Der Tag, an dem ich versehentlich die ganze Welt belog

  • Atrium
  • Erschienen: März 2022
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übersetzt von Silke Jellinghaus; Hardcover, 288 Seiten

ISBN: 9783855356706

Der Tag, an dem ich versehentlich die ganze Welt belog
Der Tag, an dem ich versehentlich die ganze Welt belog
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Rita Dell'Agnese
90%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2023

Idee

Die Adaption von «Des Kaisers neue Kleider» ist auch dank dem liebenswerten Protagonisten gelungen.

Text

Der süffig geschriebene Text lädt Kinder ein, sich ins Buch hinein fallen zu lassen.

Kurzweilige Geschichte mit Tiefgang

Schlimmer könnte es kaum kommen: Coles Familie kann sich schon jetzt die Reparatur des Heizkessels nicht leisten – und nun verliert auch noch seine Mutter ihren Job im Museum. Obwohl die Eltern ihre Existenzsorgen vor den Kindern zu verbergen versuchen, bekommt der Zwölfjährige mit, wie es um die Familie steht. Er beschließt, sich auf die Suche nach einem besonderen Schatz zu machen, der im Museum zu finden sein soll, den aber bis anhin niemand gefunden hat. Mit dem Schatz will er seiner Familie aus der Misere helfen. Dass genau zu dieser Zeit eine berühmte Künstlerin seiner Schule einen Besuch abstattet und im Bild von Cole ein interessantes Werk erkennt, berührt Cole kaum.

Denn das Bild, das sie so lobt, ist aus einer Verkettung von fehlender Idee, Ungeschick und Verlegenheit entstanden. Als Cole dafür eine überraschend große Summe bekommt, stimmt er dem Wunsch der Künstlerin zu, ein weiteres Bild zu schaffen. Doch so einfach geht ihm das nicht von der Hand, wie er dachte. Denn er ist ja noch mit der Suche nach dem Schatz beschäftigt. Wie gut, dass seine kleine Schwester Spaß an den Leinwänden hat, auf die Cole ein weiteres Kunstwerk malen soll. So kann Cole doch noch ein weiteres Bild präsentieren, auch wenn es nicht von ihm stammt. Doch der Schwindel fliegt auf.

Den Jungen nicht wahrgenommen

Der Autorin ist mit diesem Roman ein sehr unterhaltsames und witziges Lesestück für junge Menschen gelungen, das durchaus auch als Lektüre für Eltern taugt. Während die jungen Leserinnen und Leser wohl mit Cole und seinen Freunden bei der Schatzsuche mitfiebern, werden Erwachsene die ganz andere Botschaft erkennen, die Lisa Thompson in ihren Kinder-Roman verpackt. Nämlich die Aufforderung, genauer hinzuhören.

Der Junge beteuert von Anfang an, dass das Bild, das von der Künstlerin so hochgelobt wird, eher aus Zufall entstanden ist. Natürlich ist er geschmeichelt, dass dank seines Bildes das dringendste Renovierungsproblem im elterlichen Haus gelöst werden kann, doch fühlt er sich absolut unter Druck, als man von ihm ein weiteres Kunstwerk erwartet. Niemand von den Erwachsenen fragt den Jungen, wie es ihm mit diesem Druck tatsächlich geht. Die durchaus liebevollen Eltern stehen noch zu intensiv unter dem Druck, die Existenz der Familie zu sichern. Lisa Thompson macht aber auch deutlich, dass die Meinung der so hochgejubelten Künstlerin von allen ohne Nachdenken übernommen wird und damit quasi die Situation des «Kaisers ohne Kleider» entsteht – also das kritiklose Akzeptieren einer Behauptung.

Eine Frage der Sichtweise

Interessant ist ein weiterer Aspekt. Gut verborgen, aber dennoch nachvollziehbar richtet die Autorin den Appell an die jungen Leserinnen und Leser, sich über Vorurteile und Mobbing Gedanken zu machen. Das musikalische und kluge Mädchen, das von der ganzen Klasse – auch von Cole – verspottet wird, entpuppt sich als gute und verlässliche Freundin. Und auch die Situation, in der sich Cole für seinen Vater schämt, als dieser in der Schule nicht etwa von seinem ehemaligen Beruf als Rowdy einer Popband berichtet, sondern von der erfüllenden Situation als Vollzeit-Vater, dürfte zum Nachdenken anregen. Denn cool sein, ist auch eine Frage der Sichtweise. Und die Autorin regt dazu an, sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, was die wirklichen Werte sind. Dies kommt auch noch einmal zum Ausdruck, als die Kinder auf den Schatz stoßen, der so ganz anders ist, als vermutet.

Fazit

Mit diesem Kinderbuch unterhält die Autorin Lisa Thompson auf eine witzige und amüsante Art. Die Geschichte bietet sowohl Tiefgang als auch eine große Portion gutes Gefühl.

Der Tag, an dem ich versehentlich die ganze Welt belog

Lisa Thompson, Atrium

Der Tag, an dem ich versehentlich die ganze Welt belog

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