Einmal Döner bitte!
Chris‘ Leben besteht im Grunde nur aus Zocken. Stunden verbringt er vor dem PC und ernährt sich von Dönern – möglichst ohne Gemüse. Davon hat sein Patenonkel genug und schlägt ihm einen Deal vor: Wenn er 1000 Kilometer mit dem Fahrrad bis zum Ende der Ferien zurücklegt, dann bekommt er von ihm 1000 €. Ist Chris dieser Aufgabe gewachsen?
„Ich bin wie ein Döner. Jeder, der mich ansieht, sieht nur das Brötchen außenrum. Ob ich innen knusprig oder zart, lasch oder würzig, trocken oder saftig bin, das sieht niemand. Das weiß nur ich.“
Eigentlich können ihn selbst die 1000 € nicht aus seinem Zockerparadies herauslocken. Doch als sein Patenonkel droht, das Geld stattdessen seinem Cousin Tom zu geben, willigt Chris ein – denn Tom ist ein Widerling, ein Angeber und ein Fiesling. Also macht sich Chris jeden Morgen auf den Weg den Hügel hinauf, zum Rathausplatz, wo sich die ganzen Dönerbuden tummeln.
Chris ist überrascht, wie leicht ihm das tägliche Radeln immer mehr fällt, welchen Menschen er begegnet und welche unterschiedlichen Döner auf ihn warten. Da gibt es welche, die gerollt oder in einem Fladenbrot zubereitet werden, welche mit ekliger Soße, dafür aber billig, solche mit viel Fleisch oder viel Gemüse, und auch welche ganz ohne Fleisch. Chris ist begeistert und schreibt seine Erfahrungen in ein Logbuch. Ob die hübsche Zeynep vom City-Grill seine Eintragungen lesen würde? Doch zuerst muss er ein ganz anderes Problem lösen: Sein Cousin Tom ist so gar nicht erfreut von Chris‘ Erfolg. Wie kann er sich nur gegen ihn wehren?
„Wenn du stets nur dasselbe willst, kann das Leben dich nicht überraschen.“
Geradezu unscheinbar, aber mit interessantem Titel kommt dieses neue Buch von Stefan Gemmel daher, das doch etwas anders ist als seine bekannteren Bücher. Und zuerst könnte man sich vielleicht etwas anderes vorstellen, eine Art Roadtrip, der sich zu einer Selbstfindung entwickelt – alles schon gehabt, alles schon dagewesen. Umso überraschter ist man, wie sich die Geschichte entwickelt und wie groß der Heißhunger auf Döner auf einmal wird!
Denn der Döner an sich ist hier das zentrale Objekt der Begierde – am Ende gibt es sogar ein Rezept für einen leckeren Gemüsedöner (alle Skeptiker müssen dies erst ausprobieren, bevor die Nase gerümpft wird; Chris musste da auch durch und so viel sei gesagt: Er hat es nicht bereut). Vor allem ist es aber Chris‘ uneingeschränkte Begeisterung für das Gericht, das er mit kunstvollen Worten ausschmückt und bei dem er sogar philosophisch wird. Man ist gewillt, einige Zitate zu notieren; über andere muss man sehr lachen, denn auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Nebenher muss sich Chris noch gegen seinen Cousin wehren, lernt interessante Dönerrestaurant-Besitzer kennen und schließt Freundschaften. Das alles ist gepackt in ein kleines Büchlein, dessen Tempo genau richtig ist: Nicht so schnell, dass der Inhalt verloren geht, aber auch nicht so kurz, dass man sich fragt, wohin die Geschichte gehen soll.
Fazit
Außer einen gewaltigen Hunger auf einen leckeren Döner beschert das Buch eine Menge Unterhaltung und viel Humor. Chris und seine Geschichte vergisst man sicher nicht so leicht!
Deine Meinung zu »Abenteuer eines Döner-Checkers«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!