Knigge für wilder Tiger
Kati Krokodil hat Geburtstag! Alle ihre Freunde sind gekommen, um mit ihr diesen tollen Tag zu feiern. Auf dem Tisch stehen leckere Kuchen, kleine Törtchen und Pudding, sogar an volle Honigtöpfe für die Bären wurde gedacht. Als alle beginnen wollen, stürmen mit drei hungrigen wilden Tigern noch die letzten Gäste herein, die anders als die anderen Tiere keine Zeit für Höflichkeiten aufbringen und sich direkt auf das Festmahl stürzen. Nichts ist vor ihnen sicher, sodass nach kurzer Zeit bereits alle Leckereien vertilgt sind oder verkrümelt und verschüttet auf dem Boden oder Tisch liegen. Das Geschirr ist teilweise zerbrochen oder wird als Hut verwendet, was bei der Gastgeberin natürlich gar nicht gut ankommt. Als dann im Eifer des Gefechts auch noch versehentlich einer der Gäste verspeist wird und nur noch sein Schwanz aus dem Tigermaul ragt, ist die Party ruiniert. Dabei wissen die Tiger gar nicht genau, was sie falsch gemacht haben sollen und beschließen, einen Kurs über gutes Benehmen bei Miss Molly zu belegen. Ob sie dort wohl lernen, wie sich ein guter Gast benimmt?
Schlürfen, Rülpsen, Schmatzen
Bei ganz kleinen Kindern mag es noch niedlich sein, wenn das Essen sorgfältig untersucht und mit den Händen gegessen wird. Auch wenn dabei ab und an geschmatzt wird und etwas auf den Boden fällt, wird das noch gerne verziehen. Doch sind die ersten Essversuche gelaufen, hört es schnell mit dem Verständnis auf und eine ganze Reihe an Tischmanieren soll beherrscht werden. Gar nicht so einfach und für viele Kinder auch überhaupt nicht nachvollziehbar, warum mit dem Geschirr nicht gespielt werden soll, man nicht kippeln oder den Teller abschlecken darf. Am Beispiel der drei wilden Tiger verstehen schon kleine Kinder, warum Tischmanieren wichtig sind und wie es sich für andere anfühlt, wenn jemand völlig ohne sich an Regeln zu halten am Essen teilnimmt.
Auf witzige Art verdeutlicht Zanna Davidson zunächst anhand der Tiger, welches Verhalten nicht erwünscht ist, wobei auch deutlich wird, warum gewisse Dinge wie aus der Kanne trinken oder auf den Tisch klettern, nicht gehen. Im zweiten Teil des Buches versuchen die Tiger Manieren zu lernen, wo die wichtigsten Tischregeln, wie nicht mit dem Essen werfen, Besteck benutzen, Ellenbogen vom Tisch oder gerade sitzen, angesprochen werden. Wer Kinder hat weiß, dass diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten im Alltag doch das ein oder andere Mal auch von Kita-Kindern gerne mal vergessen werden…
Gestaltung und Umsetzung
Die Idee zur Geschichte ist originell und greift ein Thema auf, welches in Bilderbüchern relativ kurz kommt. Der Text ist in witzigen Reimen verfasst, denen man jedoch stellenweise anmerkt, dass es sich um Übersetzungen handelt. Manchmal ist es etwas schwierig, direkt den richtigen Rhythmus zu finden und die Verse wirken etwas „zurechtgebogen“: „Die Party habt ihr ruiniert und mein Geschirr komplett zerstört. Lenni habt ihr fast gefressen! Das ist doch unerhört!“ Die Bilder sind kindgerecht und bunt. Oft befinden sich verschiedene Szenen auf einer Seite, was gerade für jüngere Kinder etwas unübersichtlich ist. Da es durch die drei Tiger keine richtige Hauptfigur gibt, sind die kleinen Bilderbuchbetrachter eher stille Beobachter, da die Geschichte durch keinen klaren Protagonisten nur wenig Identifikationspotenzial bietet.
Fazit
Insgesamt eine tolle Idee, ein kindgerechtes Buch über Tischmanieren zu verfassen. Die Geschichte weist zwar ein paar Schwächen auf, ist jedoch witzig geschrieben. Gleichzeitig vermittelt sie auf humorvolle Art, warum bestimmtes Verhalten am Tisch nicht gern gesehen wird und wie man es besser machen kann!
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