Vegetarier sein ist ganz schön tückisch!
Tilly ist vier Jahre alt und geht wie die meisten Kinder in diesem Alter in den Kindergarten. Zuhause wohnt sie zusammen mit ihrer Mama und ihrem Bruder Bruno. Bei ihrem Papa sind die beiden Geschwister auch regelmäßig, doch wohnt der in einer anderen Wohnung. Ihre beste Freundin Azra geht nicht nur gemeinsam mit ihr in dieselbe Kitagruppe, sie wohnt praktischerweise auch noch im selben Haus, sodass sie sich auch nachmittags oft sehen können.
Im Kindergarten mag sie von den Erzieherinnen und Erziehern Devin am liebsten und freut sich, als sie beim Frühstück neben ihm sitzen darf. Großzügig bietet sie ihm daher eine ihrer kleinen Salamis an, die Devin jedoch ablehnt und ihr erklärt, dass er Vegetarier sei. Für Tilly ist das erstmal überhaupt nicht nachvollziehbar, denn schließlich ist Salami ja aus Salami und Vegetarier essen doch nur kein Fleisch!? Die Salami bleibt somit erstmal in der Brotdose und erst zuhause fällt Tilly die ganze Geschichte wieder ein und sie beschwert sich bei ihrer Mama, warum diese ihr einfach eine Salami aus Fleisch mitgibt, denn schließlich tun ihr die Tiere Leid und laut Devin ist Fleisch auch schlecht fürs Klima. Wie ihre Mutter reagiert und ob Tilly es schafft, in Zukunft ganz auf Fleisch zu verzichten, erzählt Jasmin Schaudinn in ihrem Kinderbuch Tillys Kinderkram: Tilly wird fast Vegetarianerin.
Vegetarianisch für Anfänger
Zwar sind Kinder oft schon früh mäkelig beim Essen, doch lange spielen sowohl Geschmack als auch Konsistenz der Lebensmittel dabei die entscheidende Rolle. Über die Herkunft der Lebensmittel machen sich die meisten Kinder frühestens im Kindergartenalter Gedanken und lernen, dass Milch von Kühen kommt (sieht man von Hafermilch und ähnlichem ab), Eier von Hühnern gelegt werden und Äpfel auf Bäumen wachsen. Bei Fleisch ist die Sache komplizierter, dass dafür Tiere sterben müssen, wird oft nicht ganz so gerne erklärt.
In Jasmin Schaudinns zweitem Abenteuer über die aufgeweckte Tilly geht es genau um dieses Thema. Dabei lernt Tilly mit den kleinen Leserinnen und Lesern, dass nicht nur Fleisch von Tieren kommt, sondern auch Dinge wie Salami aus Fleisch bestehen, bei denen man es nicht direkt am Namen erkennen kann. Auch wird Tilly im Laufe des Gesprächs mit Devin bewusster, dass für Fleisch Tiere sterben müssen.
Das Thema Vegetarismus füllt jedoch nur einen kleinen Teil des Buches bis Seite 11. Auf den restlichen knapp 25 Seiten spielt das Thema kaum eine Rolle. Es wird berichtet, wie Tilly zunächst auf dem Dachboden mit ihrer Freundin Azra „jugendlich“ spielt, bevor beide im Garten Zeit mit dem Nachbarsmädchen verbringen. Die ganze Geschichte wirkt auf diese Weise langatmig und man stellt sich die Frage, wie die Story zum Titel passt. Wer ein kindgerechtes Buch zum Thema Vegetarier werden erwartet, wie es der Titel vermuten lässt, wird von der Geschichte enttäuscht sein.
Die restliche Handlung ist eher durchschnittlich und eine einfache Alltagserzählung ohne besondere Höhen und Tiefen. Auch wenn es sich um ein Bilderbuch für Kinder ab vier Jahren handelt, ist der Textanteil sehr hoch, sodass teilweise auf einer Doppelseite nur zwei kleine Bildchen am Rande auftauchen. Das Buch richtet sich somit eher an Kinder, die schon etwas Ausdauer beim Zuhören haben und Bilder nicht so wichtig finden.
Die Bilder selbst sind farbenfroh und fröhlich und passen gut zur ideenreichen Tilly. Auch sprachlich ist das Buch gut verständlich. Am Ende gibt es noch einen Basteltipp für ein Glücksbuch, bevor noch ein Verweis zum zugehörigen Podcast erfolgt, zu welchem es bereits drei Folgen gibt, die jeweils auch als Buch erschienen sind.
Fazit
Insgesamt ein eher durchschnittliches Buch, dessen Titel auch etwas in die Irre führt. Zwar wird das Thema „Vegetarismus“ besprochen, es füllt jedoch nicht einmal die Hälfte der Geschichte aus. Ansonsten handelt es sich um eine nette Alltagserzählung für Kinder, die jedoch in vielen Teilen recht austauschbar ist.
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