[ab 7 Jahren]
Eddie hat das Down-Syndrom und er zeigt uns, wie wunderschön die Natur mit seinen Augen aussieht. Auch wenn das zunächst mit Schwierigkeiten verbunden ist...
Christina, Robert und Eddie sind Nachbarskinder. Es ist ein heißer Sommertag und sie wollen zum Waldsee gehen, um Froschlaich zu suchen. Robert findet Eddie doof, denn Eddie hat das Down-Syndrom und ist so langsam und tapsig. Obwohl Christina ein schlechtes Gewissen hat, lässt sie sich von Robert überreden zu zweit aufzubrechen. Doch Eddie folgt den Beiden heimlich. Als Robert das bemerkt ist er genervt und will ihn vertreiben. Christina bleibt geduldig und schaut Eddie interessiert zu als er, um Robert zu beeindrucken, ein Salamanderbaby fängt. Eddie ist es auch, der die Schönheit der Seerosen entdeckt. Als er Christina eine Seerose pflücken will, gelingt ihm das nicht auf Anhieb, woraufhin Robert ihn mit Worten so verletzt, dass er in den Wald hineinläuft. Christina reagiert schuldbewusst, lässt Robert am Ufer zurück und folgt Eddie, der scheinbar genau weiß wohin er will. Er führt sie zu einer Lichtung, mit einem kleinen See voller herrlich blühender Seerosen und zeigt ihr seine Entdeckung. Trauben von Froschlaich säumen das Ufer. Eddie strahlt und Christina ist überglücklich. Sie möchte den Laich mitnehmen doch Eddie ist dagegen, da er nicht möchte, dass die Kaulquappenkinder von ihrer Mama getrennt werden. Als beide ihr hässlich- verzerrtes Spiegelbild in der gekräuselten Oberfläche des Sees betrachten findet Eddie tröstende Worte ";Ist schon in Ordnung....ich mag dich trotzdem". Gemeinsam machen sie sich dann auf den Heimweg.
Wir alle kennen das unangenehme Gefühl das uns manchmal beschleicht im Umgang mit behinderten Menschen. Als Kind bekommt man gesagt, man solle nett sein, sie ins Spiel mit einbeziehen. Tut man es nicht, entsteht ganz schnell ein schlechtes Gewissen und damit umso mehr Distanz. Doch es ist häufig die Unvoreingenommenheit der geistig Behinderten, die uns eines Besseren lehrt. So auch beschrieben in der Geschichte von Virginia Flemming. Wir lernen Christina, das Nachbarsmädchen kennen, deren Mutter immer wieder sagt ";Sei nett zu Eddie". Sie hat eigentlich gar keine Lust dazu und bereits ein schlechtes Gewissen, als Sie mit dem Nachbarsjungen Robert alleine spielen geht. Robert buhlt um die Gunst Christinas und will Eddie nicht dabei haben. Scheinbar weiß er nicht wie er mit der Situation besser umgehen kann und so fallen in seiner Hilflosigkeit Sätze wie: ";Bloß nicht mit dem Blödmann reden", "der versteht dich doch sowieso nicht" und er treibt ihn wie ein Tier zurück nach Hause.
Doch an diesem sonnigen Frühlingstag ist es Eddie der Christina begeistert und zwar auf seine ganz eigene Art und Weise. Er lässt sich durch den garstigen Robert nicht einschüchtern und zeigt seine ganze Freundlichkeit. Er entdeckt Schönes, an Stellen die sonst unbeachtet bleiben. Er geht ganz und gar arglos mit Tieren um und zeigt immer wieder sein herzerwärmendes Lachen. Er bereitet den Weg für Akzeptanz.
Unterstützt wird die zarte Entwicklung der Freundschaft zwischen Christina und Eddie durch die stimmungsvollen Illustrationen von Floyd Cooper. Auf den ersten Seiten spürt und riecht man förmlich den sonnigen Tag auf dem Lande. Wie mit einem Weichzeichner wird eine Leichtigkeit dargestellt, die einen ganz sanft diesen Kindersommertag erfahren lässt. Den See im Wald, leicht umnebelt und funkelnd, nimmt man durch die Bilder wie einen magischen Ort war. Und das macht die Geschichte auch glaubhaft, denn man spürt, dass Christina und Eddie an diesem Ort etwas Besonderes erleben, sowohl mit ihren Augen als auch ganz tief in ihrem Inneren - in ihren Herzen.
Der einfache Text ist in kurzen Sätzen leicht und einprägsam geschrieben. Gleich zu Beginn gibt es eine Textstelle, bei der es mir etwas unwohl war. Und tatsächlich habe ich bei der Beschäftigung mit diesem Buch herausgefunden, dass genau diese Textstelle häufig Anlass zu Diskussionen gibt. ";Gott macht keine Fehler, und wenn es überhaupt einen Fehler gab, dann war das Eddie" lässt Fleming Christina denken. Dieser Satz liefert verständlicherweise ausreichend Stoff für Auseinandersetzungen. Es wundert mich allerdings, dass sich keiner der Kritiker oder Leser darüber brüskiert, wenn Eddie als watschelnd, kleckernd, breit grinsend oder als ";Monster" dargestellt wird. Und ich finde das muss man auch nicht. Denn das Buch gibt textlich und optisch zwar eine Stereotype wieder, aber eine durchaus gültige Form des Verhaltens bei Down-Syndrom. Selbstverständlich sind nicht alle Kinder mit dieser Behinderung genau so. Hier wird einfach eine Variante auf einfühlsame Weise dargestellt.
Das Buch aus dem LAPPAN-Verlag wurde ausgezeichnet als ";Childrens's Book of the Year" und Vereinigungen, die sich mit der Problematik Down-Syndrom beschäftigen, empfehlen das Buch als durchaus wegbereitende Lektüre zur Kontaktaufnahme von Kindern mit Behinderten und um Scheu abzubauen.
Fazit:
Ein herzliches Buch, schön illustriert, das es Eltern und Kindern leicht macht, sich mit dem Thema Integration von behinderten Menschen auseinanderzusetzen.
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