gruselige Tante mit ihrer schwarzen Kleidung und dem Buckel bleibt für die betrachtenden Kinder unsichtbar. In den Bildern spiegelt sich einzig das Mädchen, das voller Angst auf den Moment wartet, in dem es das Haus verlassen und den Heimweg antreten kann. Zur grotesken Beschreibung kommt noch ein seltener Beruf: Die alte Tante ist Perückenmacherin für Puppen und arbeitet mit abgeschnittenem Echthaar. Zusammen mit den überall aufgehängten und aufgestellten ungewohnten Dingen und der ungeklärten Frage, wo denn die Tante überhaupt die Hühner hat, die die Eier legen, gibt das alles eine Mischung, die Ängste schürt. Ängste, die durch den absolut deplatzierten Schluss noch verstärkt werden. Denn das Mädchen schwört sich, dass die Tante ihre Haare nicht bekommen würde.
Sanfte Zeichnungen
Richolly Rosazza vermag mit seinen Illustrationen dem Bilderbuch etwas von seinem Schrecken zu nehmen. Er hat sanfte Zeichnungen geschaffen, aus denen eine grundsätzliche Wärme spricht und die mit vielen kleinen Details aufwarten können. Dennoch bleibt der Grundtenor des Bilderbuchs bedrückend, zumal ein Teil der Zeichnungen das Gruselige des Textes optisch ins Zentrum rückt und den Schrecken nicht vertreiben kann.
Fazit
Alles Humbug weckt eher Ängste, als dass das Bilderbuch dazu angetan wäre, die Ängste von Kindern wahrzunehmen und ihnen beizukommen. Zwar kann das Bilderbuch mit schönen Bildern aufwarten, doch die Geschichte bleibt bis zuletzt unangenehm.
Nadia Al Omari, Carl-Auer Kids
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