Die Ostergeschichte

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2006

Idee

Die traditionellen Hintergründe der Ostergeschichte werden weitestgehend kindgerecht wiedergegeben. Gestalterisch schön und aufwendig in Szene gesetzt, spricht es aber die Gefühle der Kinder nur wenig an.

Bilder

Helle und angenehme Farbverläufe zeigen die Landschaft der damaligen Zeit. Viele Details machen das Buch optisch hochwertig. Die Gesichter der Menschen sind aber eher abweisend, sie zeigen keine Emotionalität.

Text

Der Autorin ist der Spagat zwischen Ehrlichkeit und kindgerechter Vermittlung weitestgehend geglückt; sie hat die wichtigsten Fragen für Kinder gut auf den Punkt gebracht.

";Was feiern wir Ostern eigentlich?" Das ist eine gute Frage, vor allen Dingen, wenn sie von unseren kleinen Sprösslingen kommt. Dabei ist die Frage nach dem Osterfest eng verknüpft mit einer weiteren, viel schwierigeren Frage unserer Kinder: ";Warum mußte Jesus am Kreuz sterben?" Das Bilderbuch vom Coppenrath Verlag gibt auf traditionelle Weise erste Antworten auf diese Fragen.

Jesus erzählt den Menschen von Gott. Aber das Bild eines fürsorglichen und liebevollen Gottes, gleich eines Vaters oder einer Mutter, wollen die Mächtigen, Römer und Priester, nicht hinnehmen. Rüttelt dieser Glaube doch zu sehr an ihren Fundamenten, die sich auf Gewalt und Unterdrückung stützen. Als Jesus nach Jerusalem kommt, fürchten die Priester umso mehr um ihre Vormachtstellung und beschliessen, Jesus gefangen zu mehmen. Nach dem letzten Abendmahl geht Jesus mit seinen Freunden auf den Ölberg - er weiss, dass er nun bald sterben muss. Als die Römer kommen, um ihn gefangen zu nehmen, will Petrus dies mit Gewalt verhindern. Doch Jesus rügt ihn wegen der Verletzung des Wachmannes und heilt dessen Wunde allein durch die Berührung seiner Hand. Im Gefängnis wird Jesus von den Soldaten geschlagen und gedemüdigt. Sie verspotten ihn, verkleiden ihn mit einem roten Umhang als König und setzten ihm eine Dornenkrone auf. Petrus, einer seiner treueseten Freunde, ist den Soldaten gefolgt und ist in Jesus Nähe. Doch als ihn eine Frau fragt, ob er nicht einer der Jünger Jesu sei, verleugnet er ihn - und ganz wie Jesus es ihm prophezeit hatte, tut er dies, noch ehe der Hahnenschrei zu hören ist.

Jesus trägt das schwere Holzkreuz, an dem er nach dem Willen der Hohenpriester und Römer sterben soll, auf den Berg Golgatha. Inmitten zweier Verbrecher wird Jesus schließlich am Kreuz aufgehängt. Als er statt Wasser Essig zu trinken bekommt, ist Jesus verzweifelt, fühlt sich allein und stirbt.

Jesus´ Leichnam wird in ein Felsengrab gelegt, das mit einem schweren Stein verschlossen wird. Am dritten Tag nach seinem Tod kommt Maria von Magdala zum Grab, um dort Blumen niederzulegen. Da erscheint ihr ein Engel und sagt ihr, dass Jesus nicht länger tot ist. Als sich jemand Maria nähert, erkennt sie den Mann nicht sofort. Doch als er sie anspricht, begreift sie, dass es Jesus ist, der von den Toten auferstanden ist. Noch ein letztes Mal kehrt Jesus zu seinen Freunden zurück und versichert ihnen, dass er bis an das Ende der Tage bei ihnen sein wird.

Jeder, der dem christlichen Glauben angehört, kennt die Geschichte von Jesus´ Kreuzigung. Dafür wäre eigentlich keine Inhaltsangabe nötig. Aber da es sich um das wohl - ich will es mal sehr unreflektiert ausdrücken - dunkelste Kapitel unseres Glaubens handelt, finde ich es für Eltern wichtig zu erfahren, welche Aspekte in diesem Buch vom Coppenrath Verlag aufgegriffen werden. Für Kinder ist es nämlich sehr schwer zu begreifen, warum die Menschen damals so etwas Herzloses tun konnten. Denn Jesus hat ja niemandem etwas angetan, im Gegenteil, war er doch der friedvollste Mensch den man sich vorstellen kann.

Man kann ja über die alten Traditionen des christlichen Glaubens sehr unterschiedlicher Meinung sein. Doch am allerwenigsten hilft des den Kindern, wenn wir dem Thema ausweichen oder Verharmlosendes erklären. Wie beispeilsweise: ";Der Jesus hält sich nur am Kreuz fest". Dass das nicht stimmen kann, spüren Kinder nur allzu schnell; zudem werden sie an vielen Orten mit dem Leiden Christi konfrontiert.

Meiner Meinung nach ist Jutta Bergmoser dieser schwere Spagat zwischen Ehrlichkeit und kindgerechter Vermittlung weitestgehend gelungen. Dabei wird nichts beschönigt, aber auch nichts überdramatisiert. Der Inhalt des Neuen Testaments wird auf traditionelle Weise wiedergegeben, so dass wir die massgeblichen Stationen aus der Kreuzigung hier wiederfinden. Auch gerade auf die Frage nach dem ";Warum" gibt die Autorin eine für Kinder verständliche Antwort.

Unvermeidbar und nicht wirklich abzuschwächen ist da die Misshandlung und Kreuzigung Jesu. Im Falle der Misshandlung wird dies weitestgehend in knappen Sätzen erwähnt aber durch die Bilder nicht weiter vertieft. Diese direkte Konfrontation mit der Gewalt kann bei dem Kreuzweg und letztlich bei der Kreuzigung nicht umgangen werden, aber auch hier finden wir eine eher klassische und wenig emotionale Wiedergabe.

Was an dieser Stelle richtigerweise die Dramatik des Moments wegnimmt, nämlich die fehlende Emotionalität, betrifft aber leider auch die anderen Passagen des Buches. Die Intensität der angesprochenen Gefühle lässt sich auf ihren Gesichtern der dargestellten Menschen nicht ablesen. Obwohl die Bilder sehr stimmungsvoll in warmen und weichen Farben die unberührte Natur wiedergeben, wirkt der Ausdruck der Menschen maskenhaft und vielfach abweisend. Das ist schade, denn die Illustrationen von Wasyl Bagdaschwili sind durchweg aufwendig gestaltet; die fein dosierten Goldapplikationen und die schmückenden Details setzten Akzente, die dem Buch eine gewisse Wertigkeit verleihen.

Gut gefallen hat mir an dieser Stelle, dass sowohl dramaturgisch und auch gestalterisch ein deutlicher Schwerpunkt auf die Auferstehung gelegt wird.Hier finden wir einen großen doppelseitigen Aufklapper. Die geschlossenen Seiten zeigen Maria von Magdala, wie sie dem Engel an Jesus Grab gegenübersteht. Öffnet man die Seiten, sieht man ein kunstvoll gestaltetes Panoramabild vor sich, welches Jesus am geöffneten Grab zeigt. Hier sind die Goldapplikationen wieder zu finden. Dieses Mittel zeigt eindeutig die Kernbotschaft der Geschichte und gibt den Geschehnissen damit eine positive, hoffnungsvolle Wendung.

Das letzte Bild der Geschichte verleiht jedoch der gerade aufgeflammten Freude keine Flügel, denn es zeigt lediglich Jesus in einem engen Raum inmitteln seiner Freunde. Die Kernhandlung zeigt den bekannten Moment, da der ungläubige Thomas seine Finger in Jesus´ Wunde legt. Da hätte ich mir ein für Kinder etwas euphorischeres Schlussbild gewünscht, eines, das sie unbelasteter aus der Geschichte ";entlassen" hätte. Gut platziert ist aber die Erklärung der Kernfrage am Schluss, nämlich, warum Christen auch heute noch das Osterfest feiern und wofür es im christlichen Sinne steht.

Fazit:

";Die Ostergeschichte" ist es ein gestalterisch schönes und im klassischen Sinne traditionell-christlich ausgerichtetes Buch. Kinder erhalten hier erste Antworten zu den Ursprüngen des Osterfestes und damit zu der Auferstehung Jesus Christus. Da sich aber das Wunder in den Gesichtern der Menschen nicht wiederfindet, steht es der kindlichen Emotionalität eher fern und ist damit ein ein religiöses Kinderbuch, das primär die Inhalte der Bibel vermittelt.

Stefanie Eckmann-Schmechta 


Die Ostergeschichte

Jutta Bergmoser, Coppenrath

Die Ostergeschichte

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