Glitzer für alle!
- Penguin Junior
- Erschienen: März 2022
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Illustrationen von Eefje Kujil; Hardcover, 32 Seiten
ISBN: 9783328300588
Nur für Mädchen, nur für Jungs?
Paul und Tarek sind beste Freunde und spielen im Kindergarten gerne zusammen. Kein Abenteuer ist den beiden zu gefährlich und gerne beweisen sie sich gegenseitig ihren Mut. Natürlich lässt es sich keiner von beiden nehmen bis ganz oben aufs Klettergerüst zu klettern, um anschließend von der hohen Stange herunterzuspringen. Doch gerade als Paul loslassen will, sieht er im Dach des Klettergerüstes etwas funkeln und strahlen und macht sich noch einmal auf den Weg nach oben, wo er eine glitzernde Krone findet. Auch Tarek von unten freut sich und beide wollen die Krone als Piratenschatz in ihr Geheimversteck bringen, als Tilly angelaufen kommt und ihre Krone zurückfordert.
Am nächsten Tag ist Paul immer noch ganz fasziniert von der Krone und möchte sie gerne aufsetzen, doch alle Kinder lachen ihn aus, weil er mit Mädchensachen spielt und Tarek fordert ihn auf, sie ganz schnell abzusetzen. Nach einer wilden Runde Ritterspielen möchte Paul schließlich von Tarek wissen, warum Jungen nicht mit Glitzersachen spielen dürfen, worauf Tarek auch keine rechte Antwort hat und sie gemeinsam zu überlegen beginnen. Eventuell könnten Jungen zu Eisblöcken werden, explodieren oder sich in Sterne verwandeln, sodass sie beschließen, sich in Zukunft lieber von Glitzer fernzuhalten. Nachts beim Anblick des Sternenhimmels ist sich Paul schließlich sicher, dass es sich bei all den funkelnden Sternen um verzauberte Jungen handeln muss. Glitzer ist für beide fortan tabu und sie gehen lieber ihren wilden „Jungenspielen“ nach. Als Tilly eines Tages beim Fangen mitspielen möchte, kommt das aufgrund ihres Glitzer-T-Shirts natürlich nicht in Frage, so nah ist Glitzer den beiden viel zu gefährlich. So leicht lässt sich Tilly jedoch nicht abwimmeln. Ob sich Paul und Tarek jetzt in Sterne verwandeln werden?
Mädchensachen – Jungensachen?
Die Idee mit der Geschichte zu zeigen, dass es in Ordnung ist, wenn Jungen mit sogenannten Mädchensachen oder Mädchen umgekehrt mit Jungensachen spielen, ist prinzipiell gut. Die Umsetzung weist jedoch einige Schwächen auf. Die beiden Hauptfiguren Paul und Tarek erfüllen zunächst typische Rollenklischees, sie sind wild, kennen keine Gefahr und haben natürlich auch keine Angst. Sie spielen Ritter, wobei sie mit Stöcken gegeneinander kämpfen und kleiden sich auch wie typische Jungs, was auch bei der Kleider- und Farbwahl der weiteren Figuren auf den Bildern zu sehen ist. Hier wird somit direkt eine klare Trennung zwischen Mädchen und Jungen gezogen, die durch die Thematik des Glitzers noch einmal vertieft wird, indem die Kinder sich daraufhin explizit mit dem Thema Mädchen- und Jungensachen auseinandersetzen.
Zwar ist erwachsenen Lesern schnell klar, dass die Überlegungen der beiden Kinder, was bei zu viel Nähe zu Glitzer passieren könnte, nicht ernst gemeint sind und Kindern vermitteln sollen, dass es keinen Grund für die Einteilung von Glitzer als Mädchensache gibt, doch trifft dies nicht auch auf alle Kinder im Kita-Alter zu. Anstatt zu zeigen, dass Glitzer für alle ist, verunsichert die Geschichte in vielen Bereichen eher und zeigt Grenzen, die so bisher vielleicht noch gar nicht wahrgenommen wurden. Eine weitere Stelle, die stört, ist der Kampf der Jungen mit Stöcken und später die Verteidigung der Jungs durch Tilly wiederum mit einem Stock, was schon eine gewisse Form von Gewalt darstellt, die in Kinderbüchern nichts verloren hat.
Gestaltung
Die Illustrationen sind farbenfroh und sprechen Kinder an. Die Bilder passen gut zum Text, doch auch hier wird zwar Vielfalt in Form verschiedener Hautfarben und Inklusion gezeigt, gleichzeitig werden die meisten Mädchen in typischer Mädchenkleidung und entsprechenden Farben und die Jungen in dunklen Farben dargestellt, was sich auch bei den Frisuren mit kurzen Haaren bei Jungen und langen Haaren bei Mädchen mit Haarbändern fortsetzt. Auch ist es schade, dass das Buch zwar „Glitzer“ im Titel trägt, jedoch der Glitzer im Buch nur gemalt ist und sich keine aufgetragenen Glitzereffekte wie in vielen anderen Kinderbüchern finden, die bei den jungen Lesern immer besonders beliebt sind.
Fazit
Die Idee zu zeigen, dass es keinen Grund für die Einteilung zwischen Jungen- und Mädchensachen gibt, ist toll, die Umsetzung weist jedoch sowohl in der Handlung als auch in der Gestaltung einige Schwächen auf, sodass die Intention des Buches eher gefährdet als gefördert wird.
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