Von der Erbse bis zur Melone
Wo kommen eigentlich Babys her? Diese Frage trifft wohl irgendwann alle Eltern. So manche kommen dann in Erklärungsnot. Bücher, die sensibel und mit Bildern aufklären, können dabei helfen. Erbsenklein Melonengroß ist da eine gute Möglichkeit, um den Weg von der Befruchtung bis zur Geburt zu verstehen.
„‘Und wie groß ist das Baby gerade?‘, fragt Toni. Papa verschwindet kurz in der Küche. Dann kommt er mit der Obstschale zurück ins Wohnzimmer.“
Toni kann es kaum erwarten: Ihre Mama ist schwanger und hat bald einen Termin beim Frauenarzt, wo ein Ultraschall gemacht wird. Als Überraschung bringt sie Toni dann auch ein Foto vom Baby aus dem Bauch mit. Da ist natürlich die Neugierde geweckt, und Toni möchte genau wissen, wie so ein Baby entsteht und wie es dann auf die Welt kommt.
Gut, dass sie offene Eltern hat, die ihr ehrlich Rede und Antwort stehen. Das beginnt natürlich damit, dass es Menschen mit einer Vagina und solche mit einem Penis gibt, aber auch solche, die sogar beide Geschlechter haben. Auch dass die Geschlechtsorgane unterschiedlich aussehen können, wird thematisiert, und ebenso, wie die Befruchtung funktioniert.
Schließlich hilft auch Papa aus und holt die Obstschale hervor: Mit 7 Wochen ist der Embryo noch so klein wie eine Erbse, mit 10 Wochen dann schon so groß wie eine Erdbeere und schließlich zur Geburt so groß wie eine Wassermelone – da ist der Schock natürlich groß: Wie soll eine Wassermelone herauskommen? Auch dafür haben ihre Eltern eine Erklärung!
Liebevoll und divers
Natürlich unterscheiden sich Bücher inhaltlich nicht wirklich, wenn es um die Aufklärung von Kleinkindern geht. Aber wenn man auf die feinen Unterschiede achtet, dann geht es doch um das Besondere, das zählt. So in diesem Buch, wo Diversität einen Mittelpunkt darstellt. Man findet Menschen unterschiedlicher Hautfarben, solche im Rollstuhl, dicke und dünne Leute, welche mit vielen Tattoos, andere mit der Weißfleckenkrankheit usw. Das ist wichtig und schärft schon bei den Kleinsten einen Blick für Unterschiedlichkeit, die aber keinen Nachteil darstellt.
Auch die Bilder sind gelungen: In schönen Farben, großformatig und ohne viele Details, dadurch aber verspielt und mit gewisser Leichtigkeit. Für das Zielalter braucht es nicht mehr an Detailtreue (für ältere Kinder lässt es diese aber vermissen).
Weniger ansprechend ist dagegen der Text, der zum einen sprachlich mehr Geschick verlangt, zum anderen aber auch zu wenig über das eigentliche Thema spricht. Er kommt wenig erklärend daher. So wird verraten, dass manche Menschen auch eine Mischung aus Vulva und Penis haben. Es ist dringend nötig, sowas anzusprechen. Aber auch Eltern können hier schnell in Erklärungsnot kommen, weil es ihnen neu ist. Wie sollen sie dann wissbegierigen Kindern deren Fragen beantworten?
Fazit
Ein „gendersensibles Vorlesebuch“ zum Thema Sexualität. Der Vergleich mit den Früchten gelingt, ebenso die Diversität. Textlich lässt das Buch aber einiges vermissen.
Verena Tschemernjak, Cornelia Lindner, Achse
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